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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Burggrafen besorgt. »Seid auf der Hut, lieber Freund. Wenn der Tod Ludgers von Blochen oder der Überfall auf Adalbert von Bremen irgendetwas mit dem Zwist
zwischen ihm und Anno von Köln zu tun hat, dann müsst Ihr vorsichtig sein mit dem, was Ihr tut und sagt. Mit den Fürsten ist nicht zu spaßen.«
    Bandolf klopfte Goswin beschwichtigend auf die Schulter. »Nur keine Sorge, Bruder. Ich weiß mich zu schützen«, sagte er leichthin.
    Doch als er die Pforte hinter Goswin geschlossen hatte, verdüsterte sich Bandolfs Gesicht. Ganz so unbesorgt, wie er vor dem Bruder getan hatte, war ihm nicht zumute.
     
    Die Nacht war für Garsende kaum erholsam gewesen. Unruhig hatte sie sich auf ihrem Lager hin und her geworfen, dem Regen gelauscht, der auf ihr Dach platschte, und dem Wind, der durch ihren Verschlag jaulte. Als sie sich noch vor Morgengrauen erschöpft von der Bettstatt erhob, hatten die endlosen Grübeleien in der Nacht sie einer Lösung ihrer Probleme jedoch keinen Schritt näher gebracht.
    Blind für ihr Tun, griff Garsende nach ihrem Gewand, löste ihren langen Zopf und flocht ihn neu, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Ihre Füße fanden von allein den Weg nach draußen, als sie wie jeden Morgen Holz für ihr Herdfeuer holte und ihre Ziegen zu ungewohnt früher Stunde fütterte. Sie bemerkte nicht einmal, wie die vom Regen aufgeweichte Erde an ihren nackten Zehen haften blieb und sie den ganzen Schmutz mit in ihre Hütte brachte.
    Wie sie es auch drehte und wendete, es kam stets dasselbe dabei heraus. Weigerte sie sich, Rainalds Aufforderung nachzukommen, dann würde ihr nicht einmal eine Fürsprache des Burggrafen von Worms helfen, ihr Land und Recht zu behalten. Und tat sie, was Rainald von ihr wollte, dann war sie nicht besser als die ärgste Drude, die der Burggraf zu Recht so verabscheute. Schlimmer noch – und schon der Gedanke daran verursachte Garsende Übelkeit -, wenn bekannt würde, was sie getan hatte. Schon der leiseste Verdacht
würde ihren Ruf vollkommen zerstören und konnte sie das Leben kosten. Engelmacherinnen wurden mit einem grausamen Tod bestraft.
    Schnell schob Garsende diesen Gedanken von sich. Mit ihrer Lüge, Hermia würde den Eingriff zum jetzigen Zeitpunkt nicht überleben, hatte sie sich ein wenig Zeit verschafft. Doch um was zu tun?
    Ihre Hände bewegten sich von selbst, schöpften Brei, der von gestern übriggeblieben war, aus dem Kessel, zupften an dem Kanten Brot, das hart geworden war, weil sie am Abend vergessen hatte, es in den Tontopf zurückzulegen, und führten den Löffel von der Schüssel zu ihrem Mund.
    Der Brei schmeckte schal.
    Die Schüssel war noch halbvoll, als Garsende sie angewidert von sich schob und dann mit leerem Blick auf den Rest des Brotkantens starrte. Heilige Maria, Muttergottes. So hilf mir doch, betete sie stumm und spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Es muss doch einen Ausweg geben.
    Vielleicht hatte die Heilige Jungfrau ein Einsehen gehabt, denn plötzlich kam ihr ein neuer Gedanke. Was wäre, wenn Rainald selbst Dreck am Stecken hätte? Hatte er nicht gelogen, als er sagte, er hätte geschlafen, als Ludger ermordet wurde? Wo war er denn tatsächlich gewesen? Und warum hatte er gelogen? Welchen anderen Grund konnte es dafür geben, als dass er selbst etwas mit dem Mord an seinem zukünftigen Schwager zu tun hatte? Garsende hielt den Atem an. Sie hatte läuten hören, dass es zwischen Ludger und Rainald zu Zwistigkeiten wegen Adelines Mitgift gekommen war. Womöglich war der Zwist ausgeartet, und womöglich hatte sich der Herr von Dachenrod des unbequemen Schwagers in spe entledigt? Oder es hatte noch einen anderen Grund für Rainald gegeben, Ludger übelzuwollen, einen, der noch im Verborgenen lag?
    Das musste sie herausfinden!

    Der Regen hatte aufgehört, und der Wind hatte sich gelegt, aber schwere Wolken verdüsterten noch immer den Himmel, als Bandolf sich mit seinem Schreiber auf den Weg in die Hafergasse machte.
    Nässe glänzte in den halbnackten Bäumen und tropfte von den strohgedeckten Dächern herab. Der mit Unrat verunzierte Boden der Gassen hatte sich in übelriechenden, glitschigen Matsch verwandelt, und die herabgefallenen Blätter blieben aufgeweicht an den Schuhen der beiden Männer kleben. Frauen schürzten ihre Röcke und wateten vorsichtig durch den zähen Schlamm, während die Kinder begeistert von Pfütze zu Pfütze hüpften und jauchzten, wenn das Regenwasser nach allen Seiten spritzte und schimpfende

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