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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Hamilton erschrocken und setzte sich hastig auf den Stuhl, den er eben noch verschmäht hatte. „Sie wollen doch hoffentlich nicht sagen, dass ich Sie verlassen muss?“
    „Doch“, erwiderte sie und seufzte erneut. „Es tut mir sehr leid, wir werden Sie ganz sicher vermissen, und wenn ich Sie nicht missverstehe, so gehen Sie ungern, aber ...“
    „Ich habe in Ihrem Hause sieben der glücklichsten Monate meines Lebens verbracht ...“, sagte Hamilton bestürzt.
    „Sechs Monate und eine Woche“, korrigierte ihn Madame Rosenberg, „Sie waren zwei Wochen bei Havard, wie Sie sicher noch wissen, und ich werde bei meiner Abrechnung natürlich vierzehn Tage abziehen ...“
    „Was wird aus Fräulein Isabelle?“, fragte Hamilton, der ihre letzten Worte gar nicht gehört hatte.
    „Sie kommt mit mir aufs Land. Ich habe meinem Mann, Gott hab ihn selig, auf dem Totenbett versprochen, dass sie mein Haus nicht verlassen muss, es sei denn es ist ihr eigener Wunsch, und dass sie stets zurückkehren kann. Ich habe ihm auch versprochen, dass sie dieselbe Aussteuer bekommen wird wie ihre Schwester, wenn sie heiraten sollte.“ Sie zog ein Taschentuch hervor und tupfte damit ihre Tränen weg. „Wir haben fast zehn Jahre sehr glücklich in diesem Haus gelebt, aber … ich kann nicht länger hier bleiben … das Haus … die Möbel … selbst München kann ich nicht mehr ertragen. Ich werde in das Haus meines Vaters zurückkehren. Franz bleibt auf der Kadettenschule, wie es sein Vater gewünscht hat, Gustel wird seinem Großvater als Schmied folgen, denn er ist kein fleißiger Schüler, und was aus Peppi einmal werden wird, wird sich zeigen.“
    „Nehmen Sie mich mit aufs Land!“, sagte Hamilton.
    Madame Rosenberg blickte ihn an, als spräche er im Fieber.
    „Ich meine es ernst!“, betonte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Das ist kein Ort für Sie“, sagte sie, „und mein Vater wäre ganz sicher nicht nach Ihrem Geschmack. Ihre Eltern wären sicher nicht damit einverstanden, dass Sie München mit all seinen Vorteilen einer Großstadt verlassen, um sich in einem kleinen Dorf zu langweilen.“
    Hamilton widersprach ihr nicht, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, Isabelle so plötzlich zu verlassen. Wollte er Madame Rosenberg dazu bringen, ihn mitzunehmen, musste er es geschickt anstellen. Deshalb seufzte er und sagte mit scheinbarer Resignation: „Dann werde ich die nächsten Monate wohl im Hotel bei Havard wohnen müssen, etwas anderes wird mir nicht übrig bleiben.“
    „Bei Havard!“, rief Frau Rosenberg. „Wahrscheinlich um ständig Soupers zu geben und jede Menge Champagner zu trinken! Sie werden das Geld zum Fenster hinauswerfen!“
    „Wohin sollte ich sonst gehen? Soll ich etwa eine eigene Wohnung mieten und mir eine Haushälterin nehmen?“
    „Nein, sicher nicht – aber es wird sich doch sicher eine andere Möglichkeit finden. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Madame Berger vorschlagen würde, Sie bei sich aufzunehmen, falls der Doktor nichts dagegen hat.“
    „Ich hätte nichts dagegen“, antwortete Hamilton und biss sich auf die Lippen, um ein Lachen zu unterdrücken, als er hinzufügte: „Sie ist eine wirklich reizende junge Frau, und ich bezweifle nicht, dass ich mich heftig in sie verlieben würde, wenn ich Zeit und Gelegenheit dazu hätte. Deshalb können Sie mir eigentlich nicht zu diesem Arrangement raten – jedenfalls würde ich Sie dafür verantwortlich machen, weil Sie mich in Versuchung geführt haben.“
    „Guter Gott, dafür will ich nun wirklich nicht die Verantwortung übernehmen!“, rief Madame Rosenberg bestürzt. „Olivia ist so leichtsinnig und gedankenlos und der Doktor ist nie zuhause … ich sehe ein, dass das nicht anginge. Aber ich hätte wirklich gedacht, dass Sie zu vernünftig für so etwas wären.“
    „Bei einem Mann in meinem Alter siegen die Gefühle am Ende immer über die Vernunft … Wenn der Major nicht so eifersüchtig wäre, so könnte ich vielleicht bei Sophie wohnen ...“
    „Das würde der Major niemals zulassen!“
    „Dann habe ich keine andere Wahl als zu Havard zu gehen, wenn Sie mich nicht behalten“, fuhr Hamilton fort. „Liebe Madame Rosenberg, lassen Sie mich mit Ihnen kommen, ich habe eine Ahnung, dass es das einzige Mittel ist, um mich davon abzuhalten, Unheil anzurichten. Ich könnte sicher alle paar Tage nach München fahren oder reiten.“
    „Aber ich habe keinen Platz für Sie!“, rief sie völlig ratlos. „Was ist mit

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