Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
Vom Netzwerk:
wie er den Arm schnell ins Wasser hineingleiten sah, während Ballard, der den Arm da vom Rand aus zu dirigieren schien, nun abwartete. Der Kran glitt in den Tank, diesen alten Kralle-Spielen von vor fünfzig Jahren gar nicht unähnlich, wo man versuchte ein Stofftier herauszuholen und dann in einen Rohrschacht fallen zu lassen.
    Und das war genau das, was passierte. Der mechanische Arm tauchte, packte eine der schattenhaften Gestalten und zog sie aus dieser Substanz hoch, die nicht Wasser war, denn es war glitschig und fiel mit einem Plopp in fetten Brocken runter. Theo wurde es eiskalt, als er endlich sah, was der Arm umklammert hielt. Dann ließ der Kran seine Last in ein Loch am Rand von dem Tank fallen. Ein Rohrschacht.
    „Heilige Scheiße und Bockmist“, sagte Lou, bevor Theo wieder zu Atem kam und verarbeiten konnte, was er gesehen hatte. „War das ein Körper ?“
    „Ja“, flüsterte Theo und starrte auf den Tank. „Mein Gott, das sind alles Leute da drinnen!“
    „Das könnten Tausend Körper da drin sein. Sind sie tot?“
    „Das kann ich nicht erkennen“, antwortete Theo, der gerade versuchte sein Gehirn aus dem Gefrierschock rauszuholen. Ganz tief drinnen hatte er eine schreckliches Gefühl, dass er wusste, was hier vor sich ging. Sein Magen war nur noch ein einziger, grauenerfüllter Knoten. Ich hoffe, sie sind tot. Aber er hatte das abgehackte Winken von einer Armbewegung gesehen, als der Körper bewegte wurde, und er befürchtete, dass seine Hoffnung vergebens war.
    Der Kran bewegte sich jetzt wieder und als sie in schockiertem Schweigen zuschauten, griff er sich einen weiteren Körper aus dem durchsichtig schimmernden Schleim raus, ließ ihn in das Rohr fallen. Und noch einen. Und noch einen.
    „Das macht zehn“, sagte Lou unnötigerweise, als der Kran endlich in seine ursprüngliche Position zurückfuhr.
    „Lass uns gehen“, sagte Theo. Er ergriff den schmalen Arm seines Bruders und zerrte ihn zu dem Gebäude rüber. „Bevor er da wieder runterkommt.“
    Sie umrundeten den unteren Teil des Tanks und bewegten sich lautlos auf der anderen Seite zu der Rückseite des Gebäudes. Theo beobachtete den oberen Teil des Aufzugs, um zu sehen, wann Ballard seine Rückreise antrat. Als der Aufzug sich nach unten in Bewegung setzte, rannte er zur Tür des Gebäudes, da er wusste, dass der Winkel von Ballards Abfahrt ihre Flucht hier verbergen würde.
    Die Tür öffnete sich ohne Weiteres und er rannte hinein, mit Lou auf den Fersen.
    Sie befanden sich nun in einem großen, steril gehaltenen Raum, erhellt von großen, weißen Leuchten. Eine einzige Tür war da noch: auf der anderen Seite des Zimmers. Aber abgesehen davon lag der spärlich eingerichtete Raum offen da. Kein günstiges Versteck, war das Erste, was Theo durch den Kopf schoss, als er die Tür schloss.
    OP-Tische mit offenen Gurten waren ringsum aufgestellt und Theo fühlte, wie das lähmende Gefühl ihn immer stärker beschlich. Kleinere Tische, genauso kalt und metallisch, standen gleich in der Nähe an der Wand. Drauf lagen dicht aneinandergereiht Injektionsnadeln und eine Schale enthielt eine Substanz, die wie durchsichtiger Wackelpudding aussah. Daneben war ein Tablett, auf dem – weich gebettet – winzige, orangene Edelsteine lagen.
    Sie waren kaum größer als grob gemahlenes Salz – winzige Kristalle, die in dem hellen Licht hier glitzerten.
    „Theo“, flüsterte Lou über den Raum hinweg und er schaute zu ihm.
    Er ging dann zu ihm hinüber und sah, was dieses Entsetzten in der Stimme seines Bruders verursacht hatte. Ein langer, gut ein Meter breiter Kanal verlief auf jener Seite des Zimmers an der Wand entlang und durch die Wand durch. Darin schwebten menschliche Körper.
    „Grundgütiger“, sagte er.
    Lou war gerade dabei in die gelatineartige Substanz hineinzugreifen, als Theo seine Arm zurückriss.
    „Wir wissen nicht, was das ist. Wir fassen den Scheiß besser nicht an“, sagte Theo zu ihm, während er auf die Körper runter starrte.
    Sie trugen, wie es schien, ganz normale Kleider. Das Haar umfloss sie wie Seetang, Kleider hoben sich, senkten sich. Von dem, was Theo da erkennen konnte, war die Haut der Opfer bleich, nicht unbedingt grau. Nur eine von den dreien, die durch die Öffnung in der Wand gekommen war, schwamm mit dem Gesicht nach oben und sie – es war ganz eindeutig eine Frau – hatte die Augen offen.
    Als Theo auf sie herabschaute, blinzelte sie und ihr Mund bewegte sich.
    „Du lieber Gott“, flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher