Die Verschwörung des Bösen
versuchte zu fliehen, aber eine starke Hand hielt ihn fest.
»Dir schenke ich das Leben. Du sollst überall erzählen, was du gesehen hast.«
»Der arme Kerl ist vollkommen verrückt geworden«, sagte der Offizier. »Die Sonne hat ihm scheint’s den Verstand aus dem Kopf gebrannt.«
»Aber es gibt Wüstenungeheuer!«, widersprach einer der Goldschürfer.
»Ich glaube eher, dass das ein Angriff von Nubiern war. Er hat es mit der Angst gekriegt und General Sepi einfach im Stich gelassen. Unerlaubtes Verlassen des Postens… Wäre er nicht in diesem erbärmlichen Zustand, müsste ich ihn dafür hart bestrafen.«
»Er hat am ganzen Körper Verbrennungen und bestimmt geglaubt, sein letztes Stündchen hätte geschlagen. Um wieder hierher zurückzukommen, muss er sehr viel Mut aufgebracht haben. Muss ich Euch denn erst daran erinnern, dass Ihr schließlich auch Angst vor diesen Ungeheuern habt!«
»Mag sein, vielleicht… Wie auch immer, wir können den Leichnam von General Sepi jedenfalls nicht einfach mitten in der Wüste liegen lassen, vorausgesetzt, er wurde wirklich getötet.«
»Wollt Ihr damit etwa sagen, dass wir ihn holen sollen?«
»Wenn wir ohne den General zurückkommen und auch nicht erklären können, was sich abgespielt hat, bekommen wir den allergrößten Ärger.«
Der Schürfer musste zugeben, dass der Offizier Recht hatte. Aber bei dem bloßen Gedanken an diese abscheulichen Ungeheuer, die den Menschen die Knochen brechen und ihr Blut trinken, schlotterte er vor Angst.
»Wir gehen alle zusammen«, bestimmte der Offizier, »wenn wir uns gegenseitig helfen, werden wir es schon schaffen.«
Die kleine Truppe blieb unbehelligt.
Schließlich fanden sie den schrecklich zugerichteten Leichnam von Sepi, der am ganzen Körper von großen Klauen zerfetzt war. Nur sein Gesicht war unversehrt.
»Wir graben ihm am Eingang zum Wadi el-Allaqi ein Grab«, befahl der Offizier erschüttert, »und decken es mit schweren Steinen zu, damit die wilden Tiere nicht auch noch den Rest seiner sterblichen Hülle fressen.«
Kaum hatte Senânkh die Goldproben erhalten, die ihm der Gesandte von General Sepi gebracht hatte, eilte er auch schon zu Chnum-Hotep. Die beiden Würdenträger ließen alles stehen und liegen und baten Sesostris um ein Gespräch.
»Ruft Sehotep und Djehuti«, verlangte der Pharao. »Ich verständige die Königin, und dann brechen wir zusammen nach Abydos auf. Sobek ist während unserer Abwesenheit für die Sicherheit in Memphis zuständig. Wo genau befindet sich General Sepi zur Zeit?«
»In Nubien. Wir hören sicher bald wieder von ihm.«
»Wir müssen schnell prüfen, was die Proben wert sind.«
»Sollte ich nicht lieber auf meinem Posten bleiben, Majestät?«, fragte der Wesir.
»Es ist an der Zeit, den Kreis von Abydos zu vergrößern«, erklärte Sesostris. »Mit Osiris’ Schutz und in seinem Reich werden du und Djehuti das Ritual von Osiris erleben. Das erschwert zwar noch die Last eurer Pflichten, aber es stärkt vor allem unseren Zusammenhalt gegenüber dem Feind.«
Auf Anraten von Sobek, dessen Argwohn und Misstrauen mit der Zeit nicht weniger wurden, fuhr jeder der bedeutenden Reisenden mit einem eigenen Schiff, das jeweils von zwei Booten der Flusswache begleitet wurde. Und obwohl Sobek entschieden dagegen war, übernahm der Pharao mit seinem Schiff die Führung.
Nachdem sie Abydos erreicht hatten, wurde das gesamte Gelände abgeriegelt. Keiner der zeitweiligen Priester, die kamen, um dort den Tag über zu arbeiten, wurde eingelassen. Der Kahle erschien in Begleitung der ständigen Priester und Priesterinnen und verneigte sich vor dem Pharao. Und der Ritualist, der über die Unversehrtheit des großen Leichnams von Osiris wachte, befreite die Besucher von allen Gegenständen aus Metall.
Bega fragte sich, welchen Grund die Anwesenheit des Pharaos, von dessen Gemahlin, des Wesirs und der höchsten Würdenträger des Landes in Abydos haben mochte. Mit Sicherheit musste es ein außergewöhnlicher Anlass sein.
»Majestät«, begann der Kahle, »die Barke von Osiris steht still und fährt nicht mehr durch die Weiten des Weltalls, wo sie die Kräfte sammeln soll, die für die Auferstehung notwendig sind. Aber der Baum des Lebens widersteht noch immer dem bösen Zauber.«
»Ich habe Gold für dich dabei, vielleicht kann es die Akazie heilen.«
Bega knirschte mit den Zähnen. Hatten die Gefolgsleute des Pharaos also doch das Unmögliche erreicht?
»Lasst uns zu der Akazie gehen«,
Weitere Kostenlose Bücher