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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Pferd?«
    Henri streifte die weiße Mönchskutte über. »Draußen angebunden. Willst du etwa mit mir reiten?«
    »Haben wir Templer und armen Brüder Christi nicht früher immer zu zweit auf einem Pferd gesessen? Na also. Gehen wir, bevor es zu spät ist!«
    Die beiden so ungleichen Männer schlüpften auf dem dunklen Gang des Klosters hinaus. Henri war groß und breitschultrig, Gottfried nicht mehr als mittelgroß und schmal. Aber die Kutten verwandelten beide in die gleichen frommen Brüder eines Ordens, der im Land mächtig war, weil er die Inquisition anführte.
    Deshalb kamen sie auch ungehindert aus dem Palast heraus und die Straßen hinunter. Kein Mensch wunderte sich über die beiden Mönche auf dem Araberhengst, auch wenn dieser zu stolz und zu prächtig dahintrabte, um im Besitz armer Brüder zu sein.
    Gottfried machte Umwege. Er kannte sich so gut in Avignon aus, dass er wusste, wo die Gefahr am wenigsten drohte. Sie kamen schließlich an ein Torhaus, in dem es eine niedrige Pforte gab.
    »Sie wird benutzt von Mägden, die frühmorgens die Milch von den Weiden holen und bringen. Nur wenige kennen sie.«
    Gottfried stieg vom Pferd und schob Barq weiter.
    »Du kommst nicht mit, nicht wahr?«, fragte Henri.
    »Mein Platz ist hier. Aber lass uns einen Treffpunkt verabreden, wo wir über das Zurückliegende sprechen können, Henri.«
    »Du kennst Uzès, dort, wo Clemens begraben wurde? Ich werde in drei Tagen mit meinen übrigen Gefährten dort auf dich warten, Gottfried. Vielleicht kannst du dich dann entschließen, dich uns anzuschließen. Dieses Land ist noch ein Sündenpfuhl, bald wird es ein Paradies sein. Aber dafür müssen wir noch viel tun. Und ich wäre stolz, dich an meiner Seite zu haben!«
    »Wir werden sehen. Und nun reite zu deinen Gefährten! Gott mir dir!«
    »Und mit dir, Bruder!«
    Henri bestieg sein Pferd und ritt davon. Er musste die Stadt ganz umrunden, um seine Gefährten zu erreichen. Bald verlor er sich in der Ferne. Ein kleiner Punkt in einer endlosen Landschaft.
     
     
    Drei Tage später trafen sich sechs Männer in Uzès, nordwestlich von Avignon.
    Zwei davon wollten sich hier, im Anblick des päpstlichen Grabes, von den anderen verabschieden. Das waren die beiden jungen Sarazenen. Sie wollten nach Toledo zurückkehren. Sie versprachen, besonders auf die jüdische Aljama aufzupassen und Theophil von Speyer zu grüßen. Henri trug ihnen auch einen Gruß an die junge Jüdin Azaria auf.
    »Bis das Jahr sich rundet, bin ich wieder in Toledo an der Seite der Juderia und aller ihrer wunderbaren Menschen«, kündigte Henri an.
    Aber noch während er so sprach, zweifelte er daran, ob er diesen Wunsch würde erfüllen können. Denn vor ihnen lag eine Zeit der Gefährdungen und Kämpfe.
    Während sie auf Uzès zugeritten waren, um dort Gottfried von Wettin zu treffen, hatten die jungen Sarazenen, vielleicht um ihren Ungehorsam vergessen zu machen, alles über den Tempelorden wissen wollen. Und Henri erzählte bereitwillig darüber, denn es erleichterte ihn, an bessere Zeiten zurückzudenken, als die Templer noch in Freiheit waren.
    »Nach dem Ende der Kreuzzüge zogen wir uns in die Provinzen zurück, in die die Verwaltung des Tempels eingeteilt war – nach England, Poitou, Aragon, Portugal, Ungarn, Apulien und natürlich nach Frankreich. Die oberste Gewalt unseres Ordens lag damals beim Großmeister, der auf Zypern residierte. Ihm unterstanden die Komture der Provinzen, auch Meister genannt. Dann folgten die Komture der mehr als neuntausend Höfe und großen Komtureien. Sie verwalteten die Festungen, Domänen und landwirtschaftlichen Güter des Tempels und führten den Befehl über die Ritter, Knappen und Servientenbrüder, die häusliche Dienste und die Landarbeit verrichten mussten. Visiteure des Ordens reisten von Komturei zu Komturei, um sie zu inspizieren, und erstatteten den Meistern Bericht.«
    »Ein gewaltiger Orden! Wie konnte er so schnell und ohne Gegenwehr zerschlagen werden?«
    »Darüber denke ich auch oft nach. Ich weiß keine Antwort. Auch die Juden leisten keinen Widerstand, wenn man sie deportiert und ihre Wohnorte zerstört. Es hat etwas mit Gottvertrauen zu tun. Damit, dass man nicht glauben kann, der Herr verlasse einen wirklich. Müssen nicht hinter allen Geschehnissen ein Wille und ein Plan Gottes stehen?«
    »So weit, so gut. Aber was war mit den Gefolterten in den Kerkern? Spätestens da mussten doch alle wissen, dass Gott sich von ihnen abgewendet hatte! Es sei

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