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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Townsend
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Schluchzen. Dann brüllte sie quer durch ihr Büro: »Hol Tony, aber dalli!« Sie redete eindringlich auf jemanden in ihrer Nähe ein, woraufhin ich eine männliche Stimme rufen hörte: »Verfluchte Scheiße, in Norfolk ist die Schnabel- und Krallenseuche ausgebrochen!« Der Mann klang hysterisch.
    Allmählich bereute ich meinen Streich, doch als Pandora mich fragte, ob sie Vorkehrungen treffen sollte, das Geflügel zu schlachten und die Eier zu entsorgen, antwortete ich aus irgendeinem Grund: »Die Vögel müssen aus ihrem Elend erlöst werden, aber die Eier könnte man vielleicht noch gut gebrauchen – um in der heißen Phase vor der nächsten Wahl Politiker damit zu bewerfen.«
    Nachdem ich den Hörer aufgeknallt hatte, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Pandora war so stolz auf ihre jüngste Beförderung zur Staatsministerin für Geflügel. Ich versuchte, nochmal anzurufen, aber sämtliche Leitungen in ihrem Büro waren ununterbrochen besetzt. Ursprünglich hatte ich den Vorschlag machen wollen, dass – anstatt die infizierten Schafe zu vernichten – doch besser jeder Haushalt in England ein gehäutetes, ausgenommenes Schaf zum Einfrieren bekommen sollte. Immerhin stellt die Maulund Klauenseuche keine Gefahr für den Homo sapiens dar. (Der Gerechtigkeit halber könnten Vegetarier ja einen Gutschein für einen Sack Steckrüben oder so was bekommen.) Das würde New Labour sicherlich Stimmen einbringen.

Sonntag, 1. April
    Eine Kurierfirma aus Leicester namens 24-7 weckte mich heute Morgen sehr früh mit dem wunderbarsten Brief meines Lebens:
    Sehr geehrter Adrian Mole,
    mein Name ist Louise Moore. Ich bin Lektorin bei Penguin Books Ltd. Ich will gleich zur Sache kommen. Als ich gestern mit Will Self und Martin Amis im Ivy zu Mittag aß, hörte ich unfreiwillig ein Gespräch zweier Agenten am Nebentisch mit an. Sie unterhielten sich über Ihr noch unvollendetes Manuskript Krog von Gork . Ich war sofort fasziniert von der Idee, dass Krog die erste menschliche Sprache erfindet, wodurch er seiner Frau mitteilen kann, dass er sie liebt. Penguin möchte Ihnen gern eine Million Pfund für einen Zweibuchvertrag anbieten. Bitte rufen Sie mich am Montagmorgen um 9:30 Uhr an. Mit besten Grüßen,
    Louise Moore

Montag, 2. April
    Meine Geburtstagskarten zierten die üblichen Symbole der Männlichkeit: Oldtimer, schäumende Bierkrüge und Angelruten.
    Um exakt 9:30 Uhr rief ich Ms Moores Nummer an. Pandora hob ab. »April, April, du Ekelpaket von einem Geburtstagskind!«, rief sie, bevor sie den Hörer aufknallte.

Freitag, 6. April
    Arthur Askey Way
     
    Eine verspätete Geburtstagskarte von Pamela Pigg. Vorne drauf ein ältlicher Quadratschädel, der an einem rustikalen Tisch vor einem strohgedeckten Pub sitzt. Zu seinen Füßen liegt ein schwarzer Labrador neben einem Korb, aus dem mehrere Angelruten, Netze etc. ragen. Der Quadratschädel trägt eine grüne Wachsjacke und eine Sherlock-Holmes-Mütze und hebt einen schäumenden Bierkrug an die selbstgefälligen Lippen. Im Hintergrund steht ein Oldtimer, der vermutlich dem alten Quadratschädel gehört.
    Wie lange hat Pamela wohl nach dieser Karte gesucht? Und als sie sie gefunden hatte – rief sie da: »Endlich! Das ist die perfekte Karte für Adrian Mole«? Sie muss doch inzwischen wissen, dass ich Strohdächer, Hunde, Bierkrüge, Angeln, Tweed – kurz gesagt, dass ich so ziemlich alles hasse, was mit dem Landleben zu tun hat. Ich bin bis in die Haarspitzen ein Stadtmensch. In die Karte hatte Pamela geschrieben: »Adrian, mon amour , lass es uns noch mal probieren. Sex ist nicht alles. In Liebe, Piglet.«
     
    Preisfrage: Will ich es noch einmal mit Pamela probieren? Die meisten unserer Rendezvous enden in Tränen, durchweichten Taschentüchern und gegenseitigen Vorwürfen. Sie ist haarsträubend überempfindlich: Im vergangenen Herbst weinte sie bei einem Waldspaziergang, weil die Blätter »ihre Mütter« (die Bäume) verlassen mussten.

Samstag, 7. April
    Wider besseres Wissen rief ich Pamela an und bat sie, mich zu Nigels offizieller Coming-out-Party zu begleiten. Sonst riskiere ich, für einen alleinstehenden schwulen Mann gehalten zu werden. Ich bereute meine Einladung sofort, als ich ihr Outfit sah. Meiner Meinung nach sollte keine Frau über 17 ein paillettenbesetztes Schlauchtop tragen. Und ihre geschmacklosen Ohrringe waren auch nicht der Hit. Nigels Eltern waren wie vom Donner gerührt – seine Mutter glaubt immer noch, seine Homosexualität sei eine »dumme

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