Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
beten für dich und deine Familie.«
Sonntag, 15. April
Ostersonntag
Pamela kam mit einem Ostereier-Deko-Set vorbei.
Williams Eier wurden knallbunt, das von Glenn zeigte Jesus am Kreuz. Aus dem Mund kam eine Sprechblase: »Vater, warum hast du mich verlassen?«, was Pamela etwas verstörte. »Um Himmels willen, Glenn, mach dich mal locker, es ist Ostern!« Später, als William mit der Verpackung seines Barbie-Ostereis spielte und Glenn sich Die größte Geschichte aller Zeiten im Fernsehen ansah, zog Pamela mich in mein Schlafzimmer und überreichte mir ein erotisches Osterei, in dessen Mitte sich ein essbares Spitzenhöschen befand. Ungeduldig drängte sie mich, es aufzubrechen und den Inhalt zu entnehmen. Ich hatte es weniger eilig: Ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigte mir, dass die Unterhose vollgestopft mit dubiosen Chemikalien und vielsilbigen Aromastoffen war.
Sonntag, 22. April
Arthur Askey Way
Letzten Sonntag zwang ich die Jungs, sich hinzusetzen und Go4it, die neue Kindersendung auf Radio 4, anzuhören. Ich war etwas verstimmt, als Glenn sich bereits nach fünf Minuten beschwerte: »Das ist doch nur für reiche Snobkinder, oder?« William schlief während des Interviews mit dem Ruderer Sir Steve Redgrave ein. Ich weckte ihn auf und sagte: »Sir Steve hat fünf Goldmedaillen für sein Land gewonnen. Du könntest wenigstens wach bleiben, solange er spricht.«
Heute Abend setzten wir uns wieder vors Radio. Besonders gefesselt war ich von dem Interview mit dem Schöpfer der alten TV-Serie Thunderbirds , Gerry Anderson. Als Kind war ich völlig vernarrt in die Lady-Penelope-Marionette. Sie stand im Mittelpunkt meiner ersten sexuellen Fantasien. Ich mag heute noch Frauen, die etwas Hölzernes an sich haben. Pandora Braithwaite zum Beispiel, die Liebe meines Lebens, sieht aus wie geschnitzt. Wobei es in dem Fall die Labour-Partei ist, die jetzt die Fäden in der Hand hält. Ha, ha!
Sie war heute in den Nachrichten, in Prada-Gummistiefeln und einem Tweedkostüm bemühte sie sich, der wütenden Landbevölkerung zu versichern, ein gigantisches Loch mit Hunderttausenden widerlicher verwesender Kühe und Schafe stelle kein Gesundheitsrisiko dar. Ein Journalist rief: »Haben Sie das Antirassismusabkommmen unterzeichnet, Pandora?«, woraufhin sie fauchte: »Das einzige Anti, das mich interessiert, ist meine Anti-Aging-Creme von Chanel.«
Montag, 23. April
Pandoras Bemerkung hat die Antidiskriminierungskommission auf den Plan gerufen. Sie hat die Anweisung erhalten, sich mit einem schwarzen oder braunen Menschen fotografieren zu lassen, und rief an, um zu fragen, ob William verfügbar sei. Ich gab zurück: »Die Hautfarbe des Kindes ist nicht zu vermieten.« Daraufhin bat sie mich um Mohammeds Telefonnummer und legte auf.
Dienstag, 24. April
Als ich an der Tankstelle eine Packung Choco Krispies kaufen wollte, platzte Mohammed sofort mit der Neuigkeit heraus, dass Pandora ihn angerufen und sich zusammen mit einem Team von Newsnight gestern Abend zum Essen bei ihm eingeladen habe. Sie hatte Tikka Masala mit Hühnchen bestellt. Mohammed sagte: »Meine bessere Hälfte war leicht genervt, weil sie sonst dienstags immer Fish & Chips im Imbiss um die Ecke holt, aber man kann Pandora einfach nichts abschlagen, wenn sie einen mit dieser vornehmen Stimme rumkommandiert, stimmt’s?« Er fragte mich, auf welcher politischen Seite Newsnight stehe.
Naturellement sah ich mir die Sendung mit großem Interesse im Fernsehen an. Pandora trug ihr Pandschabi-Kostüm von Alexander McQueen, das sie sich anlässlich des Gründungstreffens des Angloindischen Frauenrugbyteams von Ashby gekauft hatte.
Danach ging ich ins Bett und hörte mir noch eine Anrufsendung im Radio an. Die meisten Leute wollten über das Kälbchen Phoenix sprechen, das zwar gesund ist, aber trotzdem zum Tode verurteilt wurde. Es soll morgen von einem Amtstierarzt exekutiert werden.
Donnerstag, 26. April
Arthur Askey Way, 22:30 Uhr
Gottlob wurde Phoenix verschont. William weinte sich letzte Nacht in den Schlaf, und Glenn schmiedete düstere Pläne, nach Membury in Devon zu fahren und sich dort dem Jugendflügel einer militanten vegetarischen Splittergruppe namens »Sprossen« anzuschließen, der vorhatte, sich dem bösen Landwirtschaftsministerium – den Kälbermördern – zu widersetzen. Seine Motive waren nicht gänzlich selbstlos. Er ist hin und weg von Joanna Lumley, seit sie sich im Fernsehen so eloquent für das Leben des
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