Die Verraeterin
die Stirn. Lix hatte vergessen, dass er lateinisch und nicht italienisch sprach. Offensichtlich hatte er mal wieder sein Gehirn ausgeschaltet.
»Bringen Sie ihm Wasser«, sagte D auf Italienisch zur Kellnerin und bedeutete ihr dann, dass sie gehen könne. » Gratias, Matrem «, meinte Lix sarkastisch und rief dann dem wackelnden Hintern der Frau hinterher, ihm noch einen Tequila zu bringen, wie er das ursprünglich gewollt hatte. Er wandte sich an D. Seine Miene wirkte sauer. »Wer hat dir denn ins Müsli gemacht?«
D hatte keine Lust zu antworten. Angespannt lehnte er sich zurück und legte die Arme über der Lehne. Sein Blick wanderte über die schwitzende, hüpfende Menge auf der Tanzfläche unter ihnen. »Ah«, sagte Lix, woraufhin Ds Blick wieder zu dessen Gesicht wanderte. Lix nickte wissend. »Jetzt verstehe ich. Du hast heute Eliana gesehen. Du bist immer in einer absolut miesen Laune, wenn du die principessa gesehen hast.«
D warf ihm einen wehmütigen Blick zu, antwortete aber nicht. »Sie mag dich, das weißt du«, meinte Lix lächelnd.
Ds Stimme klang heiser und belegt. »Halt die Klappe, Bruder.«
Von der Feindseligkeit völlig ungerührt, die D ausstrahlte, zuckte Lix mit den Achseln. »Es ist ganz offensichtlich. Du solltest schnell handeln, bevor einer dieser Optimatis -Typen sie sich krallt und sie für immer aus dem Rennen ist.«
»Wie war das gerade in puncto Gefahr? Willst du dich jetzt umbringen lassen?«, meinte D pikiert und starrte Lix finster an.
Obwohl die Bellatorum jede Frau haben konnten, die sie wollten, und als Zeugungspartner für Unverheiratete ausgesprochen begehrt waren, spielten die Frauen der Supremus – der direkten Verwandten des Königs – nicht in ihrer Liga. Es stand die Todesstrafe darauf, sich mit ihnen einzulassen. Und dann noch seine einzige Tochter … D lief es kalt über den Rücken, als er sich vorstellte, welche Strafen ihn erwarten würden, wenn er mit ihr ins Bett ging. Vermutlich würde es auch schon reichen, wenn er sie nur küsste.
Lix schnitt eine Grimasse und streckte die Beine unter dem Tisch aus. »Vielleicht hatte Aurelio doch recht. Hast du daran schon einmal gedacht? Vielleicht ist es tatsächlich besser, um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis.«
Ds Miene wurde säuerlich. »Vergebung? Meinst du die Vergebung, die Dominus Celian geschenkt hat? Auf diese Sorte kann ich nämlich gut verzichten.«
Jetzt war es an Lix, finster dreinzuschauen. Er warf einen Blick über seine Schulter in die Richtung, in der Constantine vorhin verschwunden war. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich dachte schon, er würde Constantine dazu bringen, ihn zu töten.«
D schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken, um die angespannten Muskeln dort zu massieren. »Constantine würde sich eher selber töten, als irgendeinem von uns größeren Schaden zuzufügen. Das weiß der König. Ihn dazu zu bringen, Celian auszupeitschen, ist nur Teil seiner …«
Krankheit . Grausamkeit. Wahnsinn. Das konnte er nicht sagen. »… Angewohnheit. Und Celian heilt schneller als wir anderen. Der wird in einigen Tagen schon wieder auf dem Damm sein.«
Doch in der Zwischenzeit würde Constantine sich selbst bestrafen und betäuben, so gut es ging. Er würde sich betrinken, Streit vom Zaun brechen und mit irgendwelchen menschlichen Frauen harten, anonymen Sex haben. Wie jedes Mal, wenn der König eines seiner kranken Spiele mit ihm trieb.
Zum tausendsten Mal fragte sich D, wofür das alles gut sein sollte, wohin das alles führen sollte.
Lix lehnte sich auf der Couch nach vorn, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: »Glaubst du, Lucien und Aurelio kommen wieder zurück?«
D sah Lix direkt an. Die Musik dröhnte, die Lichter gingen an und aus, Körper schwitzten und zuckten.
»Nein.«
Lix blinzelte nicht einmal. »Ich auch nicht. Also – was wollen wir dagegen tun?«
D beobachtete, wie Constantine wieder um die dunkle Ecke des Nachtclubs bog. Er wirkte zerzaust und grimmig und sah so aus, als ob er gerade auf seinem eigenen Begräbnis gewesen wäre. Die Frau stolperte hinter ihm her und ging unsicher wankend durch die Menge. Sie eilte auf die Bar zu, wo sie sich auf einem Hocker niederließ und vergeblich versuchte, ihre zerrissene Kleidung wieder einigermaßen in Form zu bringen. »Wir tun überhaupt nichts«, sagte D mit einer leichten Betonung auf das erste Wort.
»Und warum nicht?«, wollte Lix überrascht wissen.
Constantine kam langsam auf sie
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