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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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seinen Kuss als „nett“ bezeichnet hatte –, und Selena, die so ziemlich das Gleiche abgezogen hatte, wenn auch nicht im gleichen Wortlaut, konnte man es Theo nicht verdenken, wenn er auch ein bisschen schmollte. Sein Ego war mehr als nur etwas angeschlagen. „Ich muss mich um etwas kümmern“, sagte er jetzt zu Jen. „Ich stoße später wieder zu euch.“
    Er hörte nicht, was sie sagte, als er ihr entschlüpfte und dann die Menge schlendernder Menschen mit den Augen absuchte. Mit der Partystimmung war es offensichtlich nicht mehr so weit her, seit das Mädchen verschwunden war. Trotz des glücklichen Ausgangs der Geschichte, hatte der falsche Alarm alles ein wenig vergiftet.
    Theo kam an einer Gruppe von jungen Menschen um die zwanzig vorbei – Jens Freunde –, mit denen er den ganzen Abend verbracht hatte, und ihm ging auf: sie waren nicht alle ganz so jung. Sie erschienen ihm nur jung. Herrgott nochmal, mit achtundzwanzig hatten er und Leo dank ihrer Techno-Nerd-Genialität schon Geld wie Heu. Aus Angst vor ihnen wagten CEOs von zwei der Fortune 500 Gesellschaften nicht ihre Blackberrys auszuschalten, ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen. Der Eigentümer von einem der größten Casinos in Vegas hatte ihnen und ihrer Beraterfirma eine Generalvollmacht für das gesamte elektronische System ausgestellt, um das Sicherheitssystem auf Stand zu bringen. Sie waren Workaholics gewesen, mit dem Plan mit fünfundvierzig in Rente zu gehen, weil sie sich dachten, dass sie dann die Gelegenheiten haben würden zu leben, zu reisen und vielleicht bis dahin auch zu heiraten.
    Das wäre wahrscheinlich auch eingetreten, wenn nicht die Hölle losgebrochen wäre. Wenn die Männer und Frauen in dem Elite Kult von Atlantis nicht entschieden hätten, dass es sich für die Unsterblichkeit lohnte, den Rest der Welt und die gesamte Zivilisation zu zerstören.
    Und daher, als Theo an der Gruppe vorbeiging und sie ihm ein Bier anboten, nahm er es. Er nickte und lächelte und wünschte sich verflucht nochmal, dass er sich daran erinnern würde, wie es war, so jung zu sein und ein so ereignisarmes Leben gehabt zu haben. Es wäre, so dachte er, himmlisch nicht diese Alpträume zu haben, die ihn immer noch schweißgebadet und frierend aus dem Schlaf rissen. Ganga waren Scheiße, aber sie waren nichts im Vergleich zu dem, was er und Lou und der Rest der Überlebenden in den ersten zwanzig Jahren nach dem Wechsel durchlebt hatten.
     
    Er hatte die Bierflasche schon halbleer, als er Selena fand.
    Oder vielmehr, als sie ihn fand.
    Das Treffen verlief nicht ganz so, wie er es geplant hatte.
    „Was zum Teufel hast du dir denn dabei gedacht?“, sagte sie als sie schnurstracks auf ihn zulief. Sie war in etwa so stachelig wie das Haar auf Theos Kopf – kerzengerade nach oben und Stacheln nach allen Seiten.
    „Ich könnte dir die gleiche Frage stellen“, entgegnete er, nachdem er die Bierflasche aus dem Mund genommen hatte. Er hatte gerade einen Schluck nehmen wollen. „Dich ohne Schutz oder ohne irgendwelche Waffen raus zu schleichen, außer dem Ding da um deinen Hals.“
    Das überraschte sie, denn sie griff an ihren Bauch, wo er vermutete, dass das Objekt hing. Unter ihrer Tunika. Aber das hielt sie nicht davon ab, aufzubrausen und ihm Paroli zu bieten. „Was ich tue, geht niemanden etwas an. Du bist nicht mein Vater oder mein Sohn – oder irgendjemand dazwischen. Du hast nichts mit mir zu tun und du könntest das, was ich in diesem Leben schon durchgemacht habe, nicht einmal annähernd begreifen. Deine hirnverbrannte Showeinlage da draußen hätte einen von uns töten können.“
    „Ich habe versucht dir das Leben zu retten“, schoss er ganz trocken zurück. „Wiedergutmachung, du weißt schon?“ Theo verlagerte das Gewicht seiner Beine. „Habe ich dir weh getan?“, fragte er, wobei er hauptsächlich an die Ganga-Wunden dachte.
    „Außer mir einen verdammten Herzanfall zu bescheren, nein. Aber ich brauche von dir keinerlei Hilfe“, erwiderte Selena. Ihre Stimme war etwas ruhiger geworden, als ob sie gemerkt hätte, dass sie etwas zu laut geworden war. Aber sie befanden sich gerade am schattigen Rand von einem der kleinen Häuser, unter einem Apfelbaum. „Ich wusste, was ich tat. Ich bin schon eine ganze verdammte Weile kein Kind mehr.“
    Dem konnte er nicht widersprechen.
    Und aus dem Ausdruck in ihren Augen zu schließen, war sie ziemlich verflucht angepisst darüber, wie eins behandelt zu werden. „Ich bin alt genug, um

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