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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Zögernd steckte er den Kopf in den Pfeiler. Darin war es so dunkel wie in einem alten Stiefel, und doppelt so muffig. Ein ZUP-Helm war angesagt. Schnell holte er sich einen aus dem Shuttle, und nach kurzem Herumprobieren gelang es ihm, Beleuchtung und Verschluss zu aktivieren.
    »Mulch? Sind Sie da oben?«
    Keine Antwort. Konnte es eine Falle sein? War es möglich, dass er, Artemis Fowl, kurz davor war, auf einen uralten Trick hereinzufallen? Durchaus möglich, dachte er. Trotzdem konnte er das behaarte kleine Wesen nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Irgendwie war ihm Mister Diggums seit der Begegnung in Los Angeles wider besseres Wissen ans Herz gewachsen. Artemis erschauerte. Das passierte ihm immer häufiger, seit seine Mutter wieder gesund war.
    Er kletterte in die Röhre und machte sich auf den Weg zu dem runden Lichtfleck über ihm. Der Gestank war unerträglich. Seine Schuhe waren hin, und keine Reinigung der Welt würde den Schulblazer von St. Bartlebys retten können. Hoffentlich saß Mulch wirklich in der Klemme, sonst...
    Als er oben ankam, fand er den Zwerg zusammengekrümmt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden vor.
    »Was ist los?«, fragte er, nahm den Helm ab und kniete sich neben Mulch.
    »Akute Verstopfung«, ächzte der Zwerg. Schweißperlen liefen ihm über die Barthaare. »Irgendwas Hartes, das ich nicht kleinkriege.«
    »Was kann ich tun?«, fragte Artemis, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Mein linker Stiefel. Zieh ihn mir aus.«
    »Den Stiefel?«
    »Ja«, heulte der Zwerg, starr vor Schmerz. »Runter damit!«
    Artemis konnte sich einen erleichterten Seufzer nicht verkneifen. Er hatte mit Schlimmerem gerechnet. Er legte den Fuß des Zwergs auf seinen Schoß und begann, die Schnürsenkel zu lösen. »Schöne Stiefel«, bemerkte er.
    »Vom Rodeo Drive«, japste Mulch. »Nun mach schon.«
    »'tschuldigung.« Der Stiefel glitt ab, und darunter kam ein nicht ganz so eleganter Socken mit Zehenloch und Stopfstellen zum Vorschein.
    »Den kleinen Zeh«, sagte Mulch, die Augen vor Schmerz geschlossen.
    »Was ist damit?«
    »Drück auf das Gelenk. Kräftig.« Auf das Gelenk drücken. Musste wohl was mit Reflexzonen zu tun haben. Jedem Körperteil entsprach eine Zone am Fuß, die Füße waren also quasi die Tastatur des Körpers. Wurde im Orient schon seit Jahrhunderten praktiziert.
    »Bitte, wenn Sie meinen.« Artemis umschloss Mulch Diggums' behaarten Zeh mit Zeigefinger und Daumen. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ihm schien, als wichen die Haare zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    »Drücken«, ächzte der Zwerg. »Warum drückst du denn nicht?«
    Artemis drückte nicht, weil seine Augen auf den Lauf eines Lasergewehrs schielten, der sich ihm mitten in die Stirn bohrte.
    Lieutenant Nyle, der das Gewehr hielt, konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte ganz allein zwei Eindringlinge gefasst und obendrein noch ihr Schlupfloch entdeckt. Wer sagt, dass Drückebergerei keine Vorzüge hat? Diese Revolution lohnte sich für ihn ja richtig. Wenn das so weiterging, wäre er noch vor seiner dritten Häutung Colonel.
    »Aufstehen«, befahl er, blaue Flammen hechelnd. In Artemis' Ohren klang es trotz des Übersetzungsgeräts reptilisch. Er erhob sich langsam, Mulch Diggums' Fuß noch immer in der Hand. Die Poklappe des Zwergs war noch offen.
    »Was ist denn mit dem?« Nyle beugte sich vor, um Mulch genauer zu betrachten.
    »Hat was Falsches gegessen«, sagte Artemis und drückte auf das Zehgelenk.
    Die prompt folgende Explosion haute den Kobold glatt um und schleuderte ihn den Flur hinunter - ein Anblick, wie man ihn nicht jeden Tag zu sehen bekommt.
    Mulch sprang auf die Füße. »Danke, Junge. Ich hab schon gedacht, ich müsste den Löffel abgeben. Muss irgendwas Hartes gewesen sein, Granit vielleicht oder Diamant.«
    Artemis nickte nur. Die Sache hatte ihm die Sprache verschlagen.
    »Diese Kobolde sind sowas von blöd. Hast du dir sein Gesicht angeschaut?«
    Artemis schüttelte den Kopf, noch immer stumm.
    »Na, dann versuch's jetzt mal!«
    Dieser taktlose Humor riss Artemis aus seiner Benommenheit. »Der Kerl war doch bestimmt nicht allein.«
    Der Zwerg knöpfte seine Poklappe zu. »Nein, vorher ist 'ne ganze Truppe von denen vorbeimarschiert. Unser Spezi hat wahrscheinlich versucht, sich zu drücken. Typisch Kobold.«
    Artemis rieb sich die Schläfen. Es musste doch irgendetwas geben, was er tun konnte, um seinen Freunden zu helfen. Schließlich hatte er den höchsten je

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