Die Verschwörung des Bösen
um das künstliche Teil zu verstecken. Wutentbrannt hatte die Frau des Königlichen Sekretärs ihren Spiegel auf den Boden geschmettert und die dumme Person weggeschickt.
Von diesem Ärger bekam sie dann fürchterliche
Kopfschmerzen, die die reiche Frau mit einer Paste aus Dillsamen, Baummoos und Koriander behandeln wollte, die sie sich auf den Kopf rieb. Diesmal half das Mittel aber nicht. Deshalb stürmte sie nun wie die Rachegöttin in Person in das Zimmer ihres Mannes.
»Ich bin schrecklich krank, Liebling! Lass nach Gua schicken. Er ist der Einzige, der mir helfen kann.«
»Darum musst du dich schon selbst kümmern, ich habe zu tun. Und weck mich nicht immer so unsanft auf!«
Empört knallte sie die Tür hinter sich zu.
Medes stand auf und ging ins Badezimmer. Für gewöhnlich genoss er die Morgentoilette und ein üppiges Frühstück. Aber diesmal hatte er eine unruhige Nacht hinter sich, zu viele Sorgen gingen ihm durch den Kopf.
Wann und mit welchen Ergebnissen kam Gergu endlich aus Abydos zurück? Medes wollte noch immer nicht glauben, dass er bald einen Verbündeten in Abydos haben würde. Wie konnte denn ein ständiger Priester seine Gemeinschaft so verraten? Oder war er einfach nur zu misstrauisch?
Außerdem gab es da noch ein anderes Problem, nämlich den äußerst beachtlichen Erfolg von Chnum-Hotep. Der erste Wesir, den sich König Sesostris ausgesucht hatte, erwies sich als ausgezeichneter Verwalter und sorgte für ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen der Regierung und den Provinzen. Wie viele andere auch hatte ihm Medes Zwischenfälle, Geplänkel und Widerstände prophezeit, aber nichts dergleichen geschah. Mit Hilfe der Mitglieder des Königlichen Rats, die ihn wirklich nicht um seine Stellung beneideten, leitete der Wesir mit fester Hand eine gut arbeitende, fleißige Verwaltung. Glücklicherweise war Chnum-Hotep schon alt und würde nicht mehr lange im Amt bleiben können. Während er darauf wartete, dass der Wesir wieder von der Bildfläche verschwand, sah Medes seinen eigenen Einfluss schwinden und musste sich um seine Freunde und Höflinge bemühen. Viele Türen wurden ihm versperrt, sie wieder zu öffnen war bestimmt nicht einfach. Heute hieß Medes’ größte Hoffnung deshalb Abydos.
Das Treffen mit dem wahren Herrn des Libanesen reizte ihn. Welcher Schurke war so geschickt, sich die Dienste dieses Händlers zu sichern?
Als er sich gerade fertig angekleidet hatte, erschien seine Frau wieder.
»Gua kann mich erst abends untersuchen«, jammerte sie.
»Mach deinen Einfluss geltend, sag ihm, er soll seine anderen Verpflichtungen verschieben und sich zuallererst um mich kümmern!«
»Erstens ist Gua ein äußerst schwieriger Mensch und duldet keinerlei Druck. Außerdem sind deine Kopfschmerzen bestimmt nicht tödlich. Leg dich einfach noch einmal hin und schlaf bis zum Mittagessen. Danach bringt dich der Aufmarsch deiner Freundinnen und ihr Geplapper bestimmt wieder auf Trab.«
Die Unterhaltung wurde unterbrochen, als Gergu erschien. Neugierig führte Medes seinen Gehilfen ins Arbeitszimmer, dessen Tür er sorgfältig hinter sich schloss.
»Ich habe ausgezeichnete Neuigkeiten«, sagte Gergu strahlend. »Ein wunderbarer Mann, dieser Priester! Weil er Euren Argwohn versteht und Euch uneingeschränkte Bereitschaft zur Zusammenarbeit beweisen will, gibt er uns Mittel an die Hand, mit denen wir auch ohne ihn Geschäfte machen können.«
Medes stutzte und fragte sich, ob Gergu möglicherweise betrunken war.
»Hier habe ich ein Siegel aus Abydos, das man verschieden einsetzen kann. Damit können wir Fälschungen als echt ausweisen und sie als Gegenstände verkaufen, die aus dem heiligen Reich von Osiris stammen. Das war mein Einfall und ich habe auch schon einen Handwerker gefunden, der bei dem Geschäft mitmachen will. Und hier ist ein zweites Geschenk von unserem neuen Verbündeten, das noch viel wertvoller ist: Den heiligen Spruch für einen guten Empfang der Gerechten in der anderen Welt: ›Möge er in Osiris’ Barke fahren und dort die Ruder führen, möge er dorthin gehen, wohin sein Herz ihn führt, mögen ihn die Großen aus Abydos friedlich willkommen heißen, möge er an den Mysterien des Osiris teilhaben und ihm über reine Wege auf der heiligen Erde folgen.‹ Diesen Spruch können wir auf einem Teil unserer Ware einritzen, die sich dann ohne weiteres zu Gold machen lässt!«
Der wohlhabende Weinhändler, der aus einfachen
Verhältnissen stammte, spürte sein Ende
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