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Die Versuchung

Die Versuchung

Titel: Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jemima Montgomery
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Gustel ungeduldig, „ich will den schwarzen mit dem Pferdekopf haben!“
    Aber Isabelle schob ihn beiseite und sagte leicht verlegen zu Hamilton: „Sie waren lange im Zimmer meiner Mutter.“
    „Nicht länger als nötig war, um sie dazu zu bewegen, mich mit aufs Land zu nehmen. Wir werden sicher schöne Spaziergänge im Eichenwald machen. Waren Sie schon einmal in diesem Eisenwerk?“
    „Nur als Kind“, sagte Isabelle lächelnd. „Ich erinnere mich an den ständigen Lärm der Schmiedehämmer und dass das Haus davon erbebte und die Fenster schmutzig waren.“
    „Wir werden uns sicher an den Lärm gewöhnen“, sagte Hamilton.
    „Es ist seltsam – die Mama hat mir gesagt, dass sie Sie auf keinen Fall mitnehmen wird – wie haben Sie sie überredet?“
    „Das kann ich Ihnen alles erzählen, wenn ich nach Hause komme. Entschuldigen Sie mich, so gut Sie können, wenn ich heute Abend spät kommen sollte.“
    „Wohin gehen Sie?“
    Er flüsterte ihr etwas zu und eilte davon.
     
    Als Hamilton spät am Abend noch nicht zurückgekehrt war, begann Madame Rosenberg unruhig zur Uhr zu blicken, doch der Besuch von Madame Berger lenkte sie ab. Olivia beklagte sich bitter über ihren Mann, der es strikt abgelehnt hatte, Hamilton in seiner Wohnung aufzunehmen.
    „Er sagt, dass ich zu jung sei – und er zu oft abwesend sei – und dass die Leute reden könnten! Haben Sie je etwas derart Lächerliches gehört?“
    „Ich glaube, dass er recht hat“, sagte Frau Rosenberg, „Sie sind wirklich zu jung.“
    „Es wundert mich, dass Ihnen nie aufgefallen ist, dass Ihre Stieftöchter nicht älter sind als ich“, bemerkte Olivia spitz.
    „Das ist etwas Anderes“, antwortete Madame Rosenberg. „Wir sind eine Familie mit mehreren Kindern, und wo die Eltern im Hause sind ...“
    „So? Und trotzdem hat sich Sophie in Herrn Hamilton ernsthaft verliebt und ...“
    „Wer hat Ihnen das gesagt?“, rief Madame Rosenberg erstaunt.
    „Meine eigenen Augen“, erwiderte Frau Berger. „Sie sehen also, dass auch die Gegenwart der Eltern so etwas nicht verhindern kann.“
    „Sophie ist jetzt glücklich verheiratet ...“
    „Das bin ich auch – auch wenn ich lieber Theodor Biedermann als den Doktor genommen hätte, wie Sie sehr gut wissen. – Du brauchst mich nicht so erstaunt anzusehen, Isabelle. Man könnte beinahe glauben, dass du davon zum ersten Mal hörst, aber Sophie hat es dir natürlich längst erzählt … Mit Ausnahme meines guten alten Doktors gibt es vermutlich niemanden aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, der nicht wüsste, dass ich mir wegen Theo beinahe die Augen ausgeweint hätte.“
    „Und du hast es dem Doktor bis heute nicht gesagt?“, fragte Isabelle. „Hast du dich nicht dazu verpflichtet gefühlt ...“
    „Nein, Mademoiselle, ich habe mich nicht dazu verpflichtet gefühlt, meinen häuslichen Frieden zu stören“, antwortete Olivia schnippisch. „Ich überlasse es dir, solche Geständnisse zu machen, wenn du erst einmal verheiratet bist.“
    „Ich fürchte, auf dem Land wird es nicht viele Heiratskandidaten für Isabelle geben“, sagte Madame Rosenberg. „Unser einziger direkter Nachbar ist der Förster ...“
    „Du lieber Himmel!“, rief die Doktorin. „Einen Förster würde Isabelle nicht einmal ansehen, wenn er nicht zufällig ein Graf oder ein Baron wäre. Wenn Herr Hamilton ein Lord oder irgendetwas dergleichen wäre, dann hätte sie nie die geringste Abneigung gegen ihn empfunden, das kann ich Ihnen versichern.“
    „Olivia, ich bitte dich!“, rief Isabelle so laut, dass ihre Stiefmutter zusammenzuckte, während Madame Berger theatralisch ausrief: „Meine Liebe, ich weiß wirklich nicht, was dich daran stört, dass ich es ausspreche.“ Und mit einem Blick aus dem Fenster fuhr sie fort: „Sehen Sie, da kommt er gerade, und ich wage zu behaupten, dass er es mit jedem englischen Lord aufnehmen kann. Er ist der schönste Mann, den ich je gesehen habe, ein Prachtexemplar von einem Engländer, ein Beau, un amour !“ 
    „Olivia, Sie müssen verzeihen, dass ich Sie darauf aufmerksam mache, dass ihre Worte für eine verheiratete junge Frau völlig unpassend sind“, bemerkte Madame Rosenberg vorwurfsvoll.   
    „Ach, das ist doch nicht mein Ernst! Haben Sie vergessen, dass ich stets spreche ohne zu denken? Isabelle dagegen denkt vielleicht ohne zu sprechen ...“
    „Isabelle denkt sicher nicht in diesen Worten an Herrn Hamilton, meine Liebe“, sagte Madame Rosenberg. „Isabelle, sag

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