Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
diskutiert, wem sie folgen soll. Er will uns aus dem Weg räumen.«
Das passte sehr gut. Geary erinnerte sich an Captain Falcos Worte, wie der Kampfgeist mühelos eine zahlenmäßige Unterlegenheit wettmachen kann. Zudem war Falco nicht der Einzige in der Allianz-Flotte, der so dachte. Die Syndiks hatten bei vorangegangenen Schlachten mit der Flotte demonstriert, dass sie die gleiche Einstellung vertraten. »Vielleicht hat er sogar keine andere Wahl mehr. Er muss vorpreschen, denn wenn er eine Pause macht, wenn er zögert oder wenn er einen Rückzug befiehlt, wird er nicht länger in der Lage sein, die Flotte zusammenzuhalten.«
Desjani Lachen hatte etwas Boshaftes an sich. »Und wenn er nur einfach nicht schnell genug rennt, werden die Wölfe, die er jetzt noch anführt, über ihn herfallen und ihn zerfleischen.«
»Also ist er verzweifelt, aber auch gerissen genug, um immer noch am Leben zu sein.« Im Geiste begann er, sich auszumalen, was Shalin tun könnte und wie er darauf reagieren müsste. Seine Überlegungen wurden nach kurzer Zeit jedoch unterbrochen, da eine Mitteilung von der Adroit einging.
Er erkannte die Frau, die ihn auf der Brücke der Adroit sitzend anschaute. Sie war Kattnigs XO, seine Stellvertreterin auf dem Schlachtkreuzer. Als Geary bei Varandal durch die Adroit geführt worden war, hatte sie einen ruhigen und kompetenten Eindruck auf ihn gemacht. Jetzt sah sie mit ernster Miene drein, so als müsse sie um Beherrschung ringen. »Hier ist Commander Yavina Lakova, vorübergehende Befehlshaberin der Adroit . Ich muss zu meinem Bedauern mitteilen, dass ... Captain Kattnig tot ist. Er war im Besitz einer den Vorschriften entsprechenden Handfeuerwaffe. Aus ihr hat sich ein ... ein Schuss gelöst. Die erste Einschätzung der Situation ergibt, dass er in seinem Quartier die Waffe überprüft hat, und dabei hat sich ... versehentlich ein Schuss gelöst. Der Tod ist vermutlich sofort eingetreten. Das ereignete sich eine halbe Stunde vor Eintreffen Ihres Befehls betreffend Captain Kattnig, daher war ich nicht mehr in der Lage, diesen Befehl auszuführen. Abgesehen davon ist die Adroit kampfbereit. Ich werde das Kommando führen, bis Sie etwas anderes entscheiden. Lakova Ende.«
Der Bildschirm erlosch, Geary kniff die Augen zu und atmete tief durch. »Sie hatten recht«, sagte er zu Desjani.
»Verdammt, verdammt, verdammt. Und so etwas nach diesem ehrenvollen Dienst ...«
»Der Befehl, ihm das Kommando zu entziehen, traf zu spät ein. Heißt das, dass er offiziell nie in Kraft getreten ist?«
»Könnte sein.«
»Es liegt in meiner Verantwortung, die Diensttauglichkeit der mir unterstellten Offiziere zu beurteilen. Ich habe versagt.«
Sie schaute ihn ernst an. »Geben Sie sich nicht die Schuld. Er ist vom Ärztestab der Flotte untersucht worden, und seinen Offizieren ist auch nichts aufgefallen.«
»Trotzdem bin ich dafür verantwortlich.«
»Dann tun Sie für ihn, was Sie noch können. Es wird eine offizielle Untersuchung der Todesursache geben, und Sie müssen dem Ergebnis zustimmen oder es ablehnen.«
Geary starrte ins Nichts, während er über ihre Worte nachdachte. »Die XO der Adroit hat Kattnigs Tod als Unfall hingestellt. Wird die Flottenbürokratie das akzeptieren?«
»Wenn der Flottenadmiral diese Einschätzung teilt, bleibt der Bürokratie gar keine andere Wahl. Es liegt außerdem auch im Ermessen des Flottenadmirals, ob das Verhalten der Adroit im Gefecht kurz vor dem Unfall Gegenstand einer Untersuchung wird oder nicht.«
»Ich wüsste nicht, welchen Sinn eine Untersuchung jetzt noch haben sollte. Das ist das Mindeste, was er verdient hat.«
»Ja, das finde ich auch«, sagte Tanya wieder sehr ernst. »Sie können sich um diese Dinge später immer noch kümmern. Wir fliegen ins Gefecht, konzentrieren Sie sich darauf.«
»Stimmt, Tanya. Danke.«
Sie hatte sich wieder ihrem Display zugewandt, aber er hörte sie murmeln. »Sie haben mir ja tatsächlich beim ersten Mal zugehört.«
Allmählich nahm die Syndik-Formation wieder ein kompakteres Aussehen an. »Unsere Einschätzung auf der Grundlage der Muster des Komm-Verkehrs ist die, dass der Syndik-CEO, der diese Flotte befehligt, zunächst nur ein Drittel aller Schiffe hinter sich hatte«, meldete Lieutenant Iger. »Dieses Drittel stellte einen harten Kern, während die restlichen beiden Drittel vorwiegend unentschlossen waren. Er scheint sie nun alle überzeugt zu haben, zumindest so weit, dass sie seine Autorität nicht infrage
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