Die Verschwörer von Kalare
Reise hinter sich hatten, falls sie von Ceres aufgebrochen waren, oder sogar anderthalb Tage von den Streitkräften, die gegen Fürst Parcias Legionen ins Feld zogen.
Und wenn Kalarus große Gruppen durch die oberen Luftschichten bringen konnte, während der Rest des Reiches gezwungen war, sich wegen der unnatürlichen Wolkendecke der Canim dicht am Boden zu halten, verlieh ihm das einen riesigen Vorteil.
Noch etwas fiel ihr auf, und es lief ihr kalt den Rücken hinunter: Wenn Kalarus trotz der Hindernisse durch die Höhen fliegen konnte, was sogar Gaius nicht gelang, dann nur, weil es ihm gestattet wurde. Demnach musste er mit dem erbittertsten Feind des Reiches im Bunde sein.
Kalarus hatte sich mit den Canim eingelassen.
Dieser Narr. Gab es einen besseren Weg, dem Erzfeind Aleras zu verkünden, wie verwundbar das Reich gegenwärtig war? Oder einen Weg, auch den Teil der aleranischen Civitas gegen sich aufzubringen, der sich sonst neutral verhalten hätte?
Deren Unterstützung war Amara jetzt allerdings auch nicht von Nutzen. Sie und der Rest ihrer Gesellschaft würden bald tot sein, falls Kalarus tatsächlich durch den oberen Luftraum fliegen konnte, während sie selbst zu Bodennähe gezwungen waren.
Doch beim Flug durch die Höhen würden sie beide vollkommen verborgen und vollständig blind sein. Auch Kalarus konnte in den Wolken nicht besser sehen als andere. Vielleicht war er in der Lage, sich schneller voranzubewegen und sie zu überholen, aber in dem Falle könnte sie einfach den Kurs ändern, um sich ihm zu entziehen.
Ihre Rettung lag also in der Geschwindigkeit, in dem Versuch, den feindlichen Ritter Aeris, die nach ihrer Reise ermüdet
waren, davonzufliegen. Dadurch könnten sie zumindest die Anzahl der Verfolger verkleinern. Und es war auch nicht ausgeschlossen, dass die Hohen Fürstinnen in ihrer Gesellschaft dem Gegner die Jagd erheblich erschweren könnten. Die Fürstinnen von Placida und Aquitania waren nach den Anstrengungen der Flucht ebenfalls erschöpft, das stimmte wohl - aber das galt gleichermaßen für Kalarus.
Amara traf eine Entscheidung. Seit sie die Verfolger bemerkt hatte, so stellte sie fest, waren nur wenige Sekunden verstrichen, trotzdem glaubte sie, die Lage richtig eingeschätzt zu haben. Vielleicht hatten sie tatsächlich eine Chance zu entkommen.
Sie ließ sich seitlich nach unten schweben, wo die Träger sie sehen konnten, und gab ihnen das Zeichen, mit höchster Geschwindigkeit zu fliegen. Ihr Anführer bestätigte den Befehl, und nachdem er ihn an seine Männer weitergegeben hatte, nahm der Wind an Heftigkeit zu, und sie sausten vorwärts. Amara nickte ihnen zu und flog zum Fenster der Windkutsche.
»Wir werden verfolgt!«, rief sie. »Kalarus und vermutlich hundert Ritter Aeris. Aber seine Eskorte muss müde sein, wenn sie gerade erst angekommen ist. Wir versuchen, ihnen davonzufliegen.«
»Die Windkutsche ist überladen!«, gab Aldrick zurück. »Die Männer halten diese Geschwindigkeit nicht lange durch!«
»Hoheiten«, rief Amara den Fürstinnen Placida und Aquitania zu, »ich hoffe, ihr könnt unsere Flieger ein wenig unterstützen oder zumindest die Verfolger entmutigen? Wenn wir ihnen entkommen, brauchen wir nicht gegen sie zu kämpfen.«
Die Fürstin Aquitania schenkte Amara ein kühles Lächeln. Dann blickte sie die Fürstin Placida an und sagte: »Mir würde es besser gefallen, Kalarus und seine Leute zu entmutigen.«
»Wie du wünschst«, sagte Fürstin Placida düster. Noch immer musste sie Rook stützen. Dann beugte sie sich quer durch die Windkutsche vor und reichte Amara eine lange Klinge, Griff voran, die sie aus Kalarus’ Turmzimmer mitgenommen hatte.
»Falls du der gleichen Meinung bist wie Fürstin Aquitania, Gräfin.«
Amara nahm das Schwert, nickte dankbar und wechselte einen Blick mit Bernard. Daraufhin flog sie über die Windkutsche hinweg zu deren anderer Seite, lehnte sich durch das Fenster hinein und drückte ihren Mund auf seinen.
»Jetzt bin ich dran«, flüsterte sie.
»Pass auf dich auf«, sagte er mit rauer Stimme.
Sie küsste ihn nochmals, rief Cirrus und erhob sich, das Schwert in der Hand, über die Windkutsche.
Was folgte, unterschied sich wenig von einem gewöhnlichen Flugtag - bis auf die Kleinigkeiten, versteht sich. Der Wind sang und pfiff um sie herum. Die Landschaft zog unter ihnen dahin, Hunderte von Fuß tiefer, und zwar so langsam, dass man fast meinen mochte, sie bewege sich überhaupt nicht.
Aber diese
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