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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Eile.
    »Ich glaube nicht, dass Folbert auf so plumpe Weise versuchen würde, den Bischof für sich einzunehmen. Überhaupt bezweifle ich, dass er sich an den Bischof wenden würde, um die Wormser Domprobstei für sich zu gewinnen«, nuschelte er mit vollem Mund.
    »Warum nicht?«
    Bruder Goswin zuckte mit den Schultern. Mit einem hastigen Schluck aus seinem Becher spülte er die letzten Bissen hinunter. »Unser geschätzter Dekan stammt aus einer Familie, die während der Zeit von Annos Vormundschaft vom Erzbischof gehätschelt wurde. Daher würde sich Folbert wohl an Anno halten, wenn er Unterstützung brauchte.«
    »Und Pothinus?« Bandolf trank einen Schluck aus seinem Becher und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Tropfen des guten Roten aus seinem Bart.
    »Der Bruder Kämmerer hängt sein Fähnchen nach dem Wind«, erklärte Goswin. Seine Augen blitzten vergnügt. »Solange er glaubt, dass die Fürsten ihn weiterbringen, wird er sich an den Bischof und dessen Bruder, Rudolf von Schwaben, halten. Was denkt Ihr aber, wie schnell Pothinus die Seiten wechseln würde, wenn er vermuten müsste, dass der Einfluss von Erzbischof Adalbert ihm größeren Nutzen bringen könnte?«

    »Ich dachte, Adalberts Einfluss am Hof wäre der größere und er wäre deshalb so unbeliebt.«
    Bruder Goswin lachte leise. »Für den Augenblick, ja, vielleicht. Aber wie sieht es morgen aus? Pothinus ist nicht dumm. Er weiß, dass Adalberts Thron auf tönernen Füßen steht und viele daran herumzerren. Seine Eminenz, Adalbert von Bremen, ist vielen ein Dorn im Auge. Aber das habe ich Euch ja schon gesagt.«
    Bandolf brummte unwirsch: »Da soll noch einer klar sehen.« Sein Gesicht hellte sich auf, und er grinste breit. »Wie steht es denn mit Euch, Bruder Goswin – wäre die Propstei nicht auch ein angemessenes Amt für Euch?«
    »Nein, lieber Freund. Ich halte mich lieber an meine Schriften. Mit meinem Scriptorium und der Bibliothek bin ich mehr als zufrieden. Und außerdem«, er zwinkerte dem Burggrafen zu, »wer würde sich dann um die Chronik von Worms kümmern?«
    Bandolf lachte und lehnte sich zurück. »Jetzt erzählt mir von der Handschrift.«
    Bruder Goswin stürzte sich mit Feuereifer auf den Bericht, wie er zu der Kopie des Augenzeugenberichts von Dares Phrygius über den Trojanischen Krieg gekommen war. Priamos und seine Söhne hätten durchaus nicht ehrlos und verräterisch gehandelt, wie Dictys Cretensis in seinem »Ephemeris Belli Troiani« behauptet hatte. Im Gegensatz zu Dictys, dessen Kompetenz man unbedingt anzweifeln müsse, behaupte nun Dares Phrygius, dass sich die Griechen als ehrlose, viehische Schlächter erwiesen hätten, den Trojanern weit unterlegen. Ja, Dares schrieb sogar, Achilles wäre mehrfach verwundet worden, bevor er auf dem Schlachtfeld fiel. »Und«, trumpfte der Bruder Scholasticus auf und strahlte Bandolf an, »Dares ist Augenzeuge gewesen.«
    »War Dictys denn nicht ebenfalls Augenzeuge?«, warf Bandolf ein.

    »Das schon«, rief Goswin. »Aber Dares Phrygius war Soldat und daher mitten im Kampfgeschehen, während Dictys nur Begleiter des Idomeneus gewesen ist. Ergo konnte Dictys die Dinge ja nur aus griechischer Sicht betrachten. Er war voreingenommen.«
    Der Disput der beiden trojabegeisterten Männer ging noch eine Weile hin und her, aber Bruder Goswin merkte bald, dass der Burggraf nicht recht bei der Sache war. Schließlich legte der Bruder Scholasticus seine schmalen Finger auf Bandolfs Pranke und fragte besorgt: »Was bedrückt Euch, mein Lieber? Ist es immer noch die Sache um Adalbert von Bremen?«
    »Das und anderes mehr«, gab Bandolf zu.
    »Wollt Ihr darüber sprechen?«
    »Was soll ich Euch sagen? Ich habe einen Erzbischof, der überfallen wurde, einen erwürgten Gerber und einen jungen Burschen von Stand, dessen Todesumstände ebenso fragwürdig sind wie die des Gerbers.«
    »Im Kapitelhaus heißt es, man habe Ludger von Blochen die Kehle durchgeschnitten und ihn ausgeraubt. Was erscheint Euch daran fragwürdig?«, wollte Bruder Goswin wissen.
    »Was ist das für ein Halsabschneider, der Ludger das teure Hemd und die Stiefel lässt? Und das hier übersieht?«, erwiderte Bandolf und zog einmal mehr das Perlenband aus Elfenbein aus seiner Tasche hervor.
    »Hmm«, Bruder Goswin kniff die Augen zusammen und betrachtete die Kette von allen Seiten. »Mir ist, als hätte ich so etwas schon einmal gesehen«, sagte er und fuhr sich mit der Hand durch die drahtigen Haare.
    »Wirklich? Und

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