Die Verschwörung des Bösen
ist!«, rief der Libanese erstaunt.
»Wozu diese weite Reise?«
»Das weiß ich nicht.«
Da er nicht mehr dazu mitzuteilen hatte, schickte der Libanese seinen Spitzel weg, nahm eine Dusche, ließ sich massieren und zog dann einen Schlafrock mit Quasten an, der so weich war, dass er sofort einschlief, als er sich auf ein Sofa legte.
Sein Haushofverwalter weckte ihn und meldete ihm den Besuch seines Kapitäns, einem ausgezeichneten Seemann, der mit den Holzlieferungen aus dem Libanon beauftragt war.
»Die neue Ladung ist gut angekommen, Herr. Und der Rest auch.«
»Gab es keinen Ärger mit dem Zoll?«
»Überhaupt nicht, es hat bestens geklappt.«
Der alte Seebär mit seinem Stoppelbart und dem wirren Haar sprach langsam und heiser.
»Was die Lieferung angeht – keine Schwierigkeiten; bei den Verbindungsleuten gibt’s aber noch Ärger. Seit der Vereinigung ist es zwar besser geworden, weil man leicht von einer Provinz zur nächsten kommt. Ich habe inzwischen in jedem Hafen Leute, und die Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Aber in Kahun sitzen wir fest.«
»Warum denn das?«
»Ein örtlicher Beamter verweigert unserer Karawane die letzte Genehmigung. Er hat zwar einen Passierschein von der Verwaltung in Memphis bekommen, aber das reicht ihm nicht!
Der Gute will persönlich jeden Ankömmling und die mitgeführten Waren überprüfen.«
»Ärgerlich, sehr ärgerlich… Wie heißt der Mann?«
»Heremsaf.«
»Ich kümmere mich darum.«
Heremsaf spürte ganz deutlich, dass mit dieser Karawane etwas nicht stimmte – wie ein Hund mit seiner Schnauze verdorbenes Futter wittert. Dabei war mit dem Passierschein alles in Ordnung, und es fehlte auch keine Genehmigung. Deshalb hätte der Schreiber eigentlich die Tore von Kahun öffnen und die Fremden unverzüglich einlassen müssen. Aber sein Gespür befahl ihm, noch eine allerletzte Überprüfung vorzunehmen. Vielleicht täuschte er sich ja auch, aber dann musste er sich jedenfalls keine Vorwürfe machen. Heremsaf war lieber etwas zu streng als nachlässig. Und es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass eine Karawane mit heimlichen Mitreisenden und zweifelhaften Waren nach Kahun zu gelangen versuchte. Erst kürzlich hatte ein Syrer versucht, mittelmäßigen Papyrus zu verkaufen, den er als erstklassige Ware ausgewiesen hatte.
Morgen wollte Heremsaf mit Iker reden. Warum blieb der junge Mann, der einen atemberaubenden Aufstieg hinter sich hatte, so traurig und sorgenvoll? Schon lange hatte der Oberpriester von Anubis nicht mehr mit Iker gesprochen, den viele den »Retter« nannten, weil er durch seinen bemerkenswerten Einsatz die verheerenden Folgen der Flut abgewendet hatte. Irgendetwas quälte den Schreiber, aber was konnte das sein?
Nur über gezielte Fragen konnte er auf offene Antworten hoffen. Gleich morgen Vormittag wollte Heremsaf Iker zu sich rufen und endlich die Wahrheit erfahren.
Sein Sekretär meldete ihm den Besuch einer jungen Frau.
»Ich lasse bitten.«
Eine hübsche, sorgfältig geschminkte dunkle junge Frau reichte ihm eine Schüssel mit Knoblauchbohnen in einer Sauce mit würzigen Kräutern.
»Das ist ein Lieblingsgericht von Ikers Koch. Er dachte, Ihr würdet es vielleicht gern einmal kosten.«
»Eine sehr gute Idee.«
»Lasst es nicht kalt werden, dann schmeckt es am besten.«
Da Heremsaf noch gar nicht dazu gekommen war, zu Mittag zu essen, und die Speise sehr verlockend aussah, ließ er sich nicht lange bitten.
Und während er sich genüsslich darüber hermachte, verschwand Bina mit einem Lächeln auf den Lippen. Mitten in der Nacht bekam Heremsaf plötzlich Schmerzen. Zuerst dachte er an eine Lebensmittelvergiftung, aber die Schmerzen wurden schnell so stark, dass sie ihm den Atem nahmen und er nicht mehr aus dem Bett kam.
Seine Muskeln verkrampften sich, und sein Herz hörte auf zu schlagen. Das Gift aus dem Libanon hatte die gewünschte Wirkung erzielt.
17
»DerHaarige verlangt nach dir«, erklärte Sekari einem aus dem Schlaf gerissenen Iker, »er wirkt ganz verstört.«
»Was hat er denn für schlechte Nachrichten?«
»Er will nur mit dir reden.«
»Was ist passiert, Haariger?«, fragte Iker.
»Heremsaf… Heremsaf ist heute Nacht gestorben!«
»Heremsaf? Bist du dir da ganz sicher?«
»Leider ja.«
»Die Todesursache?«
»Herzversagen. In letzter Zeit hat er sich übernommen und sich keine Pause gegönnt. Auch wenn du viel jünger bist als er, sollte dir das eine Lehre sein. Du arbeitest nämlich auch zu
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