Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
einen gellenden Wutschrei aus, kam auf Geary zu und stieß ihm die Faust gegen die Brust. »Hör auf, den Dummkopf zu spielen! Diese Leute glauben an dich, John Geary! Weil du die Flotte so weit vorangebracht hast und unterwegs einige bemerkenswerte Siege errungen hast! Sie glauben, du bist Black Jack und wirst sie und die Allianz retten. Sie halten dich nicht für einen Politiker, und in dem Punkt haben sie völlig recht. Aber du hast dir ihr Vertrauen verdient.« Mit dem Zeigefinger deutete sie wütend auf das Display. »Verspiel dieses Vertrauen nicht, indem du sie nach Lakota bringst!«
»Verflucht!« Er ließ sich in einen Sessel fallen und fühlte sich mit einem Mal müde und erschöpft. »Meinst du, ich verbringe nicht jede Minute des Tages damit, mir zu überlegen, was das Beste für all diese Menschen sein könnte, die mir ihr Vertrauen schenken?«
Ihr Zorn ebbte sichtlich ab, und schließlich betrachtete sie ihn mit erkennbarer Hilflosigkeit. »Und was wirst du machen?«
»Eine Konferenz einberufen und sehen, wie die anderen auf Lakota reagieren.«
»Die werden davon begeistert sein. Das ist genau der kühne Schachzug, den sie alle von Black Jack Geary erwarten.« Sie ließ sich ebenfalls in einen Sessel plumpsen.
Nachdem sie beide gut eine Minute lang geschwiegen hatten, fragte er plötzlich: »Hast du schon mal was von einem Geary-Komplex gehört?«
Rione hob den Kopf und zog eine Braue hoch. »Ja. Davon habe ich vor Jahren zum ersten Mal gehört, als ein Senator mit mir über Captain Falco sprach. Ist das jetzt auch bis zu dir vorgedrungen?«
»Mich wundert, dass du mir nie vorgehalten hast, ich würde an diesem Komplex leiden.«
»Man kann dir wohl nicht ernsthaft vorwerfen, dass du dir einbildest, Captain John Geary zu sein.«
»Ich vermute, mindestens ein Flottenarzt ist aber dieser Ansicht«, erwiderte er ironisch. »Ich begreife das nicht. Diesmal bist du anders.«
»Vielen Dank«, presste sie heraus. »Und wie soll ich das verstehen?«
»Nun, unter anderem hast du mich nicht vor den Gefahren gewarnt, die von Black Jack ausgehen. Und auch nicht davor, was passieren könnte, wenn ich tatsächlich anfange, mich für ihn zu halten.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Davor habe ich dich schon wiederholt gewarnt, und du scheinst um diese Gefahren zu wissen. Wenn ich sie jetzt wieder ausspreche, führt das zu nichts.«
»Das hat dich bislang auch nicht davon abgehalten.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, dich vor deinem deplatzierten Sinn für Humor zu warnen«, gab Rione in einem bedrohlichen Unterton zurück. »Willst du auf irgendetwas Bestimmtes hinaus?«
»Ja.« Er musterte sie wachsam. »Du sprichst dich vehement gegen Lakota als unser nächstes Ziel aus. Du glaubst, ich irre mich. Du glaubst, ich will womöglich nur dem Ruf von Black Jack gerecht werden. Aber du bist nicht vor Wut explodiert. Und du bist nicht aus meinem Quartier gestürmt, um mir dabei kaum verhüllte Drohungen an den Kopf zu werfen, was mir alles zustoßen wird, wenn ich anfange, mich wie Black Jack zu verhalten. Warum hast du das jetzt noch nicht gemacht?«
Sie zuckte mit den Schultern und sah zur Seite. »Vielleicht versuche ich ja, unberechenbar zu sein. Du denkst, ich tue etwas so, und weil ich weiß, dass du das denkst, mache ich stattdessen etwas anderes. Nur ist es in meinem Fall so, dass ich keine Dummheit begehe.«
»Du hast ja auch Sinn für Humor.« Dann fuhr er frei jeglicher Ironie fort: »Mal ernsthaft. Was ist vorgefallen?«
Es dauerte eine Weile, ehe sie die richtigen Worte für eine Erwiderung gefunden hatte. »Geradeheraus gesagt: Ich habe dich immer wieder nachdrücklich vor den von dir beabsichtigten Entscheidungen gewarnt, weil ich jedes Mal fest davon überzeugt war, im Recht zu sein. Aber genauso hat sich jedes Mal herausgestellt, dass ich mich geirrt habe und du recht hattest. Sancere ist meine bislang gravierendste Fehleinschätzung. Niemand vermag zu sagen, wo diese Flotte heute wäre, hättest du auf mich gehört. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass sie dann in einer besseren Verfassung wäre oder dass unser Feind größere Verluste erlitten hätte.«
»Das heißt, du vertraust mir?«
Sie lächelte ihn schief an. »Ich fürchte, das tue ich. Ich halte Lakota für einen Fehler, ich habe es dir gesagt, und ich habe meine Gründe genannt. Du hast mir zugehört. Ja, ich habe dir angemerkt, dass du mir zugehört hast. Mit Blick auf die Vergangenheit finde ich, dass ich kein
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