Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Polizist, wurde gerufen und sah, wie Noddy dem größten Kegel einen Kopfstoß versetzte.
»Hey, ich bring dich jetzt zum nächsten Geldautomaten«, sagte Mr Plod. »Sag mir deine PIN-Nummer, Noddy.« Aber leider war Noddy so betrunken, dass er sie vergessen hatte, also haute Mr Plod ihm feste mit seinem Gummiknüppel auf den Kopf.
Gute Nacht.
Mittwoch, 5. Juli
Arthur Askey Way
Ins Krankenhaus kam mein Vater ursprünglich wegen Knochenbrüchen und diverser anderer Verletzungen, die er sich zuzog, als er beim Bau einer japanischen Pagode für die von allem Orientalischen besessene Tania von der Leiter fiel.
Inzwischen wird er seit Monaten wegen einer Krankenhausinfektion stationär behandelt und hat sich vollständig an den Anstaltsalltag gewöhnt. Wenn er um 7:00, 12:00 und 17:00 Uhr den Essenswagen am Ende des Flurs anrollen hört, sammelt sich Speichel in seinem Mund. Er behauptet, dort glücklich zu sein, sagt, er habe keine Sorgen: Andere Leute bezahlten die Rechnungen, seien auf den gefährlichen Straßen unterwegs, steckten in Staus fest und müssten den Einkauf im Supermarkt erledigen.
Sharon Bott, die Mutter meines Sohnes Glenn, arbeitet als Putzfrau im Krankenhaus. Sie erzählte, dass ihr Mopp im Rahmen eines Infektionskontrollprogramms zu Tests ins Labor geschickt wurde. Als ihr der Mopp wieder ausgehändigt wurde, »sah er aus wie durch den Wolf gedreht«.
Donnerstag, 6. Juli
Ich habe gerade einen Stapel Gedichte unter dem Waschbecken versteckt gefunden. Sie sind in Glenns Handschrift verfasst. Warum er glaubt, den Beweis einer besonderen Empfindsamkeit vor mir verstecken zu müssen, ist mir ein absolutes Rätsel. Dieses Haus ist ganz dem kreativen Geist geweiht. William zum Beispiel bastelt mit Leidenschaft Miniaturgärten in alten Schuhkartons. Vielleicht wird er später
mal ein Landschaftsgärtner wie der legendäre Capability Brown oder die unvergleichliche Charlie Dimmock.
Am besten gefällt mir das Gedicht »Warum?«.
WARUM?
Warum muss alles Schöne verrecken,
Bäume, Vögel und auch Schnecken?
Allerdings werde ich einen Fehler in Glenns Gedicht korrigieren müssen. Schnecken sind nicht schön. Sie haben ein abstoßendes Äußeres und zudem ausgesprochen unangenehme Angewohnheiten. Am zweitliebsten mag ich ein Gedicht mit dem Titel »Patsy«.
PATSY
Ich liebe wie dein Schlürfen klingt,
wenn du aus einem Becher trinkst.
Liam ist doch bindungsscheu,
komm zu mir, ich bleib dir treu.
Ich bin zwar noch ein junger Spund,
bin auch nicht reich, doch kerngesund.
Flieh aus deinem gold’nen Käfig,
doch wisse, ich bin minderjährig.
Auf Sex muss ich darum verzichten
und keusche Liebeslieder dichten.
Als Glenn von der Schule nach Hause kam, schnappte ich ihn mir sofort wegen der Gedichte. Er ließ den Kopf hängen und wurde knallrot. »Sag das bloß keinem, Dad«, bat er.
Samstag, 8. Juli
Meine Mutter hat eine Familienkonferenz einberufen. Ich bin das Thema. Mein Vater war per Telefon aus dem Krankenhaus zugeschaltet. Weitere Anwesende waren: Iwan Braithwaite, Tania, Mrs Wormington und meine Tante Susan, eine Gefängnisaufseherin. Sie alle fürchten, dass ich mein Leben vergeude. Ich wandte ein, dass ich in Vollzeit zwei Kinder und eine 97-jährige Frau versorge. Meine Mutter sagte: »Wozu hast du denn die ganzen Bücher gelesen, wenn du jetzt mit deinem Wissen nichts anfängst außer Waschen und Bügeln und Kochen? Dann hättest du genauso gut als Mädchen auf die Welt kommen können.«
Tante Susan drückte ihre Zigarre aus und fuhr sich mit den Fingern durch die kurzgeschorenen Haare, bevor sie sagte: »Adrian, ich könnte dir einen Job in der Gefängnisbücherei besorgen.«
Um sie alle zum Schweigen zu bringen, versprach ich, es mir zu überlegen, aber die Vorstellung, in Kontakt mit Häftlingen zu stehen – und seien sie auch des Lesens und Schreibens kundig -, erfüllt mich mit Entsetzen. Tania äußerte die Ansicht, ich sei auf ungesunde Art und Weise auf alte Leute fixiert. »Warum kannst du dich nicht einfach damit begnügen, ehrenamtlich in einem Altersheim zu arbeiten? Warum verspürst du den Drang, einen von ihnen bei dir im Haus wohnen zu haben?« Darauf konnte ich ihr keine Antwort geben. Als alle weg waren, fragte Mrs Wormington: »Wer war denn die hochnäsige Ziege in dem Kimono?«
Montag, 10. Juli
Nächste Woche lasse ich mir die Bücherei im Wind-on-the-Wolds-Gefängnis zeigen. Dort ist eine Teilzeitstelle frei, um Gottes willen!
Donnerstag, 13. Juli
Meine
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