Die Verschwörung des Bösen
einen Verdacht?«
»Nicht den geringsten. Aber wenn die Akazie stirbt, können die Mysterien nicht mehr gefeiert werden und Osiris nicht auferstehen. Das wäre das Ende von Ägypten.«
»Reden wir doch mal über diese berühmten Mysterien! Sind sie nicht einfach nur bloße Einbildung?«
»Wenn Ihr auch nur ein klein wenig darüber wüsstet, Medes, würdet Ihr solche Fragen nicht stellen.«
»Als ständiger Priester habt Ihr doch Zugang zu den geheimen Bereichen von Abydos und nehmt an den Riten teil, die nur die Eingeweihten feiern dürfen?«
Bega antwortete nicht.
»Ich will alles wissen«, bohrte Medes weiter. »Seit vielen Jahren schon verwehrt man mir den Zugang zum
geschlossenen Tempel. Ist der von Abydos nicht der wichtigste von allen?«
Der Priester lächelte schief. »Ich habe geschworen, dass ich das Geheimnis nicht verrate.«
»Jeder Mensch hat seinen Preis. Ihr seid im Besitz mehrerer kostbarer Schätze, und ich werde sie angemessen bezahlen.«
»Wir können ja noch darüber reden.«
»Unüberlegtes Handeln könnte unser Unternehmen zum Scheitern bringen, da habt Ihr Recht. Erst einmal sollten wir unsere Zusammenarbeit vertiefen und für eine gut gefüllte Kriegskasse sorgen. Danach gehen wir einen Schritt weiter.«
Bega sah den Sekretär des Königlichen Rats lange nachdenklich an. »Wir sollten uns gegenseitig auf die Probe stellen«, sagte er schließlich. »Wenn alles gut geht, können wir weitermachen.«
»Noch eine Frage: In Memphis bin ich einer jungen Frau begegnet, die vorgab, mit einer vertraulichen Botschaft für den König aus Abydos gekommen zu sein. Kennt Ihr sie vielleicht?«
»Beschreibt sie mir.«
Bega hörte Medes aufmerksam zu.
»Das ist eine der Priesterinnen der Hathor, die hier leben. Unser Herr, der Kahle, hat ihr die Bibliothek vom Haus des Lebens geöffnet, damit sie in den alten Schriften forschen kann.«
»Dann hat sie dem Pharao wahrscheinlich Pläne gebracht, die ihm den Bau einer Pyramide erleichtern sollen. Spielt diese Frau eine entscheidende Rolle?«
»Nein, sie hat nur eine untergeordnete Stellung und diente dem Kahlen lediglich als Botin. Wegen ihrer tiefen mystischen Veranlagung haben wir von ihr nichts zu befürchten. Was ich nicht unbedingt von all den Priestern hier behaupten kann, aber davor weiß ich mich schon zu schützen. Und wie steht es mit Euch, Medes, seid Ihr umsichtig genug?«
»Ich pflege keine Fehler zu machen.«
16
Auf dem Schiff zurück nach Memphis hatte Medes eine Liste mit Gründen aufgestellt, die dafür sprachen, das neue Bündnis mit Bega gleich wieder zu lösen. Kein einziges Argument jedoch hielt einer eingehenden Prüfung stand. Dieser Priester schien tatsächlich der vollkommene Verbündete zu sein. Verbittert, nachtragend, gemein und schlau, beharrlich und ohne Gewissen, das einen daran hindert, Böses zu tun, hütete er die Geheimnisse, derer sich Medes schon seit langem bemächtigen wollte. Sicher musste man ihm gut zureden, ihm zur rechten Zeit zu schmeicheln wissen und ihn glauben machen, er wäre der wichtigste Mann in diesem Dreigespann. Er selbst musste jetzt erst einmal zusehen, dass er sein aufbrausendes Wesen im Griff hatte.
Und das Gold aus dem sagenhaften Land Punt, das er als Einziger nicht für ein Hirngespinst hielt, hatte er auch nicht vergessen. Zurzeit wäre es aber unmöglich, ein Schiff dorthin zu schicken, ohne entdeckt zu werden. Irgendwann später würde er ein Kriegsschiff in seine Hand bringen und sein Vermögen dafür einsetzen, diesen Schatz zu erobern. Der Türhüter draußen begrüßte seinen Herrn betont leise, und im Flur begegnete Medes Gua, der offensichtlich in Eile war.
»Geht es meiner Frau etwa schlecht?«
»Ach was, sie hat nur vor lauter Langeweile Kopfschmerzen. Ich habe ihr eine Salbe und ein leichtes Schlafmittel verschrieben. Dabei hat sie eigentlich Schlimmeres.«
»Bitte sagt mir, was ihr fehlt.«
»Nichts, aber sie ist viel zu dick. Wenn sie so weitermacht und den lieben langen Tag vor sich hin futtert, wird sie fettleibig. Die richtige Ernährung ist das Geheimnis zur Gesundheit. Nun ja, was soll ich noch sagen, ich habe ernstere Fälle, die auf mich warten.«
Gergu und Medes zogen sich in dessen Arbeitszimmer zurück, nachdem ihnen Bier, warme Pasteten und Dörrfleisch gereicht worden waren.
»Ich halte es für unmöglich, Sesostris zu töten«, sagte Gergu,
»dafür wird er viel zu gut bewacht. Außerdem wagt es niemand, Hand an ihn zu legen. Und wenn wir einen
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