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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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traf, als sie an ihnen vorbeisauste, und auf diese Weise ließ sie ein halbes Dutzend Ritter Aeris wie trockenes Laub im Herbstwind durch die Luft wirbeln. Diese Taktik war jedoch nicht besonders fantasievoll, und jeder Ritter Aeris übte im Laufe seiner Ausbildung wieder und wieder, sich schnellstens aus so einer misslichen Lage zu befreien, wenn sein Windstrom abrupt unterbrochen wurde. Wie auch immer, in der Ausbildung hatte niemand daran gedacht, dass ein solches Manöver vielleicht zehn oder fünfzehn Fuß über den Baumwipfeln vorgenommen werden müsste, während Hohe Fürsten und
Fürstinnen um den Einfluss auf die breiteren Windströme kämpften, und nach dieser anstrengenden Jagd wurde die Anzahl der Ritter um mehr als die Hälfte verringert.
    Die erschöpften Ritter Aeris hätten sich vermutlich rasch erholt und binnen Sekunden ihren Flug fortgesetzt.
    Doch Amara ließ ihnen nicht so viel Zeit.
    Männer hinter ihr trudelten zur Seite. Sie hörte ein entsetzliches Knirschen, als einer von ihnen in den Stamm einer besonders hohen Eiche krachte. Von den anderen fünf landeten vier in den Zweigen, und selbst die dünneren hohen Äste brachten sie durch die hohe Geschwindigkeit ihres Fluges zum Taumeln. Wenn sie nicht auf einen harten Baumstamm prallten, würden sie den Absturz mit viel Glück vielleicht sogar überleben.
    Der letzte Ritter Aeris wurde wie Amara im Wirrwarr der verschiedenen Windströme ein wenig in die Luft gehoben, doch erlangte er das Gleichgewicht deutlich langsamer zurück als die Kursorin. Als es so weit war, sauste Amara bereits wieder über ihn hinweg und traf ihn mit dem Schwert im Rücken. Die Klinge war hervorragend, und einzelne Glieder des Kettenhemds flogen durch die Luft. Die Wunde, die Amara dem Gegner zufügte, war nicht besonders tief, doch Schock und Schmerz genügten, um den Ritter abzulenken, und wie seine Gefährten verschwand er in den Zweigen des Waldes.
    Einen Moment lang blieb Amaras Blick an den Bäumen haften, wo die Ritter Aeris abgestürzt waren. Sie konnte sich jetzt keine Gefühle leisten, keine Reue und keine Übelkeit und kein Mitleid für die Männer, die sie verletzt und getötet hatte. Sie verweigerte sich diesen Gefühlen. Und doch hatte sie gerade sechs Männern das Leben genommen. Gut, das geschah im Namen des Reiches und aus Selbstverteidigung, aber es hatte nicht einmal einen richtigen Kampf gegeben. So müde, wie die Ritter gewesen waren, konnten sie den Wirbelwind eines Elementars mit solchen Kräften wie Cirrus nicht überleben, es sei denn rein zufällig, so wie der letzte Ritter. Und der hatte das Schwert, das
ihn verwundete, nicht einmal kommen sehen. Es war eine Sache, einen Feind im Kampf zu töten, bloß hatte es hier eigentlich gar keinen Kampf gegeben. Es erinnerte mehr an eine Hinrichtung.
    Das machte ihr Angst. Angst, dass sie zu solchen Taten fähig war, und noch größere Angst, weil sie wusste, bei einem ähnlichen Fehler könnte sie selbst genauso leicht das Leben verlieren. Es gab mindestens einen Windwirker beim Gegner, der sie aus dem Himmel fegen könnte wie sie diese müden Ritter. Sie war ebenso verwundbar und sterblich, ja, eigentlich noch verwundbarer, da sie schließlich nur dieses lächerlich dünne Seidengewand trug. Wenn sie bei diesem Tempo in die Bäume krachte, so ganz ohne passende Ausrüstung, würde sie gleichzeitig zerschmettert und in Fetzen gerissen werden.
    Bei den Krähen, dank ihrer wunderbaren Verkleidung würde sie schon allein vom Wind spröde und aufgerissene Haut an Stellen bekommen, wo das bei anderen Menschen ansonsten nur selten geschah. Vorausgesetzt, sie würde diesen Tag überleben.
    Amara riss den Blick von den Bäumen los und richtete ihre Gedanken wieder auf ihre Aufgabe. Sie sah nach oben: Die Windkutsche hatte einen leichten Vorsprung gewonnen, doch ein Dutzend rachgieriger Brüder der Ritter, die sie gerade zum Absturz gebracht hatte, näherten sich ihr und nutzten die Geschwindigkeit, die sie durch den Sturzflug erreichten.
    Sie wartete, bis die Angreifer fast genau über ihr waren, dann wich sie zur Seite aus und schoss mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, nach oben, wobei sie hoffte, die Ritter ebenfalls zum Aufstieg zu verleiten. So erschöpft, wie ihre Gegner waren, würde das vielleicht zu anstrengend für sie werden, und möglicherweise brachen sie die Verfolgung dann ganz ab.
    Aber es kam anders. Diese Ritter flogen in Dreierformation, was man ohne lange gemeinsame Übungen nicht

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