Die Verraeterin
das schönste Geschenk aller Zeiten. Er holte tief Luft und nahm den Duft eines Zitronenbaums wahr, der in der Nähe stand. Der bittersüße Geschmack auf seiner Zunge erinnerte ihn an den flüchtigen Geschmack des Glücks.
»Schokoladenstückchen in Sahne. Das nächste Mal bekommst du Birne mit Zimt.«
Sie schluckte einen Löffel Eis herunter und senkte den Blick. »Das nächste Mal?« Langsam führte sie den Holzlöffel zu ihrem Mund und saugte daran, während sie ihm in die Augen sah.
Er lehnte sich über den Tisch und fasste nach ihrem Handgelenk, sodass sie den Löffel aus ihrem Mund zog. »Ja, das nächste Mal. Und hör auf, so verführerisch an diesem Löffel zu saugen. Sonst muss ich noch glauben, dass du mich absichtlich reizen willst.«
»Und dann musst du mich wohl übers Knie legen«, flüsterte sie, die Augen schelmisch funkelnd.
Er knurrte und zog sie aus ihrem Stuhl auf seinen Schoß. Sie kreischte leise auf und ließ den Eisbecher fallen. Ein älteres Paar am Nebentisch gab sich pikiert.
»Pass auf, dass ich das nicht gleich hier mache«, sagte er und biss sie sanft in den Hals.
Eliana kicherte und schlang ihre Arme um seine Schultern. »Das sind doch alles leere Versprechungen«, meinte sie ein wenig atemlos und blickte ihn mit ihren schönen, dunklen Augen an, die in seiner Seele neues Leben entfachten.
» principessa «, murmelte er verzaubert. »Ich würde tausend Tode sterben, damit ich nur einmal am Morgen neben diesem Lächeln aufwachen kann.«
»Nun«, neckte sie ihn und beugte sich vor, um ihre Lippen auf die seinen zu pressen. »Hoffen wir, dass es nicht so weit kommen muss.«
Dann küssten sie sich leidenschaftlich, ohne ihre Umgebung, die Zeit oder sonst irgendetwas wahrzunehmen. Sie tauchten so völlig ineinander, dass in diesem Moment nichts anderes existierte – nichts anderes als dieser Kuss.
Eliana löste sich als Erste. Er seufzte leise, als er ihren warmen, süßen Mund nicht mehr schmeckte und stattdessen den bitteren Geschmack des Verlusts auf der Zunge hatte.
»Ich will nicht zurück«, flüsterte sie und packte den Lederkragen seines Mantels. »Noch nicht.«
D öffnete die Augen. »Wir müssen aber. Du weißt, dass wir zurückmüssen.«
Sie strich mit einer Fingerkuppe über die geschwungene Linie seiner Oberlippe, und er hatte das Gefühl, als ob sie dort eine Spur aus Feuer hinterließ. »Wirst du weiterhin so tun, als könntest du mich nicht ausstehen?«, fragte sie leise.
D schüttelte den Kopf. Ihre Schönheit und der liebevolle, Blick, den sie ihm schenkte, verwirrten ihn zutiefst. »Nicht wenn du es nicht willst«, antwortete er. Sie schenkte ihm erneut ihr strahlendes Lächeln.
»Na ja, vielleicht ist es nicht schlecht, bis wir wissen … bis wir herausgefunden haben, wie wir … wie wir uns …« Sie brach ab und blinzelte. Er legte den Kopf auf ihre Brust und schloss die Augen. Ihr Herz schlug stark und regelmäßig. Es beruhigte das lodernde Feuer in seiner Brust.
»Nicht«, flüsterte er und sog den Duft ihrer Haut gierig ein. »Bitte rede nicht weiter.«
D wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, mit Eliana zusammen zu sein. Es gab nur eine Chance, all das zu regeln, was ihnen so wichtig war, nur eine Medizin gegen ihre Schmerzen, und für den Moment wollte er nicht darüber nachdenken. Er fand es zu quälend, denn die Therapie würde wahrscheinlich dem Patienten das Leben kosten.
Eliana erbarmte sich seiner. Sie seufzte und sprach nicht weiter. »Also gut«, meinte sie schließlich nach einer Weile. Sie löste sich von ihm und stand auf, um ihren Pulli glatt zu ziehen und eine Strähne ihres kurzen, schwarzen Haars aus dem Gesicht zu streichen. Ohne D anzusehen, sagte sie: »Zurück in den Hades.«
Er stand auf. Mit einem raschen Blick in seine Richtung drehte sie sich um und ging zu der Stelle zurück, wo das Motorrad geparkt war. Er folgte ihr schweigend. Sie wartete, bis er ein Bein über den Sitz geschwungen und den Motor angelassen hatte. Dann fasste sie nach seinem Arm, setzte sich auf die Maschine und machte es sich hinter ihm bequem.
Auf dem langen, kalten Rückweg zur versunkenen Kirche wurde Demetrius das Gefühl nicht los, zwar einerseits noch nie so glücklich in seinem Leben gewesen zu sein, jedoch andererseits irgendwie von einer enorm großen Gefahr bedroht zu werden.
Die ersten Schreie hallten schwach in dem langen Korridor wider. Constantine löste sich gerade aus der Umarmung einer geschmeidigen jungen Frau und brach nackt
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