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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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nur eine Winzigkeit unstimmig war, wird er sie zumindest angezweifelt haben.
    Das hoffe ich. Ich möchte glauben können, dass er in seinem Quartier am Schreibtisch sitzt und auf die verschneiten Hügel hinaussieht, die wie weiße Wellen sind. Dass er mir gute Gedanken hinausschickt in die Weite.
    Schon um seinetwillen darf ich meine Übungen nicht aufgeben. Vielleicht gibt es unter Quirins Schätzen noch eine Spiegelscherbe, die er mir leihen kann; Tycho erwürgt mich, wenn ich eine aus seiner Beleuchtungskonstruktion entferne.
    So. Hier ist die Abzweigung, ich muss mich nach links wenden. Jetzt ist es nicht mehr weit, noch knapp siebzig Schritte, dann werde ich zur Rechten auf ein eisernes Tor stoßen.
    Ich beeile mich zu sehr und stolpere prompt, vermeide nur mit Mühe einen Sturz. Ermahne mich selbst. Wozu die Ungeduld? Ich werde ohnehin warten müssen, es dauert immer einige Zeit, bis jemand die Tür öffnet.
    Da ist sie. Und da ist die Kette, an der ich ziehen muss, um mich bemerkbar zu machen.
    In den Minuten, die vergehen, übe ich weiter. Zweifel. Begeisterung, aber nicht plump, sie soll nur aus den Augen leuchten. Betroffenheit. Ungerührtheit.
    Ich bin gerade bei offener Feindseligkeit, als jemand das Tor öffnet, überraschend schnell. Fiore.
    »Was machst du denn für ein Gesicht?«
    Die Verlegenheit, die sich jetzt in meiner Miene abzeichnet, muss ich nicht spielen. »Tut mir leid, das hatte nichts mit dir zu tun. Ist Quirin da?«
    Fiore fährt sich durch ihr stachelkurzes Haar, als müsse sie nachdenken, dann macht sie einen Schritt zur Seite und lässt mich eintreten. Das spärliche Licht, das den Korridor erleuchtet, färbt ihr Gesicht orange. »Ja, aber erst seit einer halben Stunde. Ich weiß nicht, ob er jetzt schon Zeit hat, in den Tiefspeicher zu kommen.«
    Hinter uns fällt das Tor mit einem Krachen ins Schloss. Fiore sperrt zusätzlich mit einem altertümlich wirkenden Schlüssel ab.
    »Ihr könntet euch übrigens angewöhnen, gemeinsam hier einzutreffen. Egal ob ich Tordienst habe oder jemand anderes, wir sind auf jeden Fall dankbar, wenn wir nicht alle fünf Minuten den ganzen Weg hinunter- und wieder zurücklaufen müssen.«
    Selbstverständlich hat sie recht. Nur dass Aureljo und Dantorian nach dem Frühstück zu schnell fort waren, es kaum erwarten konnten, mit ihren Plänen voranzukommen. Sie haben es so eilig damit, sich um Kopf und Kragen zu bringen.
    »Ich werde ab jetzt darauf achten. Tut mir leid.«
    Über ihre Schulter hinweg grinst Fiore mich spöttisch an, sagt aber nichts. Was sie vermutlich Überwindung kostet, sie ist normalerweise nicht sparsam mit spitzen Bemerkungen, und da sie klug ist, trifft sie mit ihren Worten oft ins Schwarze. Ich frage mich, welche ihrer Fähigkeiten genetisch veranlagt sind und wie viel davon Quirins Werk ist. Sie hilft ihm in der Bibliothek, seit sie acht ist, kennt jeden Gang, jedes Regal und unzählige Bücher. Nicht alle natürlich, aber das würde niemand schaffen. Es waren einmal über sieben Millionen, hat Quirin mir erzählt. Ein großer Teil davon wurde verheizt. In der eisigen Kälte der langen Nacht und der Zeit, die darauf folgte, war den Menschen Wärme wichtiger als Wissen.
    »Bisschen schneller, wenn’s geht, ich habe heute noch etwas anderes vor.« Fiore nimmt immer zwei Stufen auf einmal, mit ihr Schritt zu halten, ist nicht einfach.
    »Und zwar … was?«, keuche ich.
    »Ich begleite die Sammler. Letztens hat Andris ein Gerät zerstört, das wir gut hätten brauchen können, ich will ihm auf die Finger sehen.«
    Zu meiner eigenen Verwunderung identifiziere ich das, was in mir aufflackert, als Neid. Ich war selbst draußen mit den Sammlern, mit Andris, habe verfallene Häuser nach unentdeckten Schätzen aus Holz, Eisen und Plastik durchsucht. Nach geheimnisvollen Relikten einer vergangenen Zeit, in der alles an Kabeln gehangen haben muss.
    Die Arbeit war anstrengend, aber faszinierend. Es war, als könnte ich durch die Jahrhunderte greifen und die Menschen von damals berühren. Außerdem befand ich mich unter freiem Himmel. In den Ruinen pfiff der Wind und immer wieder schimmerte eine warme Sonne durch die Wolken, um in manchen unvergesslichen Momenten hervorzubrechen und die Welt aufstrahlen zu lassen. Das ist nichts, worauf ich leichten Herzens verzichte.
    Wir haben das richtige Geschoss erreicht und ich komme wieder zu Atem. Die Nachwirkungen meiner Verletzung sind immer noch spürbar, der Ring um meinen Hals – da, wo der

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