Die Verschwörung des Bösen
nicht in der Lage, dir zu helfen. Deshalb willst du dich jetzt beim Wesir beschweren. Du musst sehr triftige Gründe dafür haben.«
»Ja, Herr, die habe ich!«
In dem Bewusstsein, dass dies seine letzte Gelegenheit war, zu seinem Recht zu kommen, redete Spürnase viel zu schnell und verhaspelte sich dabei.
»Man hat mich angegriffen, mich verprügelt und mir mein Schiff gestohlen! Sie waren zu zweit und hatten Knüppel dabei. Sie haben mir sogar gedroht, mich zu töten, wenn ich mich wehre. Und das alles wegen der Zwangsarbeit! Um die Zeit gibt es doch gar keine. Deshalb habe ich mich geweigert und…«
»Wer waren die beiden Männer?«
»Wachleute.«
»Wachleute, bist du da ganz sicher?«
»Ja, Herr. Sie haben gesagt, dass sie im Auftrag von Sobek dem Beschützer handeln.«
Chnum-Hoteps Miene verdüsterte sich zusehends. »Kannst du das wiederholen und auf den Pharao schwören, dass du die Wahrheit sagst?«
Spürnase wiederholte und schwor.
»In welche Richtung sind sie gesegelt?«
»Nach Norden… Kriege ich denn jetzt eine Entschädigung?«
»Du bekommst von mir ein neues Schiff, Weizen, Bier, Öl und Kleidung. Außerdem lasse ich dich zu einem Arzt bringen, der dich untersuchen und behandeln soll. Deine Reise-und Aufenthaltskosten gehen auf meine Rechnung.«
»Und wird dieser Sobek verurteilt?«
»Wir gehen der Sache nach.«
Mit einer Beschreibung des Segelboots bewaffnet, auf dessen Segel Spürnases Name stand, begaben sich einige Schreiber zum Eingang des Hafens, der den Schiffen der
Sicherheitskräfte vorbehalten war.
»Was sucht Ihr denn?«, fragte ein mürrischer Wächter.
»Das ist eine allgemeine Überprüfung.«
»Habt Ihr einen schriftlichen Befehl von Sobek?«
»Nein, aber vom Wesir.«
»Ich gehorche nur Sobek.«
»Und Sobek gehorcht dem Wesir. Lass uns durch, sonst nehmen wir dich fest.«
Der Wächter gab sich geschlagen.
Die Männer brauchten kaum mehr als eine halbe Stunde, um Spürnases Boot zu finden, das zwischen zwei großen Schiffen der Flusswache versteckt lag.
25
»Was liegt denn nun schon wieder vor, Chnum-Hotep?«
»Diesmal handelt es sich wirklich um eine ernste Sache, Sobek. Ein Töpfer namens Spürnase ist von zwei
Wachmännern angegriffen und bestohlen worden, die ihn auf deinen Befehl hin zur Zwangsarbeit abholen wollten.«
»Jetzt ist nicht die Zeit dafür, und ich habe nichts dergleichen angeordnet!«
»Es gibt aber einen Beweis.«
»Welchen denn?«
»Die beiden Diebe haben das Boot ihres Opfers
mitgenommen. Und wir haben dieses Boot eben im Hafen der Wachmannschaften entdeckt.«
»Da treibt jemand ein gemeines Spiel mit mir!«
»Ich muss mich an die Tatsachen halten, Sobek. Unter deinen Leuten gibt es mindestens zwei Verbrecher. Ich will ja gerne glauben, dass man dich hinters Licht geführt hat, aber die Schuldigen müssen festgenommen werden, und zwar schnell. Andernfalls wirst du für diese schwere Straftat zur Verantwortung gezogen.«
Sobek ließ alle anderen Aufgaben ruhen und machte sich an eine gründliche Untersuchung seiner eigenen Leute.
Sie hatten eine niedrige Stirn, glanzlose Augen und Schultern wie Hafenarbeiter, aber jetzt waren sie reich. Gergu hatte gerade jedem der beiden falschen Wachleute ein
Ledersäckchen voller Halbedelsteine gegeben, die sie für gutes Geld verkaufen konnten.
»Das ist ja erstaunlich gut bezahlt«, meinte der Ältere anerkennend, »wo das Ding so läppisch war – den Töpfer verhauen, erschrecken und ihm sein Boot klauen, da gibt’s wirklich Schlimmeres!«
»Aber dass wir’s dann in diesen Hafen bringen mussten, war schon gefährlich.«
»Na ja, mitten in einer stockfinstren Nacht und mit einem völlig besoffenen Wächter war das auch nicht gerade schwierig! Habt Ihr nicht noch mehr so schöne Aufträge?«
»Leider nein«, bedauerte Gergu, »außerdem ist es besser, wenn wir uns nicht mehr begegnen. Aber in Sichern hat einer meiner besten Freunde eine schöne Überraschung für euch.«
»Bringt die noch mehr ein?«
»Viel mehr.«
»Um da hinzukommen braucht man eine Genehmigung.«
»Hier hast du eine Tafel, die zeigst du den Zollbeamten. Dann lassen sie euch ohne Schwierigkeiten durch.«
Der Mann ließ die Tafel in seinem Umhang verschwinden.
»Wie heißt denn Euer Freund?«
»Meldet euch beim Stadtvorsteher, er weiß Bescheid.«
Aha, dachte sich der Gauner, der Stadtvorsteher ist also auch gekauft, wie so viele andere! Wenn man für Gergu arbeitete, brachte man es wirklich weit.
Gergu
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