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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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wo?«, rief Bandolf und beugte sich erregt nach vorne.
    Bruder Goswin schüttelte bedauernd den Kopf. »Wenn ich das nur wüsste.« Er hielt eine der Perlen dicht vor seine
Augen. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann sind diese Perlen mit arabischen Schriftzeichen verziert.«
    »Arabische Schriftzeichen?«, rief Bandolf aus. »Wie bei allen Heiligen kommt Ludger von Blochen an eine Kette mit arabischen Zeichen?«
    »Das dürft Ihr mich nicht fragen«, lächelte Bruder Goswin.
    »Könnt Ihr die Schriftzeichen lesen?«
    »Nicht, ohne sie genauer zu studieren und mit anderen arabischen Schriften aus der Bibliothek zu vergleichen.«
    Bandolf drückte ihm die Kette in die Hand. »Dann nehmt sie mit und entziffert die Zeichen für mich. Vielleicht gibt uns die Schrift Aufschluss über Art und Herkunft dieser Kette, oder vielleicht fällt Euch doch noch ein, wo Ihr Ähnliches schon einmal gesehen habt.«
    Bruder Goswin schaute sich das Band noch einmal an, bevor er es unter seiner Robe verbarg.
    »Wo habt Ihr die Kette denn gefunden?«, wollte er wissen.
    »Sie war in einer geheimen Tasche in Ludgers Schuh versteckt. Trotzdem«, Bandolf nagte zweifelnd an seiner Unterlippe. »Ein Halsabschneider, der auf Raub aus ist, hätte sie nicht übersehen.«
    »Und wenn der Meuchler gestört wurde?«, mutmaßte Goswin, aber der Burggraf schüttelte den Kopf.
    »Das würde nicht erklären, wieso er Ludger beim Beinhaus umgebracht, dann aber zu der Grabstelle geschleppt hat, bei der man die Leiche gefunden hat. Und es würde die Wunde an Ludgers Hals nicht erklären. Der Schnitt sah so aus, als hätte der Mörder den Dolch ein paar Mal angesetzt, bevor es ihm endlich gelungen ist, Ludger den Hals durchzuschneiden. Eine stümperhafte Arbeit. Das ist nicht die Handschrift eines gewerbsmäßigen Halunken.«
    »Was denkt Ihr? Wer könnte es gewesen sein?«

    Bandolf nahm einen tiefen Zug aus seinem Becher und kaute auf dem Wein herum, bevor er schluckte. »Der Gerber, von dem ich vorhin sprach, wurde am Tag seines Todes zusammen mit Ludger von Blochen gesehen.« Er warf die Arme hoch. »Das mag etwas bedeuten, vielleicht aber auch nicht. Ich habe eine Menge Merkwürdigkeiten, die einfach nicht zusammenpassen. Das ist so, als wollte man ein Mosaik zusammensetzen und die wichtigen Steine fehlen. Und ich weiß nicht einmal, welche Steine überhaupt von Bedeutung sind.«
    »Dann solltet Ihr zuerst einmal alle Steine sammeln, bevor Ihr versucht, das Mosaik zusammenzusetzen«, schlug Bruder Goswin vor.
    »Das ist leicht gesagt«, knurrte Bandolf. »Was Ludger betrifft, so habe ich schon etliche Steine zusammen. Aber sie wollen sich nicht aneinanderfügen. Da wäre zunächst einmal Ludgers Bruder. Detmar ist der Zweitgeborene, und es kommt ihm sicher gelegen, dass er jetzt Oberhaupt der Familie und Nutznießer der Güter ist. Aber würde er einen Brudermord dafür begehen? Dann wäre da noch die Witwe. Fastrada scheint zwar sehr betrübt über den Tod ihres Gatten, doch Ludger war, wie es scheint, ein Bruder Leichtfuß und hat sein Vergnügen wohl oft in fremden Nestern gesucht. So manches Weib hat sich schon von dieser Art Gatten auf unschöne Weise befreit. Dagegen spricht jedoch die Art, wie Ludger umgekommen ist. Würde ein Weib nicht eine unblutigere Todesart wählen?« Er seufzte. »Wie man hört, hat Ludgers Onkel bei seinem Neffen schmarotzt. Womöglich hatte Ludger es plötzlich satt, dass Sigurt ihm auf der Tasche lag. Die beiden gerieten in Streit, und – nun ja … Andererseits, warum sollte Sigurt die goldene Gans schlachten? Denn selbst wenn Ludger sein Säckel zugeschnürt hätte, würde Elgard es für Sigurt wieder geöffnet haben.« Bandolf schüttelte den Kopf. »Mir ist selten ein
so gebieterisches Frauenzimmer untergekommen, und ich wage zu bezweifeln, dass Ludger sich den Wünschen seiner Mutter offen widersetzt hätte.«
    »In der Tat ein gestrenges Weib«, pflichtete Goswin ihm bei. »Und nicht für ihre Herzenswärme bekannt.«
    »Aber wie kaltherzig Elgard auch sein mag – ihren Sohn hätte sie sicher nicht getötet.«
    »Warum nicht?«, fragte Bruder Goswin.
    Bandolf verschluckte sich an seinem Wein und musste husten. »Warum nicht?«, prustete er. »Sie war doch seine Mutter.«
    Bruder Goswin lächelte milde. »Ich bin erstaunt, dass ein Mann wie Ihr, der schon so viel Schlechtigkeit gesehen hat, noch so unschuldig denken kann«, bemerkte er. »Elgard wäre wohl nicht die erste Mutter, die ihrem Kind den Tod bringt.

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