Die Verschwörung
bitte«, keuchte Holly. »Zwei weniger. So schwer war das doch nicht.«
Eine etwas verfrühte Feststellung, wie sich zeigen sollte. Denn jetzt donnerte der Rest der zweihundert Mann starken B'wa-Kell-Schwadron auf sie zu.
»So schwer war das doch nicht«, äffte der Commander sie nach und ballte die Fäuste.
* * *
Artemis' Konzentration ließ nach. Die Funken schienen mehr zu werden, und jeder Schlag riss ihn aus seinem Rhythmus. Zweimal hatte er sich schon verzählt. Er war jetzt bei vierundfünfzig. Oder sechsundfünfzig. Die zwei Züge konnten über Leben oder Tod entscheiden.
Er kämpfte sich weiter vorwärts, einen Arm nach dem anderen, durch ein wogendes Meer aus Gel. Die Sicht war mehr oder weniger gleich null. Alles war orange. Und die einzige Bestätigung dafür, dass er sich überhaupt von der Stelle bewegte, waren die Vertiefungen auf Kniehöhe, wo das Plasma zu einer Kanone abgeleitet wurde.
Artemis machte einen letzten Armzug durch das Gel, die Lungen gefüllt mit verbrauchter Luft. Dreiundsechzig - das war's. Bald würden die Luftreiniger in seinem Helm nichts mehr nützen, und er würde nur noch Kohlendioxid einatmen.
Mit den Fingerspitzen tastete er das Innere der Röhre ab, auf der Suche nach dem Schlüsselloch. Auch jetzt halfen ihm seine Augen nicht. Er konnte nicht einmal den Helmscheinwerfer einschalten, weil das womöglich die Plasmasäule entzündet hätte.
Nichts. Keine Einkerbung. Er würde hier einsam sterben. Nie berühmt werden. Artemis spürte, wie sein Gehirn aussetzte, taumelnd in einen schwarzen Tunnel stürzte. Konzentrier dich, beschwor er sich. Ein Funke kam herangezuckt. Ein silberner Stern inmitten des Sonnenuntergangs. Träge schlängelte er sich durch die Röhre und beleuchtete im Vorübergleiten die Metallwand.
Da! Ein Loch. Das Loch, das er suchte. Wie ein betrunkener Schwimmer griff Artemis in seine Tasche und holte das Zwergenhaar heraus. Würde es funktionieren? Es war unwahrscheinlich, dass diese Klappe ein anderes Schloss hatte.
Vorsichtig schob Artemis das Haar in den Zylinder. Er blinzelte. War es drin? Es schien ihm so. Er war nur zu etwa sechzig Prozent sicher. Das würde reichen müssen.
Er drehte es herum, und die Klappe sprang auf. Vor seinem inneren Auge sah er wieder Mulchs Grinsen. Das, mein Junge, ist wahres Talent.
Es war gut möglich, dass sämtliche Feinde, die er in der Unterwelt hatte, unterhalb der Klappe auf ihn warteten, riesige Gewehre auf seinen Kopf gerichtet. Aber das war Artemis in diesem Moment ziemlich egal. Er wollte nur noch an die frische Luft und diesen verflixten Funkenschlägen entkommen.
Und so streckte er seinen Helm aus der Plasmamasse, klappte das Visier auf und genoss einen Atemzug, der gut sein letzter sein konnte. Er hatte Glück: Die Anwesenden blickten gebannt auf einen Bildschirm. Sie beobachteten gerade, wie seine Freunde um ihr Leben kämpften. Die hatten leider nicht so viel Glück wie er.
* * *
Es sind zu viele, dachte Butler, als er um die Ecke kam. und fast einer ganzen B'wa-Kell-Armee gegenüberstand, die gerade ihre Waffen mit neuen Batterien versorgte.
Den Kobolden wiederum schossen bei Butlers Anblick Gedanken durch den Kopf wie: O Gott, es ist ein verkleidetet Troll!, oder: Warum hab ich bloß nicht auf Mama gehört und mich von der B'wa Kell fern gehalten?
Dann nahm Butler Anlauf und flog geradewegs auf sie zu. Er landete auf ihnen wie der sprichwörtliche nasse Sack, nur wesentlich gezielter. Drei Kobolde waren im Land der Träume, bevor sie wussten, wie ihnen geschah. Einer schoss sich selbst in den Fuß, und mehrere andere ließen sich auf den Boden fallen und stellten sich bewusstlos.
* * *
Artemis verfolgte das Ganze auf dem Plasmabildschirm im Allerheiligsten, gemeinsam mit den anderen Zuschauern. Diese schienen sich allerdings prächtig zu unterhalten. Die Kobold-Generäle lachten und schnitten Grimassen, als Butler ihre Männer ausschaltete. Das war nicht weiter dramatisch. Im Gebäude befanden sich ja noch Hunderte von Kobolden, und der Raum galt als absolut sicher.
Artemis blieben nur Sekunden, um sich eine Strategie zu überlegen, und er hatte keine Ahnung, wie die Technik um ihn herum funktionierte. Seine Augen suchten die Wände und Tische unter ihm ab. Es musste doch etwas geben, was ihm helfen konnte.
Da. Auf einem kleinen Bildschirm an der Seite war Foaly zu sehen, eingeschlossen in der Kommandozentrale. Der Zentaur hatte doch bestimmt einen Plan,
Weitere Kostenlose Bücher