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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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Stellplätzen gewesen war.
    Dahinter sah er eine Scheune, wo ein ganzer Haufen eingezäunter Hühner herumrannte und zwei Kühe am Gras nibbelten. Und dann sah er den Garten.
    Garten war eine glatte Untertreibung. „Du hast aber einen verteufelt grünen Daumen“, sagte Theo, der gerade auf mindestens zehn Reihen Mais in unterschiedlichen Wachstumsstufen schaute, und eine ganze Auswahl an anderen Pflanzen, von denen er sich nicht sicher war, was es nun war. Ganz sicher Tomaten und Paprika. Das mit dem buschigen Oberwuchs, waren das Karotten? Und das rankenartige Dingsda am Boden, waren vielleicht Gurken. Oder Kürbisse.
    Das waren gut und gern ein Quadratkilometer Anbaufläche hier. Und um alles herum verlief ein zusammengeflickter Zaun, der genauso nach Stückwerk aussah wie das neue Internet, das er und Lou gebaut hatten. Drähte unterschiedlicher Dicke und Länge, Pfosten aus Holz oder Plastik und auch ein paar aus Beton. An einer Stelle sogar ein altes, umgekipptes Auto.
    „Wow“, sagte Theo. „Und du kümmerst dich um all das hier?“
    Frank schaute ihn stirnrunzelnd an. „Werd nicht frech, junger Mann. Früher war es größer, aber ich kann mich nicht mehr so gut drum kümmern wie früher. Der verdammte Junge rennt immer nach Yellow Mountain oder rüber zu den Ruinen, wenn ich ihn grad fragen will mitzuhelfen.“
    Theo überlegte sich, ob er erklären sollte, was er gemeint hatte, aber der alte Mann war schon im Eilschritt weiter geschlurft und grummelte was von Teenagern, die sich nie änderten. Er folgte ihm zu der Ecke vom Zaun, wo der Sicherungskasten installiert worden war.
    „Brennt immer wieder durch“, sagte Frank und stieß mit einer Riesenpranke dagegen. „Ich kann die Drähte auch nicht mehr so gut erkennen wie früher, verdammt. Die Sonne ist zu hell.“
    Theo ging neben dem Sicherungskasten in die Hocke und schaute sich die Verkabelung genau an. Auch wenn seine Stärke eher die integrierten Schaltkreise und Hauptplatinen waren, waren Elektroströme wie Muttermilch für ihn, gewissermaßen. Von dem elektrischen Garagentoröffner über den Dosenöffner der Familie bis hin zur Nähmaschine seiner Mutter. Das war nicht immer gut angekommen, als er neun war, aber da Mom die wirklich nicht so oft benutzte, kam sie auch darüber hinweg.
    Er und Lou hatten früher immer Wettkämpfe veranstaltet, wer etwas schneller – oder sogar besser – wieder zusammenbauen konnte. Mit so etwa zwölf Jahren stiegen sie, zur großen Erleichterung ihrer Eltern, schon in die Computerelektronik ein. Er glaubte aber nicht, dass sie je etwas von den Hacker-Wettkämpfen geahnt hatten, die er und Lou veranstaltet hatten. Oder davon, als Theo den alten Aufsitzmäher neu verkabelt und hochgetunt hatte. Er war mit Karacho im Straßengraben gelandet, als er versucht hatte, damit über einen angezündeten Gas-Grill zu springen.
    „Wer hat das gebaut?“, fragte Theo, während er die ordentliche, klar angeordnete – was nicht heißen wollte simple – Handarbeit bewunderte, mit integrierten Solarzellen, um den elektrischen Startstrom zu generieren. Jemand hatte sich auf sein Handwerk verstanden, aber so wie es derzeit aussah, waren seit der ursprünglichen Installation Jahre oder Jahrzehnte vergangen.
    „Niemand anders wusste, wie das funktioniert, also habe ich es zusammengebastelt“, sagte Frank, der ein bisschen klang, als wolle er sich rechtfertigen. „War früher mal Mechaniker.“
    „Wow“, sagte Theo noch einmal. Schien, als könnte dieser Mann so einfach alles richten und machen. „Hast du eine Drahtschere? Ich glaube, ich sehe das Problem.“ Und er konnte auch verstehen, warum Frank es nicht reparieren konnte, denn der umgeknickte Draht war unten in der Ecke sogar für Theo nur schwer zu erkennen.
    Frank reichte ihm das Werkzeug ohne einen weiteren Kommentar und während Theo arbeitete, ging der Mann durch ein Schwing-Gatter und fing an das Reihenbeet einer Pflanze von Unkraut zu befreien, die Theo vage bekannt vorkam. Der Geruch davon wehte durch die warme Luft zu ihm und Theo erkannte den frischen Geruch von Koriander.
    „Hab’s“, sagte er mit einem zufriedenen Grunzen. „Achtung – ich werde es testen.“ Er legte den Schalter um und hörte das leise Summen von Elektrizität, schaute dann zu, wie Frank den Zaun testete.
    Ein heftiges Zischen, gefolgt von einem leichten Geruch von Rauch und der alte Mann verzog doch tatsächlich das Gesicht zu einem Lächeln. „Verdammt gute Ladung da drauf, junger

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