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Die verschollene Symphonie

Die verschollene Symphonie

Titel: Die verschollene Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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wir suchen müssen«, sagte er und warf Juda einen finsteren Blick zu. »Wagner.«
    »Wie scharfsinnig«, sagte Juda. »Nachdem wir uns nun schon seit Stunden über Wagner unterhalten.«
    »Halten Sie den Mund, Juda«, sagte Galen. »Maddox, bitte fangen Sie an.«
     

     
    »Ludwig II. wurde am 25. August 1845 in der Sommerresidenz der königlichen Familie in der Nähe von München geboren. Sein Vater war der katholische Kronprinz des Hauses Witteisbach, der die protestantische Prinzessin Maria von Hohenzollern geheiratet hatte, eine Nichte des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Zum Zeitpunkt seiner Geburt war sein Großvater Ludwig I. König von Bayern. Ich war damals ein Ratgeber am Hof König Friedrichs und bin über Ludwig wieder in Wagners Nähe gelangt.«
    »Hmm«, meinte Marisa. »Schade, dass wir Ludwigs Eltern nie mit den Magiern zusammenbringen konnten. Das hätte eine Menge interessanter Gespräche gegeben.«
    »Sie machen wohl Witze«, sagte Maddox. »Jedenfalls galt Ludwig I. als kultiviertester Monarch Europas. In jungen Jahren hatte er eine der schönsten Prinzessinnen des ganzen Kontinents geheiratet, und sein Vater Maximilian war der erste Bayernkönig, der seine Krone Napoleon zu verdanken hatte. Wie im Hause Witteisbach üblich, war Ludwig I. ein Förderer der schönen Künste. Außerdem hatte er eine Leidenschaft für die Architektur, für Bildung und Wissenschaft – aber auch für die Frauen. Im Herbst 1846 kam die berühmte spanische Tänzerin Lola Montez nach München und der König verfiel ihrem Zauber. Die Königin drückte ein Auge zu, und schon bald wurde die Tänzerin die offizielle Mätresse des Königs.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, warf Galen ein. »Es war für einen Monarchen praktisch Pflicht, über eine Mätresse zu verfügen – meist sogar über mehrere.«
    »Da haben Sie Recht, aber lassen Sie mich ausreden«, sagte Maddox. »Er kaufte ihr ein Haus, stattete sie mit einem regelmäßigen Unterhalt aus und machte sie erst zur Baronin Rosenthal und später zur Gräfin Landsfeld. Die Kirche und das Volk waren empört und in München kam es zu Aufständen. König Ludwig hatte die Liebe und das Vertrauen seiner Untertanen verloren. Im März 1848 überließ er seinem ältesten Sohn den Thron – Maximilian II.«
    »Und was genau bedeutet das?«, fragte Marisa.
    Galens Gesicht hellte sich auf, als er begriff. »Das bedeutet, dass Ludwig II. weit früher als vorgesehen zum Kronprinzen ernannt wurde.«
    »Interessant.«
    Maddox lächelte. »Es wird noch interessanter, wenn ich Ihnen erzähle, wer Lola Montez an den Hof von Ludwig I. gebracht hat – ein Hofarzt namens Doktor St. Taxen.«
    »Mein Gott«, rief Galen aus. »Das glaube ich nicht.«
    Juda runzelte die Stirn, während Doktor Syntax leise vor sich hin pfiff und seine Fingernägel betrachtete.
    »Erzählen Sie weiter«, sagte Galen. »Ich möchte den Rest der Geschichte erfahren.«
    »Ludwig wurde im Alter von drei Jahren Kronprinz von Bayern. Fünf Wochen später, am 27. April, wurde sein Bruder Otto geboren. Beide Kinder wuchsen gemeinsam auf und hatten die gleiche Gouvernante. Beide waren schüchtern und in sich gekehrt. Ihr Vater war sehr streng und die Mutter sanft und liebevoll. Dennoch entwickelte sich nie eine enge Verbindung zwischen Kindern und Eltern. Unglücklicherweise wurde die Erziehung des Kronprinzen Lehrern anvertraut, die das große Potenzial Ludwigs nicht in angemessener Weise fördern konnten. Seine intellektuelle Begabung wurde von unfähigen Lehrern buchstäblich verschwendet. Ein neuer Hauslehrer, der im Mai 1854 die Erziehung der beiden Prinzen übernahm, war streng und militaristisch, und Ludwig fürchtete sich vor ihm. Ein Jahr später erhielten die Prinzen einen neuen militärischen Ausbilder, der ein wenig jünger war. Von diesem Zeitpunkt an wurde Ludwig ohne seinen Bruder unterrichtet. Und jetzt«, sagte Maddox und breitete die Arme aus, »dürfen Sie raten, wer dieser Lehrer war.«
    »Sagen Sie nicht…«, setzte Galen an.
    Maddox nickte. »Der Neffe – so hieß es jedenfalls – vonDoktor St. Taxen.«
    »Dieser Lehrer wollte in Ludwig einen starken Willen heranbilden, den er sich unterordnen konnte, und er verlangte absoluten Gehorsam. Im Herbst 1857 kam es in Berchtesgaden schließlich zu einem merkwürdigen Vorfall. Ludwig hätte beinahe seinen Bruder mit einem Taschentuch erwürgt, das er ihm um den Hals gewickelt hatte. Die beiden wurden noch gerade rechtzeitig entdeckt, und

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