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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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gegenübergestellt. Sicher, dachte Henri, entgeht den Spähern dort oben keine einzige Bewegung, und jeder unerwünschte Fremde auf der Brücke kann mit einem Pfeilhagel bedacht werden. Dann gab er dem Pferd die Zügel frei und ritt durch eines der mächtigen Tore in die bedrohlichen Mauern seiner Feinde ein.
    Nachdem Henri sein Pferd zur tiefer liegenden Stadt, deren Häuser durch die seltsame Dachbedeckung mit flachen Hausteinen, Zinnen und Senkscharten auffielen, gelenkt hatte, tauchte er im Gewirr der verwinkelten Ansiedlung unter. Während er durch die holprigen, von Abfall überzogenen Gassen des ältesten Stadtteils und über neue prächtige Plätze der Kirchenstadt ritt, begann Ferrand plötzlich zu singen.
    Der Franzose musste etwas Abgefeimtes vorhaben, wenn er so fröhlich gestimmt war.
    Noch immer ragten überall in der Stadt Holzkräne und Gerüste auf, in die Fundamente hinein baute man die Mauern des neuen Papstpalastes. Steinmetze waren mit Eisenmeißeln an der Arbeit, aus großen Blöcken verwendbare Stücke herauszuhauen. Eine ausladende Schmiede befand sich etwas abseits. Fuhrwerke mit Schwellen, Bleiplatten und Röhren knarrten herum.
    Henri kannte das alles schon. Er näherte sich ohne weitere Umwege dem Gerichtshaus.
    In der Portiersloge empfing ihn ein bärbeißiger Mann in einer Phantasieuniform mit viel goldenem Lametta auf Brust und Schultern. Auf sein Nachfragen hin wurde er von ihm an den Richter Nosfour verwiesen, der die Fälle der Übergriffe durch Juden und ihre Strafverfolgung bearbeitete.
    Henri konnte nicht ahnen, dass er es war, der auf Drängen Ferrands das Auslieferungsersuchen für ihn nach Toledo entsandt hatte. Aber er sah das Aufglimmen in Ferrands Augen und ahnte etwas. Er spürte das Pergament, das er Ferrand abgenommen hatte, in seinem Brustbeutel, als wäre es heiß geworden. Henri wollte seinen Gefangenen für die Dauer der Unterredung in der dafür vorgesehenen Arrestzelle einschließen lassen, aber der Portier sah dafür keinen Grund. Wohl oder übel musste Henri Ferrand im Schlepptau zu Richter Nosfour mitnehmen.
    Der Maître empfing ihn in seiner Kanzlei.
    Henri verschwieg seinen wahren Namen und setzte dem Richter den Fall auseinander. »Das Dokument«, sagte er, »das Ferrand de Tours nach Toledo gebracht hat, in dem er die dortige Juderia und den Ritter Henri de Roslin verleumdet, ist gefälscht. Ich kann den Beweis dafür erbringen.«
    »Woher wisst Ihr das, guter Mann? Wer seid Ihr?«
    »Das tut nichts zur Sache. Nehmt Euch nur meines Gefangenen an. Ich will, dass er einen öffentlichen Prozess erhält und wegen Hetze verurteilt wird. Alles andere ist unwichtig.«
    Der Richter blickte Ferrand mit einem Einverständnis an, das Henri stutzig machte. »Nennt mir doch den Namen des Herrn Richters in Avignon«, sagte Henri, »der den Haftbefehl gegen Henri de Roslin ausgestellt hat. Auch ihn muss ich überzeugen.«
    »Die Akte muss ich erst heraussuchen. Ich kann den Verdächtigen Ferrand de Tours nicht auf einen bloßen Verdacht hin anklagen, das will untersucht sein. Aber ich werde ihn bis zur weiteren Verwendung in angemessene Verwahrung nehmen. Wo finde ich Euch in den nächsten Tagen?«
    »Ich habe noch kein Quartier. Nennt mir den Zeitpunkt, an dem ich hier wieder vorstellig werden kann. Ich bin ständig zu jeder Zeugenaussage bereit.«
    »Sehr schön.« Der Richter rief zwei Wachen herein und ließ Ferrand abführen. Dann lächelte er Henri an. »Ihr könnt Euch zurückziehen. Kommt morgen zur gleichen Zeit in die Kanzlei.«
    Henris ungutes Gefühl verstärkte sich immer mehr. Er sagte: »Aber wollt Ihr nicht meine Aussage zu Protokoll nehmen? Ich klage Ferrand der Volksverhetzung und des Aufruhrs an!«
    »Kommt morgen wieder. Dann sehen wir weiter.«
    Ferrand mischte sich ein. »Habt Ihr nicht gehört? Ihr seid unerwünscht! Eure Anklage ist lächerlich, meine Unschuld wird sich durch die Arbeit des Herrn Untersuchungsrichters schnell erweisen.«
    Henri musste wohl oder übel gehen. Er machte sich Vorwürfe, dass er Ferrand, der für ihn ein Pfand darstellte, aus der Hand gab. Spätestens jetzt ahnte er, dass sein Plan nicht aufgehen würde. Von jetzt an bestimmte die Gerichtsbarkeit die Spielregeln – und die tanzte nach der französischen Pfeife.
    Und als müsste er Ferrand zum letzten Mal in die Augen sehen, trat Henri nahe an seinen Todfeind heran und sagte: »Bei Gott, wir machen viel Aufhebens mit dir, Ferrand! Das bist du nicht wert, denn du tust

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