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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Denkt an die Weiber, die sich ihrer Bastarde entledigen, kaum dass sie geboren sind. Oder an Frauen, die einen Sohn opfern, um Platz für den anderen zu schaffen. Schon Augustinus sagt, dass der Mensch verderbt sei, besonders aber das Weib. Von Elgard heißt es, sie strebe nach Macht und Reichtum für ihre Familie und sei nicht zimperlich darin.«
    Bandolf schüttelte langsam den Kopf. »Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, warum Elgard ihren Erstgeborenen hätte töten sollen. Und dann noch auf so grausame Weise.«
    »Vielleicht hat sie es ja nicht selbst getan, sondern jemanden dafür gedungen?«, schlug Goswin vor.
    »Aber warum hätte sie das tun sollen? Ich kann mir einfach keinen Grund denken.«
    Das wusste auch Bruder Goswin nicht zu beantworten, und beide Männer verfielen in nachdenkliches Schweigen.
    Filiberta kam mit dem Krug an den Tisch und schenkte nach. Dann zog sich die Magd wieder an die Feuerstelle zurück und widmete sich dem dampfenden Kessel.

    »Über Ludger selbst kann ich auch nicht viel sagen«, seufzte der Burggraf, als Filiberta außer Hörweite war. »Ich sah ihn wohl gelegentlich anlässlich eines Banketts in der Bischofspfalz. Aber wirklich gekannt habe ich ihn nicht. Ich habe gehört, er wäre ein junger Tunichtgut gewesen, der sich gerne verworfen gab und sich mit dunklem Gelichter auf dem Kirchhof herumtrieb. Außerdem soll er hinter den Weibern her gewesen sein. Beides ließe sich aber von vielen Bürschchen sagen, die noch nicht ganz trocken hinter den Ohren sind. Und Ludger war noch jung.«
    Goswin runzelte plötzlich die Stirn. »Irgendetwas im Zusammenhang mit Ludger ging mir just durch den Kopf«, grübelte er laut. »Potzdonner! Was war es nur?«
    Bandolf lehnte sich zurück und ließ den Bruder Scholasticus nachdenken. Endlich erschien ein Lächeln auf Goswins Gesicht. »Doch ja, ich erinnere mich wieder. Es war ein nur kleiner Vorfall, den ich zufällig beobachtet habe. Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist.«
    »Sprecht nur«, forderte Bandolf ihn auf.
    »Ich sah Ludger im Kreuzgang unseres Kapitelhauses im Gespräch mit dem Dekan. Ludger schaute sich immer wieder um. Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. Da ich von der Domseite gekommen war, konnten die beiden mich nicht sehen. Kurze Zeit später gesellte sich Bruder Pothinus zu ihnen. Ich spitzte die Ohren, konnte aber leider nicht hören, was gesprochen wurde. Ich vermute, Pothinus und Folbert tauschten wohl ihre üblichen Höflichkeiten miteinander aus.«
    Bandolf grinste: »Ist übertriebene Neugier nicht auch eine Sünde?«
    »Ich muss doch wissen, was vor sich geht«, protestierte Bruder Goswin mit einem Augenzwinkern. »Wie soll ich denn sonst meine Chronik vervollständigen?«
    Bandolf lachte, und Goswin fuhr fort: »Schließlich verabschiedete
sich Folbert, und nun steckten Pothinus und Ludger die Köpfe zusammen. Ich hatte im Scriptorium zu tun, also ging ich. Aber später begegnete ich dem jungen Ludger noch einmal. Er war allein und offenbar im Begriff, den Kreuzgang zu verlassen. An der Pforte zum Domplatz blieb er stehen. Er zog ein Kästchen aus seinem Mantel hervor, öffnete es und sah hinein. Und ich weiß noch, dass er ein sehr zufriedenes Gesicht machte.«
    »Hmm«, meinte Bandolf. »Wann ist das gewesen?«
    »Es muss ein paar Tage vor der Ankunft des Königs in Worms gewesen sein«, antwortete Bruder Goswin. »Es hat wohl nichts zu bedeuten.«
    »Und Ihr konntet nicht sehen, was sich in dem Kästchen befunden hat?«, vergewisserte sich Bandolf.
    Der Scholasticus schüttelte bedauernd den Kopf. »Der Vorfall ist mir vermutlich deshalb im Gedächtnis geblieben, weil Ludgers Familie, im Gegensatz zu Folbert und Pothinus, erklärte Anhänger Adalberts von Bremen sind. Sie haben dem Erzbischof einiges an Ländereien zu verdanken. Sie waren nicht erbaut, als der König Adalbero von Rheinfelden, den Bruder des Schwabenherzogs, als Bischof von Worms einsetzte.«
    Die Glocken von St. Johannes und St. Paulus verkündeten die Terz, und Bruder Goswin sprang auf. Im Stehen leerte er eilig seinen Becher. »Ich muss weiter, lieber Freund, und überlasse Euch der Suche nach Euren Mosaiksteinchen.«
    Bandolf begleitete den Bruder bis zum Tor hinaus. An der kleinen Eingangspforte im Tor blieb Bruder Goswin stehen und drehte sich um. »Ich werde Euch Bescheid geben, wenn ich über das Perlenband etwas herausgefunden habe«, versprach er. Das Lächeln in seinen Augen verschwand, und er musterte den

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