Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - Campbell, J: Die verschollene Flotte: Ein teurer Sieg - The Lost Fleet- Victorious
»Ich meinte die Syndikatwelten.«
»Die Syndikatwelten existieren nicht mehr.«
»Die Situation ist derzeit völlig unklar, vor allem in den Systemen entlang der Grenze. Aber wenn es nicht anders geht, werden wir dort irgendeine neue Gruppierung bilden. Wir können es uns nicht leisten, dass dieses Gebiet zerfällt. Einzelne Sternensysteme können nicht die Ressourcen aufbringen, um die Region zu verteidigen.«
»Und mit ›wir‹«, warf Rione ein, »meinen Sie jetzt die Bevölkerung in den Sternensystemen der Grenzregion?«
»Richtig.« Boyens schaute auf das Display. »Oder das, was noch davon übrig ist. Hören Sie, ich weiß, wie Sie über uns denken – und über mich persönlich. Aber wir haben es hier mit einem gemeinsamen Feind zu tun, was Grund genug sein sollte, um sich gegen ihn zusammenzuschließen.«
»Warum sind die Aliens Ihr Feind?«, fragte Sakai. »Wie sind die Syndikatwelten bislang mit der Enigma-Rasse umgegangen?«
»Ich kenne nicht alle Einzelheiten«, beharrte Boyens, »erst recht nicht über die Anfangsphase vor über hundert Jahren. Ich weiß, dass wir versucht haben, ihre Geheimnisse herauszufinden, aber soweit mir bekannt ist, sind wir dabei nie erfolgreich gewesen.«
»Sie haben sie provoziert«, warf Costa ihm vor. »Und jetzt wollen Sie, dass wir Sie vor dem Schicksal bewahren, dass Sie sich selbst eingebrockt haben.«
»Ich bin nicht mit allem vertraut, was wir getan haben! Aber was macht das jetzt noch aus? Was geschehen ist, gehört der Vergangenheit an! Es ist passiert, und es kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Jetzt und hier werden unzählige unschuldige Menschen leiden, wenn Sie nichts unternehmen!«
Rione hatte währenddessen die Tastenfelder an ihrem Platz bedient, nun sah sie Boyens an. »Es sieht so aus, dass Sie bei einer Übernahme dieses Systems durch die Aliens über zwanzig andere Sternensysteme aufgeben müssten, um eine Grenze einrichten zu können, die sich verteidigen lässt.«
Boyens sah auf das Display, dann nickte er. »Das dürfte stimmen. Mehrere Milliarden müssten umgesiedelt werden.«
»Haben Sie genügend Schiffe, um das zu bewerkstelligen?«
»In der Grenzregion auf keinen Fall. Was das ganze Syndik-Territorium angeht, weiß ich es nicht, allerdings möchte ich es bezweifeln. Und selbst wenn, wir könnten nicht sofort darauf zurückgreifen.«
»Was passiert mit Menschen, die auf einem Planeten zurückbleiben, der von den Aliens übernommen wird?«
»Ich weiß es nicht. Das weiß keiner. Von ihnen haben wir nie wieder etwas gehört oder gesehen. Alles, was wir zu ihnen geschickt haben, hat sich in Luft aufgelöst und keinerlei Spuren hinterlassen.«
Eine Weile herrschte Schweigen im Raum, dann wandte sich Rione zu Geary um. »Haben wir irgendeine andere Wahl?«
»Was halten Sie von dem Ultimatum?«, gab er zurück. »Passt es zu dem, was der andere CEO dazu gesagt hat?«
»Ja. Es ist direkt und bedingungslos, es duldet keinen Widerspruch. Und es gibt absolut keinen Hinweis darauf, wie die Aliens denken. Es könnte von einem Menschen verfasst worden sein.«
»Vielleicht ist das ja auch der Fall, immerhin wissen die Syndiks nicht, was die Aliens mit Menschen machen, die in ihre Gewalt geraten.«
Sakais Blick ruhte auf dem Text des Ultimatums. »Gefangene? Sklaven? Diener? Gäste? Haustiere? Wenn wir zumindest wüssten, was davon zutrifft.«
»Sie haben in Ihrer Aufzählung ›tot‹ vergessen«, fügte Rione leise an. »Auf jede nur denkbare Weise. Wir müssen eine Antwort auf diese Frage finden, sonst können wir nicht beurteilen, ob eine friedliche Koexistenz möglich ist.«
»Friedlich?«, schnaubte Costa entrüstet. »So etwas ist doch sehr unwahrscheinlich. Sie haben selbst gesehen, was sie bei Kalixa gemacht haben! Diese Wesen sind unmenschlich!«
Rione warf der anderen Senatorin einen zornigen Blick zu. »Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie eine gewisse Senatorin vorgeschlagen hat, wir sollten doch die Hypernet-Portale als Waffen einsetzen, obwohl ihr bekannt war, welche Verheerung sie anrichten. Die vormaligen Führer der Syndikatwelten haben eine solche Entscheidung getroffen. Würden sich diese Aliens als menschlich entpuppen, wäre das für mich kein Trost.«
Costa wurde rot im Gesicht, wandte sich aber wieder an Geary. »Also, Admiral, was werden Sie machen?«
Den Vorfahren dafür danken, dass ich niemals Politiker werden wollte. Nach außen hin machte er nur eine vage Geste in Richtung des Ultimatums und
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