Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
mir auch aufgefallen. Es macht Lieutenant Riva zu schaffen, dass er von so vielen Offizieren umgeben ist, die alle jünger sind als er, aber einen höheren Dienstgrad innehaben. Ich habe ihm gesagt, dass er sehr bald mit einer Beförderung rechnen kann, doch er scheint der Ansicht zu sein, man müsse ihn bevorzugt behandeln, bis er wieder Anschluss an die Welt gefunden hat, die sich ohne ihn weiterentwickelt hat.« Sie verzog den Mundwinkel. »Diese Frau an Bord der Furious war ein Ensign … und nur gut halb so alt wie er.«
»Das ist eigentlich keine gute Idee, um seinem Ego Auftrieb zu geben«, meinte Geary dazu. »Naja, leid tut es mir trotzdem.«
Diesmal präsentierte Desjani ein ehrliches Lächeln. »Ich finde, ich verdiene etwas Besseres als ihn, Sir.«
»Daran besteht nicht der geringste Zweifel. Danke, Tanya. Tut mir leid, dass ich Sie damit behelligt habe.«
»Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, Sir.« Ihre Miene nahm einen wehmütigen Ausdruck an. »Ich hätte wissen sollen, dass in meinem Leben kein Platz ist für eine Beziehung. Schließlich habe ich schon eine Vollzeitbeziehung zu einer Lady namens Dauntless, die meine komplette Aufmerksamkeit erfordert.«
»Mit dem Gefühl bin ich vertraut«, stimmte Geary ihr zu. »Einem befehlshabenden Offizier bleibt wenig Zeit für ein Privatleben. Aber Sie sind ein guter Captain.«
»Vielen Dank, Sir.« Sie stand auf und wollte sich wegdrehen, sah dann jedoch wieder Geary an. »Sir, darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
»Das Recht haben Sie sich allemal verdient«, erklärte Geary. »Wir haben uns schließlich die ganze Zeit über Ihr Privatleben unterhalten. Also, was möchten Sie wissen?«
»Wie läuft es zwischen Ihnen und Co-Präsidentin Rione?«
Geary war sich nicht sicher, wie er seine Antwort formulieren sollte. Schließlich lächelte er, zog aber gleichzeitig auch die Stirn in Falten. »Ich glaube, es läuft ganz gut.«
»Es … es hat mich gewundert, Sir. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu Ihnen zurückkehren würde.«
»Ich auch nicht«, erwiderte er und nickte bekräftigend.
Desjani zögerte einen Moment lang. »Ist es Ihnen ernst, Sir?«
»Ich glaube schon«, gab er zurück und lachte kurz auf. »Verdammt, ich weiß es nicht. Aber ich glaube schon.«
»Und ist es ihr auch ernst?«
»Da bin ich mir nicht sicher.« Wenn es jemanden gab, mit dem er offen darüber reden konnte, dann war es Desjani. »Ich weiß nicht. Sie zeigt ihre Gefühle nicht allzu deutlich.«
»Einmal hat sie es gemacht, Sir«, sagte sie leise. »Was sie momentan fühlt, kann ich Ihnen nicht sagen, aber ich glaube, die Entdeckung, dass ihr Mann womöglich noch lebt, hätte sie nicht so tief getroffen, wenn sie nichts für Sie empfinden würde. Allerdings ist das natürlich nur meine persönliche Meinung.«
Dieser Gedanke war Geary auch schon gekommen. »Danke, dass Sie das erwähnt haben. Ich weiß nicht immer, ob … na ja …«
»Sie wissen nicht immer, ob sie die Wahrheit sagt?«, führte sie versuchsweise seinen Satz zu Ende.
Geary lächelte sie an. »Ja. Rione ist Politikerin, aber das wusste ich von Anfang an.«
»Manche Politiker sind schlimmer als andere, was bedeuten muss, dass manche besser sind als andere. Und so schlimm Politiker auch sein mögen, es gibt immer noch schlimmere Berufe.«
»Tatsächlich? Ach ja, stimmt. Zum Beispiel Anwälte.«
»Ja, Sir«, bestätigte Desjani. »Oder Literaturagenten. Das hätte ich werden können.«
»Ist das wahr?« Geary betrachtete sie und versuchte sich vorzustellen, wie sie nicht auf der Brücke der Dauntless, sondern auf irgendeinem Planeten hinter ihrem Schreibtisch saß und Abenteuergeschichten las und verkaufte, anstatt diese Abenteuer selbst zu leben.
»Bevor ich zur Flotte ging, bot mein Onkel mir einen Job in seiner Agentur an«, erzählte sie. »Aber von allen anderen Faktoren einmal abgesehen, hätte dieser Job für mich bedeutet, mit Autoren zusammenarbeiten zu müssen, und Sie wissen sicher, wie diese Leute sind.«
»Ich hab so einiges darüber gehört.« Geary konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Stimmt das, was Sie mir da gerade erzählt haben?«
Desjani erwiderte sein Grinsen. »Kann schon sein, Sir.«
Lange, nachdem sie sein Quartier verlassen hatte, sah Geary immer noch auf die Luke, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Es tat gut, mit Desjani einfach mal über etwas anderes zu reden. Sie teilte ihre Erfahrungen mit ihm, die zum Teil aus ganz verschiedenen
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