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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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zum tiefen V-Ausschnitt meines Oberteils gleiten– eine hauchzarte Berührung, die mich vor Begehren erschauern ließ. Ich schmiegte mich an ihn, schob meine Hände aufwärts über seine Brust und wandte ihm mein Gesicht für einen zuerst ebenso zaghaften und dann immer tieferen und leidenschaftlicheren Kuss zu. Mit einer Hand löste er die Spange an meinem Hinterkopf, sodass mir das Haar über den Rücken fiel. Er vergrub seine Finger darin und hielt ein Büschel in meinem Nacken fest, sodass ich gar nicht von ihm wegkonnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich drückte mich an ihn und genoss seufzend, wie er meinen Hals mit Küssen bedeckte, während seine Hand mich erforschte. Ich schmeckte ihn und spürte seinen Herzschlag hämmern.
    Warum er plötzlich aufhörte, wusste ich nicht. Ohne Vorwarnung packte er mich an den Oberarmen und schob mich von sich weg. Ich war ganz benommen, als wäre ich gerade aus dem Tiefschlaf aufgewacht. Er atmete schwer und konnte mir nicht gleich in die Augen schauen.
    » Was ist denn los?«
    » Sarah… Ich sollte das nicht tun.«
    » Warum denn nicht?«
    Sichtlich verärgert schaute er mir ins Gesicht. » Jetzt tu nicht so, du weißt, warum. Es ist einfach unprofessionell.«
    » Das hat doch nichts mit professionell sein zu tun– das ist was rein Persönliches.«
    » Also ich…« Er unterbrach sich und suchte nach Worten. » Ich kann das einfach nicht.«
    Ich wartete einen Moment, ob er es sich doch noch anders überlegte, und trat dann einen Schritt zurück. » Geht klar, hab’s verstanden. Aber du hättest mir doch gleich sagen können, dass ich lieber nicht herkommen soll.«
    Ich sprach bewusst beiläufig und nicht vorwurfsvoll, doch er verschränkte die Arme und schaute mich wütend an, als hätte ich ihn angegriffen. » Offensichtlich sind meine Entscheidungen nicht immer die besten, besonders wenn es um dich geht. Du bist Zeugin im größten Fall meiner Laufbahn. Ich darf es einfach nicht, sosehr ich es auch will. Das könnte mich meinen Job kosten.«
    Ich brachte ein schiefes Lächeln zustande. » Jedenfalls schön zu wissen, dass du nicht abgeneigt wärst.«
    » Hör auf damit. Mach dich nicht kleiner als du bist.« Seine Ton war gereizt. » Ich wollte dich schon, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Wahrscheinlich hast du keinen Schimmer, wie du auf Männer wirkst.«
    Er streckte seine Hand aus und strich mit einem Finger seitlich über mein Gesicht, der Kontur meiner Wange folgend. Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich spürte, wie mir die Tränen kamen und musste schlucken. Aber ich konnte unmöglich vor Andy Blake weinen. So viel Stolz hatte ich dann doch.
    Ich wandte mich ab, strich mir die Haare aus dem Gesicht und ging zum Fenster. Mein Gesicht brannte. Einen Augenblick betrachtete ich mein Spiegelbild vor dem dunklen Hintergrund– undeutlich und verschwommen. Dann lehnte ich mich gegen die Scheibe, schirmte die Augen seitlich mit den Händen ab und schaute hinaus auf die gegenüberliegenden Häuser und die auf dem Fluss tanzenden Lichter. » Das ist wirklich eine tolle Aussicht«, sagte ich in absurd plauderndem Ton, als sei unser Gespräch über die Wohnung durch nichts unterbrochen worden.
    » Scheiß auf die Aussicht«, schnaubte Blake, kam mit wenigen Schritten zu mir ans Fenster und zog mich zu sich herum. Mit einer Art Verzweiflung sah er mich an. Dann waren seine Lippen wieder auf meinen, und widerstandslos gab ich mich ihm hin. Ich schlang die Arme um ihn, als er mich in sein Schlafzimmer trug, und half ihm und mir aus den Sachen. Von da an zählte nur noch seine Haut auf meiner, seine Hände, seine Lippen, und als ich meinen Rücken wölbte und aufschrie, war mein Kopf völlig frei, ohne einen einzigen Gedanken– es war wundervoll. Danach hielt er mich fest in seinen Armen, und erst als er meine Tränen abwischte, merkte ich, dass ich weinte.

1992
    Seit zwei Wochen vermisst
    Als ich höre, dass wir zusammen aufs Polizeirevier müssen, ist mir sofort klar, dass ich ganz schön in der Klemme stecke. Bisher haben Mum und Dad mich immer zu Tante Lucy gebracht, wenn sie wegen Charlies Verschwinden bei der Polizei waren. Ich sitze auf dem Rücksitz im Auto, hinter meiner Mutter, und am liebsten würde ich sagen, dass ich Bauchschmerzen habe. Das wäre nicht mal gelogen. Aber wahrscheinlich reicht es nicht, um Mum und Dad umzustimmen. Sie haben so einen seltsamen Gesichtsausdruck, der mir sagt, dass ich um diese Sache nicht herumkomme, und bei

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