Die Verschwörung des Bösen
wandte sich an dessen Herrn.
»Wer seid Ihr?«
»Ich heiße Medes und bin der Sekretär des Königlichen Rats. Der Pharao lässt mich die Erlasse niederschreiben, die ich dann in alle Provinzen verschicke.«
»Das ist eine bedeutende Stellung.«
»Eure ist aber auch nicht gerade Mittelmaß.«
»Ich hoffe auf mehr, viel mehr. Ihr vielleicht auch?«
»Das Siegel und die Gebetsformel haben uns ein erstes Geschäft ermöglicht, an dem Ihr natürlich beteiligt seid. In Zukunft sollten wir uns gegenseitig behilflich sein, damit wir bekommen, was wir verdient haben.«
Nicht einmal die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf Begas Gesicht. Medes konnte aber trotzdem spüren, wie zufrieden er war.
»Hat Euch Euer Freund Gergu meine Vorschläge
übermittelt?«
»Sie passen mir ausgezeichnet. Wir lassen gefälschte Stelen herstellen, die wir anschließend an Liebhaber verkaufen, die wir glauben machen, sie wären für Abydos bestimmt. Ihr könnt sicher sein, dass wir keinen Fehler machen, weil wir die Stelen auch selbst wieder vernichten. Aber was ist mit Euch, wie wollt Ihr hier echte Denkmäler herausschmuggeln? Und auf welchem Schleichweg können wir sie nach Memphis bringen?«
»Wie ich Gergu bereits erklärt habe, werden Menschen und Waren, die nach Abydos kommen, streng überprüft. Bei der Abreise oder Ausfuhr gibt es dagegen kaum Schwierigkeiten. Ich habe mir hier unter den Sicherheitskräften einen Helfershelfer verschafft, der alle zehn Tage für die Bewachung der Treppe des Großen Gottes am Stadtrand eingeteilt ist. Mit seiner Unterstützung kann ich dort in der Wüste in einem Versteck kleine Stelen von unschätzbarem Wert
Zwischenlagern. Aus diesem Versteck muss sie dann nur noch eine Vertrauensperson holen und über einen bestimmten Weg, den ich euch noch zeigen werde, an den Nil bringen, wo ein Schiff die Ware in Empfang nehmen würde.«
»Der Plan scheint mir ausgezeichnet. Warum macht Ihr das?«
»Ich gebe die Frage an Euch weiter.«
»Weil wir kein so großes Wagnis eingehen«, erklärte Medes.
»Es wäre dumm, uns anzulügen. Ich verdiene nicht, was mir zusteht, also muss ich es mir unter Einsatz der mir zur Verfügung stehenden Mittel selbst holen. Ihr seid aber schließlich ein Mann aus dem Tempel…«
»Ich habe lange gedacht, dass sich meine Gelüste auf ein Mindestmaß beschränken würden. Erst Sesostris’ Einmischung hier hat das alles geändert. Anstatt mich zum Oberhaupt dieser priesterlichen Rangordnung zu ernennen, leitet er sie jetzt selbst und stellt die Ordnung der Priesterschaften um. Durch diesen unerträglichen Machtmissbrauch hat er mich um die Vorrechte gebracht, die mir zustehen. Deshalb habe ich mir Rache geschworen. Und dafür brauche ich die nötigen Mittel.«
»Was heißt das, Bega: Was genau versteht Ihr unter Rache?«
»Ich will den Mann aus dem Weg schaffen, der meine berufliche Laufbahn zerstört.«
»Kennt Ihr Sesostris überhaupt? Ich sehe ihn oft und weiß, wie tatkräftig er ist. Glaubt mir, er kann bedrohlicher als ein wildgewordener Stier und schrecklicher als ein Löwe sein. Ich wünschte mir auch, dass er verschwindet, aber wie könnte man einer derart standfesten Persönlichkeit den Boden unter den Füßen wegreißen?«
»Habt Ihr den Kampf gegen ihn etwa schon aufgegeben?«
»Nein, aber ich suche noch nach dem richtigen Weg. Der König ist umgeben von treuen Freunden, und sein Wesir genießt uneingeschränkte Zustimmung.«
»Wie dauerhaft die Werke der Menschen auch wirken mögen, irgendwann werden sie doch zerstört. Es ist an uns, unsere Kräfte zu sammeln und die Schwachstelle zu entdecken.«
»Warum wird Abydos von Truppen und Sicherheitskräften bewacht?«
Bega runzelte die Stirn. »Das ist ein Geheimnis.«
»Nachdem wir schon so weit gekommen sind, verstehe ich nicht, warum Ihr mir dieses Wissen vorenthalten wollt«, beklagte sich Medes.
»Eines der Geheimnisse von Abydos ist der Baum des Lebens«, erklärte der ständige Priester. »Diese Akazie ist krank geworden und droht zu sterben. Das Eingreifen von Sesostris und den Ritualisten konnte den Verfall aufhalten, aber wie lange noch? Um den Baum zu heilen, braucht es ein ganz bestimmtes Gold, das vielleicht nie gefunden wird.«
Das Gold aus Punt, dachte Medes begeistert.
»Wer ist denn der Urheber dieses bösen Fluches?«
»Das wissen wir nicht. Der König hat bereits mehrere Nachforschungen angestellt, um den Schuldigen zu finden, aber bisher ohne Ergebnis.«
»Gibt es wenigstens
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