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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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nahen. Deshalb wollte er sich auf die große Reise vorbereiten. Dank seines Vermögens konnte er sich einen schönen Sarkophag leisten, beneidete aber die Bevorzugten, deren Name für alle Zeit in eine Statue oder Stele in Abydos geritzt war, in der Nähe von Osiris und unter seinem Schutz. Konnte man sich eine beruhigendere Sicherheit für eine glückliche Ewigkeit vorstellen?
    Als er Gergu kommen sah, fragte er sich sofort, welchen Nachlass der Speicher-Oberaufseher für seine nächste Bestellung verlangen würde. Trotzdem sollte er sich mit dieser einflussreichen Person gut stellen, da sie über beste Beziehungen zum königlichen Palast verfügte.
    »Mein lieber Gergu, ich habe gerade einen wunderbaren neuen Wein bekommen! Wollt Ihr ihn kosten?«
    »Aber natürlich. Können wir irgendwo ungestört reden?«
    »Gehen wir nach hinten in mein Lager.«
    Dem Kaufmann war ganz schlecht vor Angst. Welcher üblen Erpressung sollte er nun wieder zum Opfer fallen? Um den Aufseher zu besänftigen, schenkte er ihm einen seiner besten Weine ein.
    »Nicht schlecht«, meinte Gergu, »aber für meinen Geschmack ein bisschen zu lieblich. Wie ich höre, hast du dir einen Sarkophag bester Güte bestellt?«
    »Man muss schließlich rechtzeitig ans Jenseits denken.«
    »Sagt dir Abydos etwas?«
    »Abydos, ja… Aber ich verstehe nicht recht, was Ihr meint.«
    »Ich kann dir eine echte Stele mit dem heiligen Spruch besorgen. Du musst nur noch deinen Namen einritzen lassen, dann kannst du deine Ewigkeit zu Füßen der Treppe des Großen Gottes verbringen.«
    Der Weinhändler war außer sich vor Aufregung. »Ihr… Ihr macht Euch über mich lustig?«
    »Wegen meiner Unkosten müssen wir einen vernünftigen Preis ansetzen.«
    »Sagt einfach, wie viel Ihr wollt.«
    »Ehe wir uns einigen, solltest du dir das Meisterwerk erst mal anschauen.« Mit diesen Worten führte Gergu einen aufgeregten Weinhändler zu seinem Lager, wo er ihm die Stele zeigte.
    »Abgemacht«, stammelte der Käufer.
    »Und, was sagt Ihr dazu!«, tönte Gergu. »Jetzt haben wir Euren und meinen Weinkeller im Gegenzug für eine kleine Steinfigur gefüllt, die nie nach Abydos kommen und die unser Handwerker noch heute zerstören wird. Seid unbesorgt, ich habe ihn gut bezahlt. Und wir, wir müssen auch nicht mehr nach Abydos. Wir kommen jetzt auch ohne diesen guten Priester klar.«
    »Da täuschst du dich aber«, widersprach ihm Medes. »Ich finde dein Vorhaben zwar durchaus vielversprechend. Aber es gibt Wichtigeres, viel Wichtigeres. Nach echten Stelen gäbe es bestimmt große Nachfrage bei den vermögenden Einwohnern von Memphis. Wir können hohe Preise ansetzen, die nicht verhandelt werden.«
    Diese Überlegungen verunsicherten Gergu.
    »Dann wollt Ihr also den Priester nicht aus dem Spiel lassen…«
    »Das wäre ein schwerer Fehler, weil die Zusammenarbeit mit ihm für uns aus mehreren Gründen wichtig ist. Einmal, um ausgezeichnete Geschäfte zu machen; zum anderen, um uns über Abydos auf dem Laufenden zu halten und uns dabei zu helfen, an das Geheimnis der großen Mysterien zu gelangen. Leite so schnell wie möglich mein Treffen mit diesem Mann in die Wege, den uns die Vorsehung gesandt hat.«

    Der »Ort der Ausdauer«, Sesostris’ Stadt in Abydos, erwachte zum Leben. Dort wohnten die Männer, die seinen Tempel und sein Grab bauten, die Ritualisten, die diese Gebäude spirituell beleben mussten, und das
    Verwaltungspersonal mit seinen Familien. Jedes Haus hatte mehrere Zimmer, einen Innenhof und einen Garten. Die Straßen waren fünf Ellen breit und rechtwinklig angelegt. Am Stadtrand, zur Wüste hin, lagen die prunkvollen Anwesen. Das Haus des Stadtvorstehers befand sich auf der südwestlichen Seite der Stadt und beherbergte die Arbeitszimmer der Beamten und mehrere Werkstätten.
    Und in einem dieser Amtsräume empfing der ständige Priester Bega Gergu und seinen Begleiter Medes, der bei den Wachen einen falschen Namen angegeben hatte. Gergu war den Wachleuten inzwischen wohlbekannt und hatte ihnen erklärt, dass seine Aufgabe immer schwieriger wurde und er deshalb Unterstützung benötigte, weil er sonst die Ranghohen von Abydos nicht mehr zufrieden stellen könne.
    Als Bega den Raum betrat, fuhr es Medes kalt über den Rücken. Nie hätte er gedacht, dass ein Mensch, der in die Mysterien von Abydos eingeweiht war, so hässlich und eiskalt sein könnte. Bega nahm in einigem Abstand zu seinen Gesprächspartnern Platz, schenkte Gergu keinerlei Beachtung, sondern

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