Die Verschwörung des Bösen
Bruder?«
»In einer Bruchbude in der Nähe des Hafens.«
Gergu erkundigte sich nach Einzelheiten, damit er das Haus ohne weiteres finden konnte.
»Wie heißt er?«
»Der Narbige. Ehrlich gesagt, war er schon immer ein bisschen streitsüchtig.«
»Dann hat er wahrscheinlich auch nicht nur einen Wachmann umgebracht, dein sauberer Bruder.«
»Er musste sich schließlich verteidigen! Nehmt Ihr uns jetzt fest?«
»Das kommt ganz darauf an«, antwortete Gergu
geheimnisvoll.
»Auf was kommt es an?«
»Auf eure Bereitschaft zur Zusammenarbeit, die von dir und deinem Bruder.«
»Und was sollen wir machen?«
»Du sollst nur den Mund halten, weiter wie bisher arbeiten und den anderen sagen, dass dein Bruder zurück nach Libyen gegangen ist.«
»Dann verhaftet Ihr ihn also doch!«
»Ich werde ihn fragen, ob er einen besonderen Auftrag bei der Betrugsbekämpfung übernehmen will«, sagte Gergu.
»Macht er das gut, bekommt er eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitserlaubnis. Damit wärt ihr beide rechtmäßig hier und könntet aufhören, euch wie gemeine Diebe aufzuführen. Sollte er sich allerdings weigern, sieht eure Zukunft düster aus.«
»Kann ich… kann ich vorher mit ihm reden?«
Gergu tat so, als würde er zögern. »Das entspräche aber nicht gerade den Vorschriften.«
»Bitte vertraut mir! Der Narbige könnte unangenehm werden, wenn ich ihn nicht vorbereitet habe.«
»Da verlangst du aber viel von mir. Na gut, ich will nicht kleinlich sein. Morgen redest du mit deinem Bruder, du stiehlst keinen Getreidesack mehr, und abends komme ich dann zu ihm. Sieh zu, dass du ihn überzeugst.«
»Ihr könnt auf mich zählen!«
27
Memphis gefiel Schiefmaul sehr. Ständig träumte er davon, die Speicherhäuser auszurauben und reich zu werden. Das war allerdings etwas schwieriger als das unauffällige Plündern einsam gelegener Bauernhöfe, die er dann unter seinen besonderen »Schutz« zu stellen pflegte.
Der haarige Koloss mit seinen gewaltigen Armen jagte seinen Opfern dermaßen viel Angst ein, dass sie kein Wort sagten und ihr Schutzgeld regelmäßig ablieferten.
Und Schiefmaul stellte zufrieden fest, dass sein kleines Vermögen langsam, aber stetig wuchs. Auf seinen Spaziergängen durch Memphis war er sich zwar immer seiner Verpflichtung gegenüber dem Propheten bewusst, gönnte sich aber auch gern etwas Vergnügliches.
Das Viertel, in dem sein Herr lebte, wurde auf allen Seiten von seinen Getreuen bewacht, die einen Fremden oder Neugierigen schnell entdeckten. Schiefmaul betrat den Laden, den ein Widerständler führte, der einen angenehmen Eindruck machte. Er verkaufte Sandalen, Matten und grobe Stoffe an eine einfache Kundschaft.
Mit einem Blick bedeutete er dem Neuankömmling, dass er nach oben dürfe.
Am Ende der Treppe versperrte ihm Shab der Krumme den Weg.
»Ich muss dich durchsuchen.«
»Ich glaube, du bist nicht ganz richtig im Kopf? Ich bin doch kein Unbekannter!«
»Der Prophet hat es angeordnet.«
»Pass bloß auf, dass ich nicht wütend werde, Shab!«
»Befehl ist Befehl.«
Die beiden Männer hatten sich noch nie gut verstanden. Shab der Krumme hielt Schiefmaul für einen miesen Ganoven, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht war; Schiefmaul verabscheute Shab, der seinem Herrn wie ein herrenloser Hund treu ergeben war.
»Wenn ich nach Memphis komme, habe ich keine Waffen bei mir. Falls ich durchsucht werde, kann ich ganz ruhig sein.«
»Das will ich aber überprüfen.«
Schiefmaul hatte nicht gelogen.
»Komm mit.«
Der Prophet saß in einem Raum, in den Fensterläden nur ganz wenig Tageslicht ließen.
»Wie geht es dir, mein tapferer Freund?«
»Bestens, Herr! Das Geschäft blüht. Ich bringe dir meinen Beitrag zu unserer Sache.«
»In welcher Form?«
»Zwei meiner Leute kommen nach. Sie lassen Edelsteine im Laden, die ich mit dem Geld meiner Schutzbefohlenen gekauft habe. Die Steine könnt Ihr gegen Waffen eintauschen.«
»Ich hoffe, du bist dabei sehr vorsichtig.«
»Ja, ich gehe kein unbedachtes Wagnis ein. Ich suche mir geeignete Bauernhöfe aus, bedrohe die Leute, wenn es sein muss, bedränge ich sie auch, dann stelle ich den Preis für meinen Schutz in Rechnung und erwarte sofortige Zahlung.«
»Mir hast du es zu verdanken, dass du auf einmal reich bist, Schiefmaul.«
»Ja, schon, aber übertreibt mal nicht, Herr. Der Unterhalt meiner Truppe kostet mich ein Vermögen.«
»Sind deine Leute nicht ein bisschen dick geworden?«
»Bestimmt nicht! Bei den
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