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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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an, vor Angst schrill, und Theo erkannte Vonnies Stimme. Nicht mehr fröhlich und gut aufgelegt.
    „Ich bin nicht fertig geworden. Ich muss–“
    Er spähte um die Ecke und sah zwei Gestalten, die dort in der Ecke kämpften. Nicht miteinander; das war sofort klar in dem trüben Licht, das dort über dem Spülbecken hing. Nein, die größere, fülligere hatte den Arm um die schmalere gelegt und ging langsam und etwas unbeholfen auf den großen Arbeitsblock zu. Der Vorhang aus glatten, dunklen Haaren war ein weiteres Indiz, dass es sich bei der stolpernden Gestalt, die da gestützt wurde, um Selena handelte.
    Etwas schimmerte da vorne an ihrer Kleidung. Etwas Dunkles und Glänzendes. Etwas Nasses.
    „Was ist passiert?“, sagte Theo. Er konnte das, was er tat, nicht als ein Hereinstürzen bezeichnen, aber er bewegte sich ziemlich schnell voran, wenn man bedachte, dass er vor drei Tagen tot gewesen war.
    Beide Gesichter schauten nach oben zu ihm, ein bleicher Kreis und ein schattiges Oval, das von weiteren dunklen Schlieren verschmiert war, der Schock ließ beide Augenpaare weit werden. Ein Lichtstreifen prallte an offenem Haar ab, und an einem Gesicht, ganz angespannt vor Schmerz. „Warum bist du nicht im Bett?“, sagte Vonnie und sah aus, als hätte man sie auf frischer Tat mit der Hand in der Keksdose ertappt. „Geh jetzt wieder.“
    Theo nahm an, dass Selena total wütend ausgesehen hätte, wenn sie sich nicht so langsam bewegt hätte, wegen dem vielen Blut , das auf ihrem Hemd und ihrem Gesicht glänzte und schimmerte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber was auch immer das war, wurde nur ein Aufkeuchen, als ihre Freundin sie etwas tapsig gegen den Rand des Arbeitsblocks stieß.
    Theo war auf der Stelle an ihrer Seite, schob Vonnie aus dem Weg und legte einen ihrer Arme um seine Schulter. Trotz ihrer schmerzvollen Protestrufe – die auch einen schwachen Schubser in seine Richtung mit einschlossen, sowie ein gemurmeltes „geh wieder ins Bett“ – war es ihm ein Leichtes sie in der Ecke der Küche auf einen Stuhl zu schieben. Erst da fiel ihm auf, dass der Raum leicht zur Seite kippte und dass seine Knie drohten nachzugeben – er würde ihnen ums Verrecken nicht erlauben, das gerade jetzt zu tun.
    „Was zum Teufel ist dir denn passiert?“, fragte er, während er sich unauffällig an dem Tresen festklammerte, als eine Deckenlampe ansprang.
    „Mir geht es gut“, sagte Selena mit einem ganz eindeutig wütenden Blick, als sie auf dem Stuhl zusammensank. „Du solltest nicht ... auf den ... Beinen sein.“ Das Stocken in ihrer Stimme verriet ihm, dass sie darum kämpfen musste, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
    Jetzt, da sie ihre etwas sperrige Last nicht mehr schleppte und nachdem sie das Licht angemacht hatte, war Vonnie ein Ausbund an quirliger Tüchtigkeit. Wasser lief laut in das Spülbecken und Küchenschranktüren klapperten und schepperten, wo sie vermutlich nach Erste-Hilfe-Verbandszeug suchte.
    Aber von dem, was Theo dort sehen konnte, brauchte Selena mehr als nur Erste Hilfe. „Wo bist du verletzt?“, fragte er, während er mit einer Hand an ihrem Hemd zog, wobei er sich mit der anderen gegen den Arbeitstisch lehnte.
    Ihm ging auf, wie viel es über ihre derzeitige Schwäche verriet: dass sie ihm gestattete an ihrem Hemd herumzuzerren, nachdem sie nur kurz davor versuchte hatte, ihn mit aller Kraft wegzuschubsen. Und jetzt legte sie tatsächlich den Kopf in den Nacken, lehnte sich gegen die Wand hinter ihr, die Augenlider flatterten. Und ließ ihn mit ihr machen, was er wollte.
    Theo hatte schon über ein Jahr keine Frau ausgezogen, aber da war nichts an diesem Moment, in dem er ihr (buchstäblich) das blutgetränkte Hemd vom Leib riss, was er erotisch fand. Unter den Fetzen von dünner Baumwolle fand er tiefe, klaffende Wunden an ihrer linken Schulter, fast bis runter zu dem Punkt, wo ihr Busen begann. Ihm fiel auch auf, ganz automatisch, dass sie überraschend interessante Spitzenunterwäsche trug – einen zartrosa Schalen-BH, der jetzt zur Hälfte ganz dunkel war. Wegen ihrem Blut.
    Ganga-Wunden. Tief und bösartig.
    „Aus dem Weg“, sagte Vonnie, die herangeprescht kam. Theo gehorchte und sie hielt mit einem entsetzten Keuchen die Luft an, als sie die vier blutigen Risse sah. „Mein Gott“, hauchte sie. „Selena. Du musst aufhören. Du musst aufhören. “
    Die andere Frau zischte etwas zur Warnung oder nur vor Schmerz, und ihr Kopf rollte sich rasch von einer Seite zur

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