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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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werden, und ich bin mir nicht sicher, ob Ibcha trotz seiner Entschlossenheit dazu allein in der Lage ist.«
    Die roten Augen funkelten.
    »Ich hoffe, deine Begabungen verführen dich nicht zum Ungehorsam. Hier befehle ich, Bina, und nur ich, weil niemand sonst die Stimme der Herrn vernimmt. Er verleiht mir die Weitsicht, die nötig ist, um unser Vorgehen nach Seinem Willen durchzuführen. Und du musst dich mir, genau wie alle meine anderen Schüler auch, beugen, ohne zu murren.«
    Keinem anderen Mann hätte Bina erlaubt, sie zu zügeln. Nur dem Propheten fügte sie sich. Er verhielt sich wie ein wahrer Anführer, beseelt von einer höheren Macht, die er auf der ganzen Erde verbreiten wollte, wenn er Ägypten erst einmal vernichtet hatte. Töten, zerstören und quälen zu müssen, nahm die junge Asiatin bedenkenlos in Kauf, weil sie nur so der Sache zum Sieg verhelfen konnte, der sie ihr Leben gewidmet hatte. Auf diese Weise konnte sie ihr gedemütigtes Volk rächen.
    »Du bist mir hier am nützlichsten«, fuhr der Prophet fort,
    »deshalb werde ich dich mit zusätzlichen Kräften ausstatten. Bisher hast du dich nur mit deinen eigenen Fähigkeiten geschlagen, die aber für unsere gefährlichen Gegner nicht ausreichen werden. Komm her zu mir, Bina.«
    Einen kurzen Augenblick lang hatte sie den Wunsch zu fliehen. Welche Schande, so dicht vor ihrem Anführer in Angst und Schrecken zu verfallen!
    Sie ging vorwärts.
    Seine Augen funkelten jetzt noch stärker. Plötzlich hatte Bina das Gefühl, der Schnabel eines Falken würde sich in ihre Stirn und seine Klauen in ihre Arme bohren. Und obwohl dieser Angriff so heftig war, verspürte die junge Frau keinen Schmerz.
    Aber sie hätte schwören können, dass lauwarmes Blut von oben bis unten durch ihren Körper strömte.
    »Mein Fleisch ist jetzt dein Fleisch, und mein Blut ist dein Blut. Nun bist du die Königin der Finsternis.«

    Ungläubig starrten Medes und Gergu auf den winzigen Abdruck, der in ihre Handflächen eingebrannt war.
    »Dann haben wir also doch nicht geträumt«, schloss Gergu und stürzte sich auf einen Krug Starkbier. »Glaubt Ihr, dass dieser Prophet ein richtiger Mensch ist? Ich meine, er ist ein Dämon, der aus der tiefsten Nacht aufgetaucht ist!«
    »Mehr noch, mein Freund, viel mehr noch! Er ist das Böse in Person, das Böse, das mich schon immer begeistert hat und das Maats Gesetz auslöschen will. Zusammen haben wir schon viel erreicht, und das Bündnis mit Bega war sehr vielversprechend. Aber der Prophet übertrifft das alles, mit ihm können wir Wunder vollbringen!«
    »Von mir aus soll er nur machen, aber ohne mich.«
    »Er braucht uns aber. Obwohl er so mächtig ist, braucht er Männer wie uns, auf die er sich verlassen kann und die das Land und seine Verwaltung kennen. Wir spielen sozusagen eine Hauptrolle. Der Prophet hat uns nicht zufällig auserwählt. In der zukünftigen Regierung von Ägypten werden wir die ersten Plätze einnehmen. Er muss die größten Gefahren auf sich nehmen, um Sesostris zu töten, wir ernten die Früchte seines Siegs!«
    Gergu war längst nicht so zuversichtlich wie Medes, aber er hatte solche Angst vor dem Propheten, dass er ihm bedingungslos gehorchen würde.
    »Geh in den Hafen und finde heraus, ob das Schiff des Pharaos demnächst eintrifft«, befahl ihm Medes. Er verstand nicht, warum das königliche Paar, der Wesir und die höchsten Würdenträger des Landes Memphis verlassen hatten. Während er die laufenden Geschäfte erledigte, war Sobek der Beschützer für die Sicherheit der Hauptstadt zuständig. Sobek wusste bestimmt genau Bescheid über Ziel und Dauer dieser Reise, aber er hätte nur seinen Argwohn geweckt, wenn er ihn dazu befragen würde. Medes musste sich weiterhin wie ein untadeliger Sekretär des Königlichen Rats verhalten – arbeitsam, sachverständig und verschwiegen. Auf einmal rührte sich etwas im Palast, und alle Bediensteten wurden aus ihrem Dämmerzustand gerissen.
    Von seinem Fenster aus konnte Medes die Rückkehr von Sesostris und seinem Gefolge beobachten. Der Königliche Rat wurde sofort einberufen, und der Sekretär musste in allen Einzelheiten berichten, was er inzwischen geleistet hatte. Der Wesir stellte ihm eine Menge Fragen, und Medes wurde in keinem Punkt getadelt.
    Aber alle machten ernste Gesichter und schienen zutiefst traurig.

    »Konntest du etwas in Erfahrung bringen?«, fragte Medes Gergu.
    »Das ist schon sonderbar, wie mitteilsam die Seeleute über ihre Fahrten sind!

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