Die Verschollene Flotte Fluchtpunkt Ixi
aufflammten. Ein dichtes Minenfeld trieb vor dem Sprungpunkt, und wären sie wie allgemein üblich auf einer schnurgeraden Flugbahn aus dem Sprungraum gekommen, dann hätten die Minen genau den gewünschten verheerenden Effekt gehabt. Die Allianz-Flotte hatte sich aber in sich gedreht und die Schiffe flogen in ihren Münzenformationen seitwärts, als ob fünf Münzen aufrecht im Raum stünden und sich auf der Kante rollend über eine glatte Fläche bewegten. Auf der Steuerbordseite der Allianz-Flotte trieb das Minenfeld im All, ohne Schaden anzurichten.
Geary wandte den Blick von der Darstellung der Minen ab und hielt Ausschau nach feindlichen Kriegsschiffen. Vor dem Sprungpunkt war nichts zu entdecken, und auch in der unmittelbaren Umgebung wurde nichts angezeigt. Er wollte seinen Augen kaum trauen, da er nirgends ein feindliches Schiff ausmachen konnte, bis der Bildschirm schließlich beim Hypernet-Portal angekommen war.
Dort hielt sich die erwartete Syndik-Flotte auf und flog gemächlich am Portal vorbei, als befinde sie sich auf einem routinemäßigen Patrouillenflug. »Die Syndik-Flotte Alpha besteht aus sechs Schlachtschiffen, neun schweren Kreuzern, dreizehn leichten Kreuzern und zwanzig Jägern«, meldete der Wachhabende der Gefechtssysteme in dem gleichen Moment, als die Displays diese Informationen ebenfalls anzeigten.
»Jetzt haben wir sie«, freute sich Desjani. »Mit dieser Streitmacht können wir es mühelos aufnehmen.« Sie drehte sich zu Geary um und grinste wie jemand, der soeben entdeckt hatte, dass der Gegenseite ein gravierender Fehler unterlaufen war und der Sieg so gut wie sicher schien.
Geary versuchte, die Ruhe zu bewahren, und suchte das Display gründlich nach weiteren Syndik-Kriegsschiffen im Lakota-System ab. Doch von ein paar Syndik-Jägern in der Nähe der bewohnten Welt abgesehen, die von der gegenwärtigen Position der Flotte fünf Stunden entfernt war, schien sich kein weiteres gegnerisches Schiff im System zu befinden.
»Das ist mehr als genug Feuerkraft für die Syndiks, um das Portal zu zerstören, bevor wir es erreichen können«, merkte Rione an.
»Ja«, stimmte Geary ihr zu. Doch eine solche potenzielle Gelegenheit sollte man nicht ungenutzt lassen. Man durfte sie gar nicht ungenutzt lassen. Desjani war ganz sicher nicht die Einzige in der Flotte, die davon überzeugt wurde, dass die Syndiks in diesem System eine leichte Beute darstellten. »Wenn wir geradewegs auf das Portal zusteuern, dann bleiben die Syndiks einfach dort und zerstören es, bevor wir eintreffen. Wir müssen sie von ihrer Position weglocken und dann zum Portal gelangen, ehe sie dorthin zurückkehren können.«
»Wenn wir sie vernichten …«, begann Desjani.
»Ich weiß. Aber unsere oberste Priorität ist es, das Portal zu erreichen, solange es noch intakt ist.«
Desjani nickte widerwillig.
»Wie wollen Sie sie weglocken?«, fragte Rione.
»Was würden Sie vorschlagen?«, gab er zurück.
Sie überlegte einen Moment lang. »Dass wir ihnen etwas bieten. Ein Ziel, dem sie nicht widerstehen können.«
»Ganz genau«, stimmte Desjani ihr zu. »Wir müssen sie glauben machen, dass wir am Portal nicht interessiert sind, und ihnen ein Ziel präsentieren, das sie einfach ins Visier nehmen müssen.«
Bedauerlicherweise gab es innerhalb der Flotte nur ein Ziel, das diese Wirkung erzielen würde. »Formation Echo Five Five. Die Hilfsschiffe und die beschädigten Kriegsschiffe.« Sie waren wie kranke, schwache Tiere, die der Herde hinterherliefen. Aber er wollte keines dieser Schiffe verlieren. Die Hilfsschiffe spielten eine entscheidende Rolle für das Überleben der Flotte, und die beschädigten Kriegsschiffe besaßen zum einen immer noch eine gewisse Kampfkraft, zum anderen waren sie der Beweis für Gearys Aussage, dass er kein Schiff und keine Crew aufgeben und zurücklassen würde. Diese Schiffe nun als Köder zu benutzen, würde dem Gedanken zweifellos abträglich sein.
Wieder betrachtete er das Gesamtbild, das sich ihm bot. Nach den spärlich bevölkerten Systemen, die die Allianz-Flotte zuletzt aufgesucht hatte, wirkte das Lakota-System vergleichsweise wohlhabend. Der vorrangig bewohnte Planet, der sich momentan neun Lichtstunden jenseits des Sterns befand, ließ alle Anzeichen für eine wachsende, dynamische Welt erkennen. Größere Kolonien waren auf mehreren anderen Planeten auszumachen, und etliche Einrichtungen kreisten in festgelegtem Orbit um die diversen Himmelskörper. Dazwischen wimmelte es
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