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Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition)

Titel: Die verschollene Flotte: Die Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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sagen konnte, dass man ein Reisender war.«
    »Ein … Reisender?«
    »Wenn man diese Linie überquert hat, darf man sich so nennen«, erläuterte Geary. »Das ist die Tradition.«
    »Unsere Vorfahren haben das gemacht?«
    »Ja.«
    Desjani nickte. »Dann sollten wir das auch so handhaben. Wieso können Sie sich daran erinnern? Ich wüsste nicht, dass jemals irgendjemand ein Wort davon gesagt hat.«
    »Früher schickte die Flotte alle zehn Jahre ein Schiff zurück nach Sol«, sagte er, »um den Jahrestag zu feiern, an dem die erste interstellare Mission aus dem Orbit der Alten Erde aufbrach. Wir schickten nur alle zehn Jahre ein Schiff hin, weil es zu meiner Zeit noch keine Hypernet-Portale gab und es ein weiter Weg war. Ich bin nie hingereist, aber ich sprach mit Leuten, die an Bord eines dieser Schiffe gewesen waren, und zu der Zeit war die Überquerung dieser Linie noch eine wichtige Angelegenheit.«
    »Aber im Krieg konnten wir es uns nicht leisten, ein Schiff zur Alten Erde zu schicken«, sagte Desjani. »Diese frühen Jahre waren von Verzweiflung geprägt. Selbst auf ein einziges Schiff konnten wir nicht für eine so lange Zeit verzichten.«
    Geary nickte. »Das nächste Schiff hätte nicht ganz ein Jahr nach dem ersten Angriff der Syndiks zur Alten Erde fliegen sollen, aber dann kam der Krieg dazwischen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie darüber spekuliert wurde, welches Schiff wohl ausgewählt werden würde. Aus heutiger Sicht muss das eigenartig wirken, aber vor der Schlacht bei Grendel drehte sich eines der wichtigsten Gesprächsthemen darum, welches Schiff die Reise unternehmen durfte.«
    Tanya sah ihn verdutzt an. »Das war Ihre größte Sorge?«
    Mit einem Mal fühlte er sich beschämt. Tanya und alle anderen Crewmitglieder in der Flotte hatten ihre ganze Karriere, ihr ganzes Leben lang nur den Krieg gegen die Syndiks gekannt. Ihre Sorge hatte darum gekreist, ob sie überleben oder sterben würden. Wie soll sie sich ein Universum vorstellen, in dem das wichtigste Thema die Frage ist, welches Schiff einen Ausflug nach Sol unternehmen würde? Wie könnte ich mich jemals Menschen überlegen fühlen, deren Leben von weitaus schwerwiegenderen Ereignissen geprägt wurde als alles, was ich damals mitgemacht habe?
    »Ja«, antwortete er schließlich.
    »Ich … nehme an, das war damals ziemlich wichtig«, sagte Tanya, aber ihr war anzuhören, dass sie vergeblich nachzuvollziehen versuchte, wie das überhaupt erwähnenswert sein konnte. »Diese Sache mit dem Überqueren der Linie kann ich begreifen«, fügte sie hinzu. »Und auch die Feier anlässlich der ersten Reise zu einem anderen Stern. Das muss wirklich enorm gewesen sein. Damals sind die Menschen tatsächlich mit Unterlicht durch das Dunkel zwischen den Sternen gereist. Als kleines Mädchen habe ich darüber gelesen.« Ihre Augen nahmen einen entrückten Ausdruck an, während sie zu lächeln begann. » Das Schiff zu den Sternen . Ich erinnere mich noch gut daran, weil ich das Buch immer und immer wieder gelesen habe. Es ging um ein Mädchen und einen Jungen an Bord eines Raumschiffs. Sie wurden beide auf dem Schiff geboren, weil es ein Generationenschiff war. Die Reise dauerte so lange, dass die Crew, die die Alte Erde verlassen hatte, unterwegs an Altersschwäche sterben würde. Ihre Kinder lernten, wie man das Schiff bedient und die Reise fortsetzt, und es würden erst deren Kinder sein, die den anderen Stern erreichten.«
    Geary musste ebenfalls lächeln. »Ich habe das gleiche Buch gelesen. Ich wollte dieser kleine Junge sein. Zu einem anderen Stern konnte jeder reisen, das war da nichts Besonderes mehr. Aber nur Menschen wie er haben jemals die Schwärze durchquert. Seit wir den Sprungantrieb entdeckt haben, ist niemand mehr in das Große Dunkel vorgedrungen.«
    »Ich unterhielt mich einmal mit Jaylen Cresida darüber«, erzählte Tanya mit gesenkter Stimme, während ihr Gesicht einen betrübten Zug annahm, als sie an ihre tote Kameradin dachte. »Die Beobachtungen, die diese Leute mit ihren Instrumenten aufgezeichnet haben, werden heute immer noch benutzt. Jaylen hatte sich mit einem Teil davon eingehend beschäftigt. Wir verlassen uns immer noch auf deren Daten, was die Natur des Weltalls fernab von einem Stern angeht, weil sich nie wieder jemand auf den Weg gemacht hat, um neue Daten zu sammeln.«
    »Tatsächlich?« Sein Blick wanderte zu dem Schott ihm gegenüber, als könnte er hindurchsehen und dahinter ins All jenseits der Blase aus

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