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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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muss zugeben, dass Brandon nicht ganz unrecht hat. Während die Waschmaschine noch schleuderte, taufte ich Luzifer in Peter um. Es ist verblüffend, wie sehr das den ganzen Tonfall verändert hat. Jetzt liest es sich wie ein Kinderbuch. Vielleicht gebe ich dem Buch den Untertitel Eine Bauernhof-Allegorie . Pass auf, Harry Potter. Jetzt kommt Peter Pig!

Samstag, 1. Juli
    Arthur Askey Way
     
    Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, habe ich mir überlegt, William das umgeschriebene Manuskript von Der Schweinestall als Gutenachtgeschichte vorzulesen. Der politische und philosophische Subtext dürfte ihm zwar entgehen, aber ich hatte die Hoffnung, dass die Erzählung selbst ihn fesseln würde. Bereits nach ein paar Absätzen meckerte er, er wolle eine Geschichte von Noddy und Großohr hören, doch ich ließ nicht locker.
    Peter Pig hob seinen Schweinskopf aus dem Trog und betrachtete den erbarmungslos grauen Himmel der East Midlands. Eine Wolke, die aussah wie ein handelsüblicher Wattebausch, eilte über den oben erwähnten Himmel wie ein Eurostar-Hochgeschwindigkeitszug bei der Ausfahrt aus Waterloo Station.
    Peter seufzte und wanderte im Stall herum. Der Schmutz und der Schlamm quollen ihm zwischen die Hufe. Sie waren ekelerregend, die Bedingungen, unter denen er leben musste, dachte er. Warum sollten Bauer Hogg und seine Frau Pamela den Luxus von Teppichen und Plastikfliesen unter ihren Füßen genießen, während er und seine Mitschweine dazu verdammt waren, durch ihre eigenen Exkremente zu waten?
    Peter wandte den Blick dem Innenhof zu, wo Bauer Hogg und Pamela ein Grillfest für ihre Freunde abhielten.
    Der widerliche Gestank von Schweinefett, das auf »Eine für alles«-Grillkohle tropfte, wehte zu ihm herüber und ließ ihm die Augen tränen.
    Er lauschte den Gesprächen der Menschen, die sich an dem Buffet gütlich taten, das Pamela nach dem Abspann der Archers im Radio zubereitet hatte.

    Die Gäste schlürften Sekt mit Orangensaft, und Peter sehnte sich danach, die Flüssigkeit in seinem eigenen Maul zu spüren. Seine Mitschweine Antonia und Miles führten im Koben nebenan eine heftige Diskussion über das Wesen des Daseins. Peter seufzte, er hatte philosophische Debatten so satt. Typisch, dass ausgerechnet er mit zwei Intellektuellen in einem Schweinestall festsitzen musste. Wie er nach Smalltalk lechzte! Er drehte seine Ohren Richtung Innenhof und strengte sich an, etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. »Jedenfalls hab ich es satt«, sagte ein grauhaariger Mann namens Ken, »nach allem, was Mo durchgemacht hat.«
    Eine gepflegt aussehende Frau namens Barbara zischte: »Nicht hier, Ken, da hinten neben dem Gewürzgurkenglas steht ein Kerl namens Derek von der Ashby Gazette .«
    »Ich lasse mir nicht den Mund verbieten«, donnerte Ken. »Es ist feige von Tony, ihr so in den Rücken zu fallen.«
    Vom Schweinestall aus beobachtete Peter, wie Derek sich vom Gurkenglas abwandte, seinen Notizblock zückte und sich an Ken und Barbara heranpirschte.
    An dieser Stelle begann William zu heulen, weil er eine Noddy-Geschichte wollte. Ich jedoch las noch einige Zeilen in Der Schweinestall weiter.
    Ein anderes Grüppchen sorgte für den Smalltalk, nach dem Peter dürstete. Von einer Frau in einer weißen Jeans hörte er: »Wir unterstützen ja im Prinzip das System Gesamtschule, aber unsere Kinder sind wahnsinnig sensibel, deshalb.« Und ein Mann, der eine Ray-Ban mit Drahtgestell trug, verkündete: »Die Häuserpreise müssen einfach bald sinken. Wir haben für unseres …«

    Peter war im siebten Himmel. Später am Abend – die Grillglut war längst verglommen – sah er hinauf in die Sterne und sann über das Wesen des Smalltalks nach. Um leichter einzuschlafen, übte er sich in dieser Kunst. Er wählte eines seiner Lieblingsthemen: »Das nennt sich nun Sommer? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann das letzte Mal die Sonne geschienen hat.«
    Binnen weniger Minuten war William eingeschlafen.

Sonntag, 2. Juli
    Ich kann Noddy nicht ausstehen, aber ich hatte es William versprochen, also dachte ich mir folgende Geschichte aus:
    Großohr hatte Geburtstag, also fuhr Noddy zum Feiern mit seinem Taxi ins Spielzeugland. Die Kumpel gingen von Pub zu Pub und tranken ein Pint nach dem anderen. Großohrs Gesicht wurde sehr rot, und das Glöckchen an Noddys Mütze klingelte wie verrückt. Als sie aus dem letzten Pub kamen, beschimpfte ein Trupp Kegel Großohr als Perversen und fing eine Prügelei an. Mr Plod, der

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