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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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viel Zorn . Dich für unsere Zwecke einzusetzen war wirklich nicht schwer.«
    Ein Eisberg glitt lautlos über sie und erdrückte sie mit seinem kalten, riesigen Gewicht. Auf einmal verstand sie mit einer erschreckenden, grausamen Klarheit alles, was geschehen war. Sie hatte das Gefühl, von Sonnenlicht geblendet zu werden, das sich auf Schnee spiegelt. »Oh mein Gott«, flüsterte sie.
    »Genau«, erwiderte er und lächelte noch breiter. »Ich bin dein Gott, Morgan. Gott der Rache, Gott des Krieges, Gott der Rettung, der unsere ganze Spezies von der Unterdrückung durch den Menschen befreien wird. Ich habe mein Leben dieser Mission gewidmet. Und jetzt sind die Würfel gefallen, die Spielfiguren stehen auf ihren Plätzen, und die Ikati können endlich ›Schachmatt‹ rufen. Auch dank dir.«
    Ihr Magen verkrampfte sich. Die schreckliche Erkenntnis, die so unerwartet für sie kam, raubte ihr fast die Sinne. Das Wissen, was Dominus getan und dass sie so willig ihren Teil dazu beigetragen hatte, brannte wie Gift in ihrem Rachen.
    »Sie … Sie haben das geplant!«, rief sie. »Sie haben all das geplant! Sie haben mich benutzt! «
    Sein Lächeln wurde gefährlich. »Du warst eine leichte Zielscheibe.«
    »Sie haben Ihr eigenes Volk getötet!«, ereiferte sich Morgan immer mehr, während ihr das Blut in die Wangen schoss. »Sie ließen sie foltern! Sie haben mit den Menschen zusammengearbeitet!«
    »Die Zerstörung ist eine der Aufgaben der Natur, wie der Marquis de Sade so treffend formulierte«, entgegnete Dominus ruhig. »Ein König muss willig sein, ein paar seiner Bauern zu opfern, um einen Krieg zu gewinnen. Und wie du weißt, schöne Morgan, waren wir seit Anbeginn der Zeit immer wieder in Kriege verwickelt.«
    Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mit einer Inbrunst, die ihr Herz hämmern und ihre Finger zu Krallen werden ließ, um seine Augen auszukratzen. »Sie Abschaum! Wir sind seit Jahrhunderten gejagt worden … Wir wurden gezwungen wegzulaufen. Wir mussten uns verstecken …«
    »Ruhe!«, brüllte er und sprang vom Divan auf.
    Er tigerte geschmeidig und bedrohlich wie ein Raubtier im Käfig vor ihr auf und ab. Immer wieder fuhr er angespannt durch die Mähne seiner silberschwarzen Haare.
    »Die Menschen haben damit angefangen. Sie haben uns den Krieg erklärt. Kennst du nicht den Spruch ›Halte deine Freunde nahe bei dir, aber deine Feinde noch näher‹? Genau das haben die Alphas meines Stammes getan, seitdem 1231 die Inquisition ins Leben gerufen wurde. Meine Vorfahren begriffen sehr schnell, dass ein Massenmord, der durch die Kirche abgesegnet war, eine wunderbare Gelegenheit darstellte, die Bastionen der Menschen zu erobern und unter ihren Anführern Chaos zu verbreiten. Du kannst es auch Rache nennen. Was für eine wunderbare Ausrede, um Menschen töten zu können! Und das auf so fantasievolle Weise!« Er blieb abrupt stehen und blickte Morgan an. Seine Stimme wurde um eine Oktave tiefer, und seine Miene jagte ihr erneut einen Schauder über den Rücken.
    »Damals wurde die Organisation gegründet.«
    »Die Expurgari «, flüsterte sie.
    »Die Reiniger«, stimmte er nickend zu. »Zuerst war es unsere Absicht, so viele Menschen wie möglich zu töten. Tausende wurden hingerichtet und als Häretiker gebrandmarkt. Die Kirche kam nie auf den Gedanken, dass etwas nicht stimmte. Sie gab uns Gold, Berge von Gold, weil wir unsere Aufgabe so wunderbar erledigten. Wir gaben vor, ihre unterwürfigsten Schüler zu sein, wenn wir aber in Wirklichkeit nur ihr Blut fließen sehen wollten. Es hat alles perfekt funktioniert … Bis wir auf einer unserer Reisen durch die Welt auf einmal eine andere Ikati-Kolonie entdeckten, die versteckt in Frankreich lebte.«
    Er begann wieder, auf und ab zu laufen. »Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns für die Einzigen gehalten. Wir können unsere Wurzeln nur bis zu dem römischen Soldaten zurückverfolgen, der nach Kleopatras Niederlage durch Caesar Augustus bei der Schlacht von Actium vier seltsame Waisenkinder aus Ägypten zurückbrachte. Doch sobald wir die Kolonie in Frankreich entdeckt hatten, änderte sich das Ziel der Expurgari .«
    Morgan hielt den Atem an. »Es gibt keine Kolonie in Frankreich.«
    Dominus blieb stehen. Er lächelte. »Nicht mehr.«
    »Warum?« Ihre Stimme war kaum zu hören. »Warum wurde eine ganze Kolonie unserer Spezies ausgerottet? Welchen Sinn hatte das?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte er lässig und zuckte mit den Achseln. »Meine Vorfahren haben weniger

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