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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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ist die Falltür zum Keller, durch den ich hergekommen bin. Die Stadt unter der Stadt, Quirins Reich, verfügt über Hunderte Öffnungen ins Freie, und das hier ist eine davon.
    Aber die Klappe ist geschlossen, und bis ich sie aufgehebelt habe, wird der Junge hier sein, und zweifellos wird er den anderen erzählen, dass er jemanden gesehen hat, und …
    Ich löse das Tuch, das ich um den Hals trage, und binde es mir ums Gesicht, lasse nur die Augen frei. Die hochgeschlagene Kapuze verdeckt mein Haar. Natürlich wird das alles nicht helfen, wenn die Clanleute dem Jungen nachlaufen und mich entdecken, aber vielleicht macht mein Aussehen ihm Angst. Wenn er mich für einen Scharten oder Schlitzer hält, wird er zurücklaufen, so schnell seine Beine ihn tragen.
    Ein kurzer Blick über die Mauer. Der Kleine ist fast da, ich kann seinen keuchenden Atem hören – aber er kommt nicht alleine.
    Sandor ist ihm dicht auf den Fersen, erwischt ihn, bevor er die Ruine erreicht, hebt ihn hoch und drückt ihn an sich. Der Junge verbirgt das Gesicht an seiner Brust, der schmale Rücken zittert.
    »Alles ist gut.«
    Sandor spricht beruhigend auf das Kind ein, doch sein Blick liegt auf mir. Ohne Überraschung. Er ist einer der wenigen, die wissen, dass ich und die anderen uns noch immer im Territorium der Schwarzdornen befinden. Hat Quirin ihm gesagt, dass ich das Ritual mit ansehen wollte? Ist Sandor so schnell gerannt, weil er wusste, dass der Junge mich hier entdecken würde?
    Ein kurzes Lächeln, kaum sichtbar. Dann wendet er sich um und trägt das Kind zu den anderen zurück.
    All sein Protest nützt dem Kleinen nichts. Was jetzt folgt, entspricht dem, was ich als Sphärenbewohnerin über die Clans zu wissen glaubte. Sie zerren ihn auf die Hecke zu und nun ist sein Brüllen herzzerreißend. Er schlägt um sich, tritt, wirft sich zu Boden; seine Mutter hat sich abgewendet und eine Hand vor den Mund gelegt.
    Sie werden ihn hineinwerfen, ohne dass er sein Gesicht schützen, ohne dass er die Zweige zur Seite schieben kann. Die anderen haben Kratzer an Armen und Beinen, während er mit etwas Pech sein Augenlicht verliert.
    Irgendwann hebt Sandor die Hand. Was er sagt, verstehe ich nicht, aber die Clanleute bleiben stehen. Der Junge blickt hoch und sein Weinen verebbt, während er gemeinsam mit den anderen beobachtet, wie Sandor erst seine ledernen Handschuhe, dann sein Wams abstreift. Aus der Hose steigt. Am Ende steht auch er nur noch in Stiefeln und einer Art Lendenschurz da. Mit einem großen Schritt tritt er in die Dornenhecke, von dort streckt er dem Jungen die Arme entgegen.
    Sehnen, Muskeln und Narben. Nicht einfach, das aus dieser Entfernung auseinanderzuhalten. Sandors Oberkörper gleicht einer Landkarte und ich frage mich, ob ich sie lesen könnte, wenn der Abstand zwischen uns kleiner wäre.
    Immer noch müssen sie den Jungen auf die Hecke zuschieben, doch sein Widerstand ist größtenteils erlahmt, er wird jetzt durchgehen, das sehe ich an seiner Körperhaltung. Er sucht bereits nach der Stelle im Gestrüpp, die am ungefährlichsten aussieht.
    Sandor bewegt sich rückwärts. Noch einmal zeigt er, wie man am besten die Augen schützt, und diesmal macht es der Junge ihm nach. Tritt in die Hecke und durchquert sie, ohne einen einzigen klagenden Laut von sich zu geben.
    Auf der anderen Seite lässt er sich von Quirin auffangen, der ihn lachend an sich drückt, bevor er die Kratzer an Armen und Beinen abtupft. Der Kleine hat sich zusammengekauert, und wenn ich mich nicht täusche, ist er drauf und dran, vor Erschöpfung einzuschlafen.
    Ich ziehe mich leise zur Falltür zurück. Den Rest der Zeremonie muss ich nicht mit ansehen, ich habe genug. Mit der dafür vorgesehenen Eisenstange heble ich die Tür auf und steige zurück in die Dunkelheit.
    Es ist mir auch nach all den Wochen, die wir nun bereits in der Finsternis unter der Erde leben, nicht gelungen, mich mit ihr anzufreunden. Quirin hat mir empfohlen zu warten, nach ein oder zwei Minuten würden sich die Augen daran gewöhnen.
    Aber meine Augen wissen davon nichts. Ich lehne mich an die Mauer zu meiner Rechten und taste mich vorsichtig voran, prüfe bei jedem Schritt, wohin ich ihn setze.
    Die Gänge unter der Stadt sind wie alte Höhlen. Jeder Laut klingt hier hohl, die Wandziegel sind feucht und kalt. Wasser tropft von den Decken, jeder Tropfen erzeugt einen anderen Ton, es ist wie Musik, das Lied der kühlen Dunkelheit.
    Es gibt Stablampen, aber nur wenige. Kostbare

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