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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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zu. Obwohl er so schön war, dass Michelangelo seinen David nach ihm hätte modellieren können, strahlte er etwas Finsteres aus – einen kühlen Hauch des Todes. Die Menge trat beiseite, um ihn durchzulassen, wobei sich Einzelne gegenseitig beiseiteschubsten, um ihm schnell genug auszuweichen.
    »Weil die Situation so ist. Das wird sich von selbst erledigen.«
    Lix runzelte die Stirn, ehe er begriff. »Dein Traum. Stimmt. Dominus hat diesen Mann in deinem Traum umgebracht.« Er lehnte sich zurück. »Wobei ich sagen muss, dass ich mich dadurch nicht besser fühle. Ich würde dieses Schwein lieber selbst zwischen die Finger bekommen.«
    Er sah D fragend an. »Hast du noch etwas geträumt? Davor – oder danach?«
    D schüttelte den Kopf, wobei er vermied, Lix direkt in die Augen zu sehen. Er wollte es nicht riskieren, dass der König zufällig von seinem Hochverrat erfuhr, während er wieder einmal durch Lix’ Bewusstsein wanderte.
    Er hatte gelernt, wie man die Dinge verbarg. Er hatte gelernt, wie er bestimmte Sachen in kleinen, unbemerkten Nischen in seinem Bewusstsein verstecken konnte – Nischen, die der König niemals aufsuchte. Dort versteckte er seine Fantasien von Eliana, die Visionen ihres weichen Körpers, ihrer weichen Augen und ihres sanften Mundes. Und dort hielt er auch den Verdacht über ihren Vater unter Verschluss – ebenso wie jene Teile seiner Träume, die er nicht erzählte; jene Teile, die von schrecklichen Dingen in der Zukunft sprachen.
    Dort versteckte er auch seine Ängste.
    Es waren die Ängste, die ihn nachts schweißgebadet wach liegen ließen, der Körper angespannt, der Kopf ein loderndes Inferno. Er wusste nicht genau, was kommen würde, aber er wusste, dass etwas kommen würde – etwas Riesiges, Dunkles, Kaltes, das sich anfühlte wie der Tod. Nachdem nun die beiden Vollblut-Ikati eingetroffen waren, wie er das in seinen Träumen vorhergesehen hatte, spürte er noch deutlicher, dass die Uhr immer schneller tickte.
    Doch worauf lief alles hinaus? Worauf?
    »Ich brauche etwas zu trinken«, sagte Constantine, der nun mit ausdrucksloser Miene neben ihrem Tisch stand.
    D wollte gerade etwas entgegnen, doch ihm blieben die Worte im Halse stecken. Auch Constantine und Lix erstarrten plötzlich. Alle drei drehten sich gleichzeitig in Richtung der Tanzfläche unter ihnen, wo sich die Menge teilte, um drei riesige Muskelpakete durchzulassen.
    Ikati. Fremde.
    Feinde.
    Die drei Fremden blickten zu ihnen hoch. In diesem Moment sagte Constantine: »Vielleicht brauche ich auch nichts zu trinken. Ein Kampf kommt mir genauso gelegen.«
    »Eine Bar? «, beschwerte sich Julian, der hinter dem Steuer des Maserati saß, den er in Monaco gestohlen hatte. Er, Tomás und Mateo fuhren ziellos durch die dunklen, verregneten Straßen Roms und machten sich ein Spiel daraus zu sehen, wie nahe er an Fußgänger heranfahren konnte, ohne einen von ihnen zu erwischen.
    Er war sich ziemlich sicher, dass diese Nonne auf der Via Veneto überleben würde.
    »Es ist ein Nachtclub, keine Bar«, knurrte Mateo und starrte auf die Gebäude, die draußen an ihnen vorbeirasten. Er hatte sich noch immer nicht von dem Zwischenfall mit Xander erholt, obwohl er nun bereits zwölf Stunden zurücklag. Diese sechs Wörter waren mehr als alles, was er an diesem Tag bisher gesagt hatte.
    »Soll ziemlich gut da sein«, fügte Tomás von der Rückbank hinzu. »Ich habe gehört, dass Angelina Jolie letzte Woche dort gewesen sein soll.«
    »Also bitte«, empörte sich Julian und lenkte den Wagen so schnell um eine Ecke, dass die Reifen quietschten. Beinahe wäre er in ein älteres Ehepaar gefahren, das gerade die Straße überquerte. »Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, Filme zu machen, als dass sie Zeit hätte, um in Bars abzuhängen.«
    Das Heck des Wagens brach kurz aus, als Julian das Steuer herumriss. Mateo und Tomás wurden gegen die Fenster geschleudert. »Gibt es in einer Bar denn überhaupt etwas zu essen?«, fuhr Julian ungerührt fort, während die anderen ihn mit Flüchen bombardierten. »Ich möchte eins wissen: Was sollte es in einer Bar geben, an dem ich interessiert sein könnte? Tanze ich? Nein. Trinke ich? Ja, okay. Aber ich habe nicht vor, zwanzig Euro für einen verwässerten Whiskey zu zahlen. Mag ich laute Musik? Nein. Das Einzige, was ich in einer Bar finden werde, ist …«
    Er hielt abrupt inne. Doch es war nicht die Vespa, die er gerade mit dem rechten Kotflügel gestreift hatte, sodass der behelmte

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