Die verschollene Flotte: Ein halber Sieg: Roman (German Edition)
Formation?«
»Schön anzusehen. Und das gilt für die einzelnen Unterformationen und die verbindenden Muster genauso wie für die Formation insgesamt. Aber was die Funktionalität angeht? Angenommen, ihre Waffen ähneln in etwa unseren, dann wird die Formation auf jeden Fall funktionieren. Ob sie allerdings besser ist als unsere grobschlächtigeren Anordnungen, würde ich nicht sagen. Wir erreichen überlappende Feuerbereiche und Beschusskonzentration auch ohne deren …«
»Eleganz?«, warf Geary ein.
»Ja, das ist ein zutreffendes Wort dafür.« Desjani betrachtete einen Moment lang die Bilder, schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich möchte wetten, diese hübsche Anordnung macht das Manövrieren so kompliziert, dass es erhebliche Schwierigkeiten bereiten dürfte, diese Formation beizubehalten. Wir könnten so etwas auch machen. Wir müssen nur die Steuersysteme anweisen, Formationen zu schaffen, die auf Fraktalen wie einem Mandelbrot-Männchen beruhen oder indem Fourierreihen gebildet werden und so weiter. Aber das würde beim Manövrieren eine Menge zusätzliche Arbeit bedeuten. Ich kann keinen Nutzen erkennen, der diese Komplikation rechtfertigen würde.«
»Also machen sie das, weil sie es so wollen, nicht weil es auf irgendeine absolute oder physikalische Weise eine überlegene Formation darstellt?«
»So würde ich das ausdrücken«, bekräftigte Desjani.
»Captain Smythe, aus der Sicht eines Ingenieurs gesprochen: Glauben Sie, das Design dieser Schiffe kann bessere Ergebnisse hervorbringen?«
Smythe legte den Kopf ein wenig schräg und dachte nach. »Wie definieren Sie bessere Ergebnisse? Ich meine, rein auf die Funktionalität bezogen, könnten sie schlechtere Leistungen erbringen. Vermutlich wird das sogar der Fall sein. Natürlich bietet eine fast vollkommen glatte Hülle keine Kanten und Winkel und damit auch keine Schwachstellen, auf die sich ein Angreifer konzentrieren kann. Jeder Strahl und jedes Objekt, das auf das Schiff trifft, wird von der Hülle wahrscheinlich abprallen. Aber unsere Hüllen sind zu einem großen Teil auch gewölbt, damit der gleiche Effekt erzeugt wird. Wenn man das auf die gesamte Hülle anwendet, dann entstehen dabei etliche große Herausforderungen, was die Effizienz der Schiffe angeht. Das ist natürlich nur meine Meinung als Ingenieur, aber ich kann nichts dazu sagen, wozu diese Kreaturen fähig sein könnten, die solche Schiffe gebaut haben. Mit meinem Wissensstand würde ich sagen, dass sie ein wenig von ihrer Funktionalität eingebüßt und die Bedienung ihrer Schiffe etwas komplexer gemacht haben.«
Das fügte sich in den Gesamteindruck, dass für diese Kreaturen Ingenieurswissen und eventuell auch mathematische Ästhetik von großer Wichtigkeit waren. »Sie mögen schöne Dinge, und hängen dabei einer Ästhetik an, die wir auch als schön empfinden.«
»Zumindest was ihre Schiffe angeht, Admiral.«
»Danke, Captain Smythe.«
Geary sah Desjani an. »Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, dass wir ein vergleichbares Empfinden für Schönheit haben.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Darf ich den Admiral daran erinnern, dass wir von einer Horde niedlicher kleiner Teddybärkühe in dieses System gejagt worden sind, die einfach alles auslöschen wollen, das nicht so ist wie sie selbst?«
Er veränderte den Maßstab seines Displays, um sich das Sternensystem genauer anzusehen, in das es sie verschlagen hatte. Ein Weißer Zwerg leuchtete grell, der dem Leben nicht zuträglich war. Es gab nur zwei Planeten, einer davon ein kahler Felsbrocken, der in einer Entfernung von weniger als zwei Lichtminuten um den Stern kreiste, der andere ein aufgedunsener Gasriese, der groß genug war, um als Brauner Zwerg eingeordnet zu werden.
Auf der Grundlage der wenigen Minuten, die die Flottensensoren bislang Zeit gehabt hatten, um das System zu erkunden, war die Schätzung errechnet worden, dass er sich bis zu zwei Lichtstunden vom Stern entfernte, ehe er zu ihm zurückkehrte. »Wenn wir es nicht mit einer sehr exotischen Lebensform zu tun haben, dann ist das hier nicht ihr Heimatsystem.«
»Auf diesem Felsblock können sie sich nicht entwickelt haben«, stimmte Desjani ihm zu. »Und dieser Braune Zwerg sieht ganz danach aus, dass der Stern ihn eingefangen hat. Wenn die Orbitalwerte zutreffen, dann ist er höchstens vor ein paar Millionen Jahren in das hiesige Schwerkraftfeld geraten.«
Mit Blick auf die Lebenserwartung eines Sterns war das ein sehr kurzer Zeitraum.
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