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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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beunruhigen wollen. Aber das hatte wohl keinen Unterschied gemacht, denn Simon war ein Mann mit einer Vergangenheit, in der Gewalt und Tod dazu gehörten.
    Jetzt, in der Dunkelheit hier, die nur von einem verirrten Mondstrahl etwas aufgehellt wurde sowie einem entfernten Schimmern jenseits der Tuch-Trennwände, schob Theo sich mit abrupten, frustrierten Bewegungen in die Aufrechte. Es wäre sowieso leichter, es jetzt zu tun, wenn er nicht allzu klar sehen konnte, wie der Raum um ihn kreiselte. Sein Kopf hämmerte. Argh.
    Er musste seinen Bruder kontaktieren. Seine Füße berührten jetzt den Boden, wo sie auf einer Art unebenem, weichem Belag landeten. Er schwang sich von der Bettkante weg ... und musste sofort den Tisch packen, um sich davon abzuhalten, zu Boden zu gehen, als seine Knie nachgaben.
    Schätze ich war nur ein bisschen tot.
    Dieses Zitat aus dem alten Film zwang ihm wider Willen ein Lächeln ab und er stellte sich vor, wie Lou mit Viel Spaß bei der Erstürmung des Schlosses! antwortete.
    Als er auf der Bettkante saß, endlich wieder etwas im Gleichgewicht, schloss Theo die Augen und ließ ganz sachte einen Gedanken wie ein Ballon hochsteigen, der in seinem Unterbewusstsein – oder was auch immer es war, das sie beide so eng miteinander verknüpfte – nach Lou suchte.
    Das war, warum Lou nach dem Wechsel nie aufgehört hatte, nach Theo zu suchen. Sie waren beide in Vegas gewesen, hatten an diesem Top-Level Computer-Sicherheitsprojekt für das Venuto Casino gearbeitet. Sie erzählten den Leuten gerne, dass sie so etwas machten wie in Ocean’s Eleven oder Ocean’s Thirteen (niemals Ocean’s Twelve – denn der Film war Murks).
    Nachdem die Hölle losgebrochen war, hatte Lou behauptet, er wüsste, dass Theo noch am Leben wäre, aber drei Stockwerke unter der Erde begraben, in einem Computer Sicherheitsraum unter dem Venuto. Und im Gegensatz zu Lou hatte Theo den Wechsel nicht nur überlebt, es hatte ihn auch physisch verändert.
    Seit dem Wechsel war die Zeit an Theos Körper fast spurlos vorüber gegangen: er war seit Jahrzehnten nicht mehr gealtert ... oder war zumindest sehr, sehr langsam gealtert. Seine Nägel und seine Bartstoppeln wuchsen in den ersten dreißig Jahren danach fast gar nicht. Der Tag, an dem er sein erstes graues Haar fand – lange nachdem Lou schon fast weiß war –, war für Theo ein Anlass zum Feiern. Aber das war nicht das gesamte Ausmaß der Veränderungen an seinem Körper, die dort, tief unter der Erdoberfläche, in dem Computer Sicherheitsraum passiert waren, während der verheerenden Ereignisse, als alles in dem Zimmer – der Großrechner, die Computer und Kabel – explodiert war und sich wilde Funken sprühend in Bewegung gesetzt hatte...
    Als Theo aufwachte, hatte er seinen Körper zerschunden, zerschrammt und blutend vorgefunden. Und unten an seinem Rücken eine Wunde, die viel zu lange brauchte, um auszuheilen. Erst Wochen später, nachdem Lou ihn von unten aus der Erde nach oben gezerrt hatte, realisierte Theo, dass sich dort ein kleiner integrierter Schaltkreis im weichen Gewebe seiner Muskeln hinten an seiner Hüfte eingenistet hatte. Und es war erst Wochen später, wie Theo aufging, dass der kleine Schaltkreis, wenn Theo das wollte, seinen Körper unter Strom setzen konnte.
    Er war, um es kurz zu sagen, ein verdammter Versetz-mir-einen-Stromstoß-Batman, ein Light my fire, baby Superheld! Theo, die Ladestation.
    Und jetzt, meilenweit entfernt von dem Platz, den er fünfzig Jahre lang sein Zuhause genannt hatte, bestand diese Verbindung zu Lou weiterhin. Theo streckte seine Fühler aus, spürte diesen kleinen Funken in seinem Bewusstsein ... und genau als die Verbindung klar wurde, holte er einmal tief Luft ... fühlte seinen Bruder ... diese Welle aus Vertrautheit. Hey.
    Theo! Die Antwort kam auf der Stelle retour und Theo verspürte gleich schlimmste Gewissensbisse, dass er nicht daran gedacht hatte, früher Kontakt zu ihm aufzunehmen.
    Mich gibt’s noch. Mir geht es gut. Müde. Sicher. Seine Antwort war weniger in Worte gefasst denn in Gefühle und Emotionen. Auf diese Art und Weise verständigten sie sich untereinander und teilten sich Dinge mit.
    Gott sei Dank! Total besorgt, du verdammter Blödmann!
    Theo nickte zu sich selbst. Tut mir Leid. Später mehr.
    Mit den Händen um seine Knie geklammert, starrte er hinaus in die Dunkelheit und ließ zu, dass die Verbindung abbrach. Er war noch nicht bereit für mehr, noch nicht. Nur dieses eine kurze Hey, es

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