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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Unterlagen.«
    Senânkh las sie aufmerksam durch.
    »Ist das hier dein Siegel?«, fragte ihn der Wesir.
    »Man könnte schwören.«
    »Und deine Schrift?«
    »Auch das könnte man beschwören.«
    »Dann will ich wissen, was du zu deiner Rechtfertigung zu sagen hast?«
    »Ich möchte mich lieber vor dem König erklären.«
    »Da Seine Majestät es sowieso verlangt hätte, sollten wir keine Zeit verlieren.«
    Chnum-Hotep war so niedergeschlagen, dass ihm das Aufstehen schwer fiel. Nur allzu gern hätte er sich diese peinliche Geschichte erspart, die dem Königlichen Rat erheblich schaden musste. Und niemals hätte er gedacht, dass Senânkh bestechlich sein könnte.
    Der Wesir wunderte sich, wie ruhig der Große Schatzmeister war. Wie konnte er angesichts solch schwerwiegender Anschuldigungen so gelassen bleiben? Spätestens wenn er Sesostris gegenübertrat, würde er klein beigeben. Unter dem undurchdringlichen Blick des Pharaos berichtete Chnum-Hotep von den Einzelheiten der Anklage. Der König ließ sich nichts anmerken.
    »Selbstverständlich ist das alles falsch.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte Senânkh.
    »Aber Majestät«, widersprach der Wesir, »die Beweise liegen vor Euch!«
    »Mein Siegel und meine Schrift wurden geschickt nachgemacht«, gab Senânkh zu.
    »Findest du deine Art der Verteidigung nicht einigermaßen lächerlich?«, erregte sich Chnum-Hotep.
    »Das wäre sie, wenn ich meine Unschuld nicht beweisen könnte.«
    Der Wesir schöpfte neue Hoffnung. »Und wie willst du das machen?«
    »Nun – so eine gemeine Betrügerei habe ich schon lange befürchtet. Um mich dagegen abzusichern, schreibe ich meine amtlichen Briefe schon lange verschlüsselt. Die dritte und die fünfte Zeile in meinen Briefen versetze ich immer. Wenn ich das Zeichen S, das Schloss, zum achten Mal schreibe, mache ich es auf der rechten Seite etwas länger. Bei B, dem Bein, mache ich den Fuß beim zweiten Mal etwas kleiner. Außerdem setzte ich drei kleine schwarze Punkte ganz unauffällig in Form eines Dreiecks in die Mitte des Schriftstücks. Sieh dir die Schreiben an, die man mir fälschlicherweise zuschreibt, und du wirst feststellen, dass du keine dieser Merkmale finden kannst.«
    Der Wesir überzeugte sich selbst. »Und woher weiß ich, dass du dir das nicht gerade ausgedacht hast?«
    »Da gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kannst du aus den Archiven meine amtlichen Briefe holen, in denen du diese Eigenheiten findest; außerdem kannst du dir meine Aussage von einem glaubwürdigen Zeugen bestätigen lassen, den ich ins Vertrauen gezogen hatte.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Pharao von Ägypten.«
    Der Wesir schluckte. »Wie glücklich ich bin, sehr glücklich!
    Ich werde unverzüglich die Kläger davon unterrichten, dass man sie betrogen hat. Wie gemein muss ein Mensch sein, der so etwas macht?«
    »Das war jemand, der mich auf rechtmäßige Weise und ohne die geringste Gewaltanwendung beseitigen wollte. Das Vorhaben war abgefeimt, eine Verteidigung schien unmöglich. Ein Siegel und eine Schrift so tadellos nachzumachen, kommt einer echten Herausforderung gleich. Dies alles lässt darauf schließen, dass ich mitten in der höchsten Verwaltungsebene einen erbitterten Feind habe.«
    »Vielleicht sogar in deinem eigenen Ministerium«, mutmaßte der Wesir. »Suche unter den Neidern und Enttäuschten, die von deiner Stellung träumen. Außerdem empfehle ich dir dringend, die Geheimsprache deiner Schriften zu verändern und davon niemand außer Seiner Majestät zu unterrichten.«

    Der Libanese versuchte es jetzt schon zum zehnten Mal, Und scheiterte auch zum zehnten Mal. Wie sollte er auf all die Köstlichkeiten verzichten, auf den süßen, gezuckerten Weißwein, das geschmorte Rindfleisch, die Bohnen in Gänseschmalz, die Honigkuchen und die Feigenmarmelade?
    Zwar hatte ihm der Prophet geraten, weniger zu essen und zu trinken, und seine Ratschläge kamen immer Befehlen gleich. Aber wozu war sein ganzer Reichtum gut, wenn er sich einer Einschränkung unterziehen musste, die ihm seine Lebensfreude raubte? Mit weiter geschnittenen Gewändern hoffte der Libanese, den Propheten täuschen zu können. Und in dessen Gegenwart würde er sich in Zukunft wie ein Darbender aufführen.
    Seinem besten Spitzel, dem Wasserträger, bot er diesmal nur getrocknete Feigen an.
    »Medes ist wieder in Memphis.«
    »Wo war er denn?«
    »Soweit ich weiß in Abydos.«
    »In Abydos, dem heiligen Reich von Osiris, das den Eingeweihten vorbehalten

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