Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
ihnen unser ›Geschenk‹ als Gegenleistung für ihre Versprechen zu überreichen. Dazu gehört auch so etwas wie eine … eine Umarmung, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Eine Umarmung? Bei den Vorfahren, Victoria, Sie können …«
»Ich behaupte ja nicht, dass ich mich darauf freue, aber jede Frau hat schon einmal unangenehme Erfahrungen gemacht, wenn sie mit einem Mann ausgegangen ist«, sagte sie. »Ich tue einfach so, als wäre ich noch Single und eine gute Freundin hätte versucht, mich mit irgendeinem schrecklichen Mann zu verkuppeln. Eine schlaffe Umarmung, vielleicht noch ein Hauch von einem Wangenkuss, eine vage Zusicherung, sich demnächst mal zu melden – und dann kann ich schon wieder heimkehren.«
»Wir werden beide zugegen sein«, sagte General Charban. »Wir benötigen ein Shuttle, damit wir uns mit einem ihrer Shuttles treffen können. Wir beide als die Passagiere auf dieser, zwei von ihnen auf der anderen Seite. Wir treffen uns in der Luftschleuse.«
»Kann deren Luftschleuse mit unserer verbunden werden?«, wollte Geary wissen.
»Sie scheinen das nicht für ein Problem zu halten, Admiral.«
»Und wie viel Klebeband benötigen Sie?«
»Gesandte Rione meint, wir sollten ihnen eine Kiste voll anbieten.«
Eine ganze Kiste Klebeband, einer Flotte weggenommen, die schon viel zu lange von zu Hause weg war und die in letzter Zeit kaum etwas anderes machte, als Schäden an den Schiffen zu flicken. Geary drehte sich zu Desjani um, die allem Anschein nach Mühe hatte, ein Kichern zu unterdrücken. »Habe ich was Witziges versäumt, Captain?«, fragte er.
»Nein, Admiral.« Doch bevor sie ihn ansah, zuckte ihr Blick einmal kurz zu Rione.
In diesem Moment wurde ihm alles klar. Ihre alte Rivalin Rione würde sich von einem Spinnenwolf umarmen lassen müssen.
»Manchmal können Sie richtig gehässig sein«, flüsterte er ihr zu. »Können Sie eine Kiste Klebeband erübrigen?«, fragte er dann in normaler Lautstärke.
»Eine ganze Kiste? Eine volle Kiste? Wohl eher nicht«, gab sie zurück, als würde es sie kaum interessieren. »Wann benötigen Sie die?«
»Jetzt sofort.«
»Alles klar.« Desjani drehte sich zu ihrem Komm-Wachhabenden um. »Master Chief Gioninni soll sich umgehend melden. Die Allianz-Flotte benötigt wieder mal seine besonderen Talente.«
Eine halbe Stunde später verließ ein Shuttle die Dauntless , an Bord die Pilotin und ein Marine-Wachmann auf dem Flugdeck, während sich Rione und Charban im Passagierbereich aufhielten. Charban hielt in seinen Händen eine volle, ungeöffnete Kiste mit zwanzig Rollen Klebeband. Der Versorgungsoffizier der Dauntless hatte Captain Desjani wissen lassen, dass im Verlauf einer langen und gründlichen Suche keine ungeöffnete Kiste Klebeband aufgetaucht war. Im Gegenzug hatte Desjani jedoch kein Wort darüber verlauten lassen, dass Master Chief Gioninni fünfzehn Minuten zuvor mit einer solchen Kiste unter dem Arm im Shuttlehangar eingetroffen war, wo General Charban ihn bereits erwartet hatte.
Als das Shuttle den Hangar der Dauntless verließ und Kurs auf die Formation der Spinnenwölfe nahm, löste sich dort ein Schemen von der Spinnenwolf-Flotte und kam auf den Treffpunkt zugeschossen. »Sogar ihre Shuttles sind richtige Rennmaschinen«, stellte Desjani fest.
»Sie sind auffallend guter Laune«, gab Geary zurück.
»Es ist ja auch ein schöner Tag, Admiral.«
»Sie meinen, weil das der Tag ist, an dem Victoria Rione einen Spinnenwolf umarmen muss?«
»Ach, ist das für heute vorgesehen?«, fragte sie in einem überraschten Tonfall, der nicht mal im Ansatz überzeugend wirkte. »Ist es nicht gut zu wissen, wenn das Muster des Universums das nächste Mal ein bisschen ausfranst, dass die Spinnenwölfe dann in der Lage sein werden, es mit unserem Klebeband wieder zu richten?«
»Ihnen ist doch klar«, überging Geary ihre letzte Bemerkung, »dass Victoria Rione in die Geschichte eingehen wird, weil sie als erster Mensch körperlichen Kontakt mit einer freundlich gesinnten fremden Spezies haben wird, oder?«
Desjani zuckte mit den Schultern. »Die Marines hatten körperlichen Kontakt mit Heerscharen von Bärkühen.«
»Aber die waren nicht freundlich gesinnt. Und ich glaube, niemand wird noch feststellen können, wer bei diesem Gemetzel als Erster in Kontakt mit ihnen gekommen ist.«
»Und die Enigmas …«
»Angesichts der Geheimnisse, mit denen sie sich umgaben, als sie das erste Mal auf Menschen trafen, wird die Identität des
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