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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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waren dort in einer hellgelben Flüssigkeit konserviert – mit weit aufgerissenen Augen und dunklen Haaren, verschrumpelter Haut auf kleinen Schädeln, eingefallenen Mündern und gefletschten, grinsenden Zähnen. Es waren dieselben Köpfe, die Jenna ihr vor einer scheinbar halben Ewigkeit gezeigt hatte.
    In Morgans Ohren begann es erneut zu dröhnen. Der Schmerz pochte wieder in ihrem Schädel. Ihr wurde mulmig, übel und eiskalt. Irgendwo tief in ihrem Bauch begann ein Zittern und breitete sich über ihre Arme und Beine aus, bis sie sich schließlich so schwach und unsicher wie ein neugeborenes Fohlen fühlte.
    »Wie ich schon sagte, ich nehme keine Befehle entgegen, und ich toleriere auch keine Art von Ungehorsam«, erklärte Dominus und hielt sie immer noch fest. »Ein Verstoß gegen meine Regeln«, fügte er hinzu und hob den Zeigefinger seiner anderen Hand, »nur einer, und ich werde nicht zögern, dich in meine Trophäensammlung einzureihen, wo schon all die anderen sind, die es wagten, mir zu widersprechen.«
    Er sah lächelnd auf sie herab, wobei seine Augen wieder aufgeregt funkelten. »Gehorche mir, unterwirf dich, herrsche mit mir. Oder stirb. Du hast die Wahl.«
    Ohne nachzudenken, und ohne ihn aus den Augen zu lassen, öffnete Morgan den Mund und sagte sehr leise: »Fick dich.«
    In seinen kohlschwarzen Augen blitzte einen Moment lang Überraschung auf. Er blinzelte. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und zerrte sie, die Hand noch immer in ihren Haaren vergraben, mit sich.
    »Interessante Wortwahl.«
    Er öffnete die Faust und ließ sie los. Sie wich schwankend zurück und keuchte vor Angst, bis sich ihr eine eiskalte, scharfe Klaue des Schmerzes in die Brust krallte und von dort aus ein eisiges Feuer durch ihren ganzen Körper jagte. Die Kälte verhärtete ihre Muskeln und ließ sie erstarren. Wieder war sie gefesselt. Atemlos wurde sie zur Gefangenen ihres eigenen Körpers.
    Mit seinen Armen vor seiner breiten Brust verschränkt, sagte Dominus: »Ja, wirklich eine interessante Wortwahl, vor allem, wenn man bedenkt, was ich mit dir vorhabe.«
    Sein Ton klang leicht, doch die Wut in seinem Gesicht war nicht zu übersehen. Sie hatte sich zuvor schon vor ihm gefürchtet, aber jetzt wurde ihr klar, dass sie kurz davorstand, herauszufinden, was wahre Angst bedeutete.
    Plötzlich hoben sich ihre Hände mit den ruckartigen Bewegungen einer Marionette und zogen an ihrem Kleid. Sie packten den Stoff und zerrten ihn über ihre Hüften. Morgan starrte entsetzt auf ihre ferngesteuerten Hände und konnte nur noch eines denken: Xander! Xander! Xander!
    »Oh, ja. Danke für die Erinnerung«, sagte Dominus. »Dein Liebster kommt, um dich zu retten. Aber ich werde ihn töten, bevor ihm das gelingt. Ich dachte, das könnte dich interessieren. Also«, fuhr er fort, die Stimme etwas tiefer als zuvor. »Jetzt wollen wir doch einmal dieses Kleid ausziehen.«
    Und bevor sie den Mund öffnen konnte, um zu schreien, zerrten ihre Marionettenhände das Kleid über ihren Kopf, und es fiel lautlos neben ihr auf den kalten Steinboden.

34
    D hatte Eliana so viel wie möglich in den wenigen kurzen Stunden gezeigt, die ihnen zwischen der Dämmerung und dem Purgare blieben, und das Ganze zu einem Wirbelwind der Eindrücke für sie gemacht.
    Das Forum, das Kolosseum, das Pantheon, seine liebsten antiken Ruinen, die Läden, Kunstwerke und die Arkaden des Mercati di Traiano, die verfallenen Bäder von Caracalla, die Piazza Navona mit ihren üppigen Barockbrunnen und den geschäftigen Cafés. D hatte ein Motorrad – natürlich ein italienisches, eine schlanke, kraftvolle, schwarze Ducati –, das in einer Garage in der Nähe der Domitilla stand. Damit waren sie durch die Stadt gerast, wobei Eliana ihre Schenkel eng an ihn gepresst und die Arme um seine Taille geschlungen hatte. Ihr warmer, weicher Körper hatte sich an die harten Muskeln seines Rückens gedrückt.
    Er war noch nie glücklicher gewesen.
    Doch jetzt war es beinahe Mitternacht. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit.
    »Wir müssen zurück«, murmelte er und sah zu, wie sie drei Kugeln Stracciatella-Eis verschlang, die sie sich in einem kleinen Café bestellt hatten.
    »Was ist das?«, rief sie mit vollem Mund aus und klopfte mit dem kleinen Holzlöffel an den Papierbecher. »Das ist der Himmel auf Erden!«
    Sie so zu sehen – voller Bewunderung, Aufregung und Begeisterung – war das schönste Geschenk, das er seit langer Zeit bekommen hatte. Vielleicht sogar

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