Die Verschwörung des Bösen
ich wirklich sehr.«
»Es ist so weit!«, rief Gergu triumphierend. »Sobek der Beschützer wurde soeben vom Wesir wegen vorsätzlicher Körperverletzung, Diebstahls von Schiffen, ungesetzlichen Einsatzes von Zwangsarbeit und Machtmissbrauchs angeklagt. Da muss er wohl ganz schön lange sitzen, oder?«
»Chnum-Hotep will dem Volk bestimmt beispielhaft zeigen, dass der Staat nicht bestechlich ist«, meinte Medes. »Aber dazu muss Sobek erst einmal verurteilt werden.«
»Er kommt da unmöglich wieder raus. Die Beweise sind erdrückend, und der Töpfer bleibt bei seinen Anschuldigungen. Meine beiden kleinen Halunken haben gut gearbeitet.«
»Und uns bringen sie nicht in Gefahr, Gergu?«
»Nein, auf keinen Fall! Sie wurden, wie geplant, getötet. Ich habe keine Spuren hinterlassen. Sobek versucht aber bestimmt, seine Unschuld zu beweisen.«
»Ich versichere Euch, das gelingt ihm nicht. Die Sache ist geregelt und der oberste Sicherheitsbeauftragte des Herrschers aus dem Weg geräumt.«
»Der Wesir wird jetzt wahrscheinlich mehrere
Verantwortliche an die Spitze der verschiedenen Sicherheitsbereiche setzen und sie persönlich überprüfen. Und am Anfang dürfte es ein ziemliches Durcheinander geben, das wir für unser eigentliches Vorhaben nützen können.«
Gergus Begeisterung ließ wieder nach. »Sollten wir nicht besser zuerst die Mitglieder des Königlichen Rats angreifen?
Der Verlust von Sobek wird sie aus dem Gleichgewicht bringen und…«
»Ohne Sobek ist Sesostris verwundbar. Seine Leibwache, die Sobek treu ergeben ist, wird sicher nicht sofort ausgetauscht. Das heißt, wir können jetzt sogar im Inneren des Palastes zuschlagen.«
»Aber wir beide können doch gar nichts unternehmen!«
»Zögerst du etwa, Gergu?«
»Den Pharao zu töten?… Das ist viel zu gefährlich!«
»Sobald Sobeks Leibwachen weggeschickt werden, kaufen wir uns einige Ersatzleute. Dann ist der Weg frei.«
»Verlangt nicht zu viel von mir, Herr!«
Medes gab sich keinen falschen Hoffnungen hin: Gergu wusste sich zwar immer zu helfen, aber er hätte nie den Mut, Sesostris zu töten.
»Du hast schon Recht, weder du noch ich, keiner von uns kann sich in so eine Lage bringen. Das heißt, wir müssen jemanden finden, der vor nichts Angst hat.«
»An wen denkt Ihr da?«
»Wir kennen ihn noch nicht. Du musst in die Gasthäuser, zum Hafen und die armen Viertel gehen und ihn suchen, Gergu. Finde einen Hitzkopf, den der Gedanke, in einer einzigen Nacht reich zu werden, unwiderstehlich anzieht.«
»Wenn es ihm nicht gelingt, wird er uns verraten.«
»Ob es ihm gelingt oder nicht, er wird den Anschlag nicht überleben. Entweder töten ihn die Leibwachen, noch bevor er den Palast verlassen kann, oder wir bringen ihn um, wenn er sich seinen Lohn abholen will.«
26
Sämtliche Vermutungen von Medes erwiesen sich in allen Punkten als zutreffend.
Einsam und verzweifelt lief Sobek wie ein Tier in seinem Käfig auf und ab und hatte Angst, nie wieder in Freiheit zu gelangen. Eine Tür nach der anderen fiel zu. »An jedem Gerücht ist etwas Wahres dran«, hieß es sogar unter den Sicherheitskräften. Vielleicht war eben auch Sobek der Beschützer nicht unfehlbar. Mit zu viel Macht ausgestattet, hatte er womöglich die Gesetze übertreten, weil er sich für unangreifbar gehalten hatte?
Und der Angeklagte wusste nicht, wo er noch suchen sollte: Es gab keine einzige Spur, die sich noch verfolgen ließ. Außer, dass er hartnäckig auf seiner Unschuld beharrte, war Sobek zur Untätigkeit verurteilt. Im Falle einer Verhandlung hätte man ihn wahrscheinlich übel durch den Dreck gezogen, Neider, hoffnungslose und verbitterte Menschen als Zeugen aufgerufen und ihn zu einer harten Strafe verurteilt.
Angesichts solcher Ungerechtigkeit hätte er eigentlich versuchen müssen, das Land zu verlassen. Aber Sobek benahm sich nicht wie ein Feigling. Außerdem wäre diese Flucht einem Schuldeingeständnis gleichgekommen. Also konnte er nur noch auf ein Wunder hoffen.
Zusehen zu müssen, wie die Arbeit vieler Jahre zerstört wurde, ging ihm sehr zu Herzen. Da man die Leibwachen des Pharaos verdächtigte, mit ihrem Herrn gemeinsame Sache gemacht zu haben, hatte man sie in andere Einheiten versetzt und gegen Soldaten ausgetauscht, die keine Erfahrung im Umgang mit Anschlägen hatten. Wegen des Neids und der Missgunst unter den einzelnen Offizieren, von denen jeder den Wesir wegen einer möglichen Beförderung umschmeichelte, waren die Wachgänge rund um den
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