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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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erwartet«, sagte er, als wolle er
sich wegen seines Aufzugs entschuldigen. »Gewiss seid Ihr wegen meines Neffen hier«, sprach er hastig weiter. »Detmar ist in der Halle.«
    Bandolf fand das neue Oberhaupt der Familie von Blochen am Tisch im Gespräch mit Rainald von Dachenrod und dem Hausmeier der Familie. Obwohl Detmar nicht klein zu nennen war, wirkte seine Gestalt gedrungen, und im Gegensatz zu seinem Bruder Ludger wies er keinerlei Ähnlichkeit mit Elgard oder Sigurt auf. Helles, blondes Haar umrahmte sein fleischiges Gesicht, und farblose Wimpern ließen seine blauen Augen leicht hervortreten. Seine Nase war groß und plump, das Kinn energisch, und um seine vollen, schön geschwungenen Lippen lag ein harter Zug.
    Er blickte auf, als der Burggraf die Halle betrat. »Man sagte mir, Ihr wolltet mit mir sprechen?« Knapp nickte er Bandolf zu, dass er sich setzen könnte, und scheuchte den Hausmeier mit einer unwirschen Geste aus der Halle. Elgard schickte eine Magd nach Brot und Wein.
    Bandolf zwängte seine stämmige Gestalt neben Rainald auf die Bank und zog seinen Becher aus der Tasche seines Umhangs. Aus den Augenwinkeln sah er die kleine, blonde Hermia neben der alten Teudeline auf der anderen Seite der Halle an einem Tuch sticheln. Von den anderen Frauen des Hauses war keine zu sehen. Dafür sah Bandolf die Heilerin Garsende bei Hermia sitzen. Sie erwiderte seinen Blick mit einem Nicken und schaute ihm dabei so fest ins Gesicht, als wolle sie ihm etwas mitteilen. Fragend runzelte Bandolf die Stirn, doch er hatte sich wohl getäuscht. Garsende schwieg.
    Wie bei seinem ersten Besuch lehnte Sigurt lässig an der Wand, doch Elgard hatte sich aufrecht hinter ihren Sohn gestellt, und ihre Hand lag leicht auf seiner Schulter.
    Bandolf räusperte sich. »Es tut mir leid, dass ich Euch in der Trauer um Euren Bruder stören muss, aber ich sehe mich gezwungen, ein paar Fragen zu stellen.«

    »Fragen welcher Art?« Detmar kniff seine hellen Augen zusammen und schien an dem Burggrafen vorbeizustarren. Bandolf beschloss, sich nicht mit Plattheiten aufzuhalten, und kam gleich zur Sache.
    »Ich muss Euch fragen, wo Ihr in der Nacht gewesen seid, als Euer Bruder ermordet wurde.«
    Auf Detmars blassen Wangen erschienen rote Flecken. »Was wollt Ihr mit dieser Frage denn andeuten, Burggraf?«
    »Ich will überhaupt nichts andeuten«, erwiderte Bandolf ruhig. »Ihr wurdet dabei beobachtet, wie Ihr kurz nach Ludger am Abend seines Todes das Haus verlassen habt. Es könnte doch sein, dass Ihr gesehen habt, wohin Ludger gegangen ist oder ob jemand mit ihm zusammen war. Vielleicht habt Ihr sogar selbst noch mit ihm gesprochen?«
    Elgard sog scharf den Atem ein. »Wer behauptet denn, dass mein Sohn das Haus verlassen hat?« Sie drückte Detmars Schulter, doch ihr Sohn schüttelte ihre Hand ungeduldig ab. Elgard runzelte die Stirn, schob ihre Hände dann in ihre weiten Ärmel und reckte das Kinn.
    Detmar rang sich ein schmales Lächeln ab. »Wer immer mich gesehen haben will, muss sich irren. Ich habe mich gleich nach dem Abendbrot niedergelegt. Ich war müde, und früh am nächsten Morgen hatte ich einen langen Ritt zu unserer Hufe nach Eich vor mir.« Mit Nachdruck fügte er hinzu: »Ich habe meinen Bruder nach dem Abendbrot weder gesehen noch gesprochen, das kann ich Euch versichern.«
    Unwillkürlich warf Bandolf einen Blick auf Garsende. Die Heilerin hatte ihm von Detmars Weggang an jenem Abend erzählt. Hatte sie gelogen? Er wollte schon das Wort an sie richten, doch ein unbestimmtes Gefühl hielt ihn zurück. Garsende schaute ihn nicht an, obwohl sie in seine Richtung blickte. Bandolf folgte ihrem Blick.
    »Aber vielleicht hat der Herr von Dachenrod Ludger
noch gesehen«, sagte er langsam, behielt aber die Heilerin im Auge.
    »Ich?« Rainald sprang hastig auf. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ihr seid an besagtem Abend nach der Komplet auf dem Pfalzhof gesehen worden.« Garsende sog scharf den Atem ein, dann umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
    »Ihr zweifelt an meinen Worten?«, rief Rainald aufgebracht. »Das muss ich mir nicht anhören!« Zornig stürmte er aus der Halle und warf die Pforte mit einem lauten Knall hinter sich zu.
    Bandolf hörte, wie Hermia am anderen Ende der Tafel leise aufschluchzte. Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, denn sie hielt ihren Kopf tief über ihre Stichelei gesenkt, und ihre vollen blonden Locken verdeckten ihre Züge.
    »Wie könnt Ihr nur wagen, Gäste meines Hauses zu beschuldigen«, rief

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